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Unbehaglich rutschte Jo auf dem Sofa herum. Einen Moment hoffte sie, dass es der Frau nicht auffallen würde. Ein Blick zu dieser bestätigte ihr aber, das sie umsonst hoffte. Diese Frau lächelte immer noch und Jo sah eine gehörige Portion Genugtuung in diesem Lächeln. Eine Gänsehaut zog sich über Joannas Rücken, als das Lächeln weiterhin andauerte. Jo wurde das Gefühl nicht los, dass irgendetwas mit dieser Frau nicht in Ordnung war. Sie wirkte zu berechnend. Irgendwie zu glatt.

Etwas stimmte da nicht!

„Nun meine Liebe können wir uns ganz ungestört unterhalten." Erwiderte die Beamtin beinahe mütterlich und legte eine kalte Hand aufJoannas. Diese verzog nur leicht ihr Gesicht und zog ihre unten liegende Hand hervor. Es war ihr ganz und gar nicht Recht, dass eine Fremde sie so vertraut berührte.

„Und  was wollen sie mit mir besprechen, bei dem mein Vater nicht anwesend sein soll?" Fragte Jo und sah dabei aus dem Fenster hinaus. Sie mochte diese Frau nicht. Sie war ihr zutiefst zuwider.

„Das kommt ganz auf dich an." Beantwortete die Ältere die Frage. „Es gibt immer etwas, was man in Gegenwart der Eltern nicht erzählen will. Nicht erzählen kann." Dabei sah sie mit leicht zusammen gekniffenen Augen zu der Jüngeren.

Joannas Unwohlsein verstärkte sich immer mehr. Dieser Blick hatte allmählich etwas Stechendes. Als würde sie mit einem Blick in Jos Gedanken eindringen wollen. Aber sie spürte nichts! Durch Wandas Unterweisungen würde sie bemerken, falls jemand in ihre Gedanken würde eindringen wollen. Jo konzentrierte sich auf die Frau, aber auch da war nichts zu spüren. Keine unlauteren Absichten. Keine oberflächlichen Gedanken.

Nichts.

Schließlich ließ die Beamtin einen frustrierten Laut vernehmen. Offensichtlich erzielte ihr Gestarre sonst den gewünschten Effekt. Schließlich seufzte sie, setzte wieder ein Lächeln auf und sah zu Jo. „Und was gedenkst du mit deiner Zukunft zu machen? Hast du schon konkrete Pläne?"

Einen Moment sah Jo sie überlegend an. Sie hatte keine spontane Antwort auf diese Frage. Schließlich schüttelte sie ihren Kopf. „Ich habe noch nicht wirklich darüber nachgedacht... Ideen hätte ich einige, aber keine konkreten Pläne."

„Wirst du etwa wie manch andere reichen Kinder vom Geld deines Vaters leben?" Fragte die Beamtin weiter.

Auf diese Frage hin warf Jo ihr nur einen verärgerten Blick zu. Ein empörtes Schnauben entwich ihr, bevor sie antwortete. „Nein, das ist sicher nicht mein Plan! Ich sehe es nicht als meine Berufung, Vollzeit die Tochter von Tony Stark zu sein. Und ich glaube, dass mein Dad dies auch gar nicht zulassen würde!"

„Dennoch wirkst du in meinen Augen ziemlich planlos. Jeder junge Mensch sollte sich Gedanken um seine Zukunft machen."

Jo sah Mrs. Wulff nur genervt an. „Ist dem so? Wussten sie bereits als Jugendliche etwa schon, dass sie als vertocknete alte Jungfer im Jugendamt enden wollen?" Kaum hatte sie ausgesprochen, biss Jo sich betreten auf die Lippe. Sie hatte das nicht aussprechen wollen, aber dieses Gespräch nervte sie einfach nur noch und sie hoffte auf ein baldiges Ende.

Das Gesicht der Beamtin verzog sich vor Ärger, als sie Joannas Worte hörte. Abrupt stand sie auf und sah wütend auf Jo hinunter, dabei beugte sie sich drohend über die Jugendliche. „Wie kannst du das wagen! So etwas Unverschämtes ist mir in meiner gesamten Laufbahn noch nicht untergekommen!"

„Tatsächlich?" Jo zog spöttisch eine Braue in die Höhe. Ihre Unverfrorenheit sorgte dafür, dass der Älteren die Luft weg blieb und sie Jo erst einmal nur anstarrte.

Schnell hatte sich die Ältere aber gefangen und beugte sich so schnell zu Joannas Ohr hinunter, sodass diese keine Möglichkeit hatte auszuweichen. „Aber was erwartet man von so einer Monstrosität wie dir?" Zischte sie in das Ohr der Jüngeren.

Augenblicklich wurde Jos Mund trocken und jeder weitere Gedanke kam zur Ruhe. Mit weit aufgerissenen Augen wandte sich zu der hämisch grinsenden Frau. „Wie haben sie mich gerade genannt?" Flüsterte sie heiser.

„Ein Monster." Flüsterte die Ältere zurück. „Denn das bist du. Ich weiß was du meinem Bruder angetan hast. Wie du ihn getötet hast."

Panisch wich Jo zurück. Mit vor Schrecken geweiteten Augen sah sie zu der Frau hoch.

-Wanda!- Schnell stupste sie den Geist der Rothaarigen an. Sie konnte dabei nicht verhindern, dass ihre Gefühle zu der Rothaarigen hinüberschwappten. All ihre Angst. Sie musste die Beamtin unbedingt loswerden!

Eine Antwort ließ nicht lange auf sich warten. -Das läuft ja Bestens.- Hörte Jo Wandas ironische Gedankenstimme. Durch ihre Verbindung nahm Jo aber auch wahr, dass die Ältere aufgrund ihrer Gefühle ziemlich beunruhigt war. -Was ist los?-

-Sie gehört zu HYDRA!- Schrie Jo beinahe.

Es folgte keine Antwort, aber das war Jo egal. Sie wusste, dass sie gleich Hilfe bekommen würde. Sie wich in die Polsterung des Sofas zurück. Versuchte so viel Abstand wie es ging zu der Frau zu schaffen. Aber es gelang nicht, da die Ältere sofort nachrückte.

„Gehen sie weg von mir!" Schrie Jo schon fast.

„Aber meine Kleine, du brauchst dich nicht zu fürchten!" Zischte die Frau. Ihre Taten straften ihre Worte aber sofort Lügen, da sie sich bedrohlich vor Joanna aufbaute. „Du kannst mir nicht entkommen! Uns entkommen! Denn wir sind überall! Wir kriegen dich!"

Weiter kam sie nicht, denn die Aufzugtüren öffneten sich und die verbliebenen Avengers, gefolgt von Happy, strömten in den Raum. Die Frau griff in ihre Jacke und wollte etwas herausziehen, wurde aber von einer telekinetischen Druckwelle, welche von Wanda ausging nach hinten geschleudert. Bevor die HYDRA-Agentin aufstehen konnte, war auch schon Natascha bei ihr und hatte sie außer Gefecht gesetzt.

Jo hingegen saß immer noch starr auf dem Sofa und sah mit vor Schreck geweiteten Augen auf das Geschehen. Sie hatte nicht damit gerechnet in ihrem Zuhause bedroht zu werden. Sie zuckte erschrocken zusammen, als sich zwei Arme sanft um ihre Schultern legten. Panisch sah sie hoch, sah aber nur Pepper, die sie besorgt anblickte und anschließend in ihre Arme zog. Weg von dem Geschehen.

Langsam stand Jo auf. Wie mechanisch setzte sie einen Fuß vor den anderen und ließ sich von Pepper nach draußen führen. Dicht gefolgt von ihrem Vater, der ihren Rücken deckte.

Als sich die Türen des Aufzugs hinter ihnen schlossen, ließ die Anspannung in Jos Körper etwas nach. Schnell ließ sie Pepper los und klammerte sich stattdessen panisch an ihren Vater. Dieser legte seine Arme beruhigend um sie und drückte sie fest an sich.

„Es wird alles wieder gut." Flüsterte er. „Du bist in Sicherheit."

Als Antwort schüttelte Joanna nur ihren Kopf. Mit stummen Tränen, die ihre Wangen hinab liefen, sah sie zu ihrem Vater hoch. „Sie waren hier! Ohne das wir es gemerkt haben! Wie kann ich da sicher sein?"

Sie erhielt keine Antwort auf ihre Frage.

Nur Stille.

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