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Bedrohliches Grau baute sich um ihn herum auf. Eine dicke Nebelwand in der sich unförmige Schatten bewegten. Sie kamen ihm nicht näher, aber dennoch jagten sie ihm Angst ein.

Pietro ließ die Schultern sinken und überlegte in welche Richtung er heute gehen sollte. Letztendlich war es egal, da er sowieso an kein Ziel gelangte, aber die ganze Nacht an Ort und Stelle verbringen wollte er auch nicht. Vielleicht bekäme er einen Hinweis darauf wo er sich befand.

Der Blonde schloss für einen Moment die Augen, drehte sich und öffnete sie wieder. Auch hier Grau wie überall. Langsam setzte er sich in Bewegung.

Er wusste nicht, warum er Nacht für Nacht an diesem Ort gelangte. Seitdem er das erste Mal vor mehreren Wochen hier aufgewacht war, war er jede Nacht hier. Meist geschah hier nichts Besonderes, aber es schien ihm, als wollte sein Geist ihm irgendetwas damit sagen. Seiner Schwester konnte er hiervon nichts erzählen. Denn sie sah ihn immer so an, als wenn er etwas verloren hätte und sie sei diejenige, welche den Verlust am meisten betrauerte. Oh, er wusste ganz genau was er durch diesen Unfall verloren hatte. Dafür braucht er Wanda nicht. Er spürte ganz genau diese Leere in sich. Etwas, was besser wurde, sobald er sich in der Nähe der anderen befand.

Pietro schnaubte. Offenbar hatte er Freunde unter seinen ehemaligen Feinden gefunden. Etwas was er nie für möglich gehalten hatte. Er hatte es bisher noch keinem gesagt, aber allmählich kehrte dieser Teil seiner Erinnerung zurück. Zwar langsam, aber stetig.

Der Blonde blieb stehen. Nur eines fehlte noch komplett. Natürlich hatte er die Blicke zwischen seiner Schwester und diesem Mädchen bemerkt. Starks Tochter.

Joanna.

Heftig biss er seine Zähne zusammen, als wieder dieses Kribbeln in seinem Bauch begann. Pietro wusste ganz genau was das zu bedeuten hatte. Aber er konnte, nein er wollte es nicht akzeptieren.

Mit dem Vater konnte er sich noch arrangieren das sich da eine gewisse Freundschaft entwickelt hatte. Aber sich in dessen Tochter zu verlieben ging ihm dann aber doch zu weit.

Wobei...

Er senkte den Kopf und sah zu seinen Füßen. Sobald sie ihm begegnete und er diese traurigen Augen sah, musste er jedes Mal seinen Körper davon zurückhalten sie in den Arm zu nehmen. So als wüsste sein Körper instinktiv was zu tun sei, während sein Geist es noch verleugnete. Was der Grund war, weswegen er ihr konsequent aus dem Weg ging. Zumindest versuchte er es.

Ihr Aufeinandertreffen in der vorherigen Nacht, war nicht geplant gewesen. Aber die Abschlussfeier war ermüdend und er wollte nicht warten, bis der Aufzug wieder leer war. Also war er eingestiegen und dann war im Verlauf ihres kurzen Wortwechsels, aus den Tiefen seines Geistes dieser eine Satz aufgetaucht. Etwas, was gefährlich an einer dunklen Stelle in seinen Erinnerungen kratzte. Er hatte die aufkeimende Hoffnung in ihrem Blick bemerkt, aber es ging einfach nicht. Also war er geflohen.

Der Blonde seufzte und ließ die Schultern hängen. Das war auch ein weiterer Grund, weshalb er sich eine Freundin gesucht hatte. Er wollte herausfinden, ob es mit einer Frau an seiner Seite besser werden würde. Ob die beinahe schmerzhafte Sehnsucht nach Starks Tochter vergehen würde. Eine wahrhaft dumme Idee, aber er war ab einem gewissen Zeitpunkt wirklich verzweifelt gewesen.

Langsam setzte Pietro sich wieder in Bewegung. Leider hatte die Verbindung mit Missy nicht den gewünschten Effekt. Unter all den New Yorker Frauen war ihm genau diese Blondine ins Auge gestochen. Optisch und auch vom Auftreten her das genaue Gegenteil von Joanna. Aber dennoch in manchen Details schmerzlich vertraut. Pietro schnaubte wieder. Ironie des Schicksals, dass beide Mädchen Cousinen waren.

Missy war eine willkommene Ablenkung. Aber Pietro wusste, dass er sich letztendlich seinen verlorenen Erinnerungen würde stellen müssen. Denn sein Körper war ein ziemlich mieser Verräter. Er reagierte nicht so wie er sollte. Zumindest nicht auf seine Freundin.

Joanna hingegen.

Es erschien ihm wie Verrat sich die Jüngere vorzustellen, damit sein Körper angemessen reagierte, während er bei Missy war. Hinterher war er absolut erschöpft gewesen und hatte sich auch beschmutzt gefühlt. Also verweigerte er diese Art von Berührung. Die Blondine schien damit momentan zufrieden zu sein, aber er fühle ihre schwelende Ungeduld.

Pietro ließ einen frustrierten Laut vernehmen und blieb abrupt stehen. Seine Umgebung hatte sich verändert. Die grauen Nebelschwaden um ihn herum waren fast verschwunden. Inzwischen wusste er, dass dies ein Zeichen für sein baldiges Erwachen war.

Er schloss die Augen und wartete.

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Ein Sonnenstrahl kitzelte die junge Frau an ihrer Nase und brachte sie zum Niesen. Jo schlug ihre Augen auf und sah sich für einen Moment verwirrt um. Noch vor einem Moment war sie doch noch an dem grauen Nebelort in ihrem Inneren gewesen.

Sie runzelte nachdenklich die Stirn. War es tatsächlich der ihre gewesen? Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr Zweifel kamen ihr. Ihr eigenes Nebelreich kannte sie inzwischen.

Aber wessen war es dann? Joanna wusste noch, dass sie sich langsam darin fortbewegt hatte. Aber sobald sie versuchte sich an die Person oder ein weiteres Detail zu erinnern, verschwamm selbige und wurde undeutlich.

Frustriert drehte sie sich auf die Seite und sah aus dem Fenster. Wie jeden Morgen beobachtete sie wie das Licht der Morgensonne stetig zunahm.

Schließlich seufzte sie und setzte sich langsam auf. Jo wusste, dass es nichts brachte weiter darüber nachzugrübeln. Wenn die Zeit reif dafür war, dann würde sie schon alles erfahren. Bis dahin musste sie geduldig sein.

Joanna verzog ihr Gesicht. Dabei war sie nicht der geduldige Typ. Schließlich schwang sie ihre Beine aus dem Bett und stand auf. Es wurde Zeit für einen neuen Tag im Tower.

An ordinary extraordinary LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt