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Mit einem leisen Aufschrei schreckte Joanna aus ihren unruhigen Träumen hoch. Kerzengerade saß sie in ihrem Bett und sah sich gehetzt um. Als sie nichts Bedrohliches entdeckte, ließ sie sich zurück in ihre Kissen fallen und sah an die Decke. Sie strich sich mit ihrer Hand über die Stirn und spürte darunter die kalten Schweißperlen. Jo musste nicht lange darüber nachdenken, was sie geweckt hatte. Sie hatte von ihrer Entführung geträumt. Von dem Monster. Mal wieder. Schnell schlang sie ihre Arme um ihren zitternden Oberkörper. Allein der Gedanke an das Monster löste diese Reaktion in ihr aus.
Was sollte sie jetzt nur machen? Denn meist konnte sie nach ihren Träumen nicht mehr einschlafen. Ein Blick auf die Uhr auf ihrem Nachtkästchen zeigte ihr, das es noch mitten in der Nacht war. Gerade einmal zwei Uhr war vorbei. Zu Bucky wollte sie nicht schon wieder. Ihr Onkel hatte sich auch eine erholsame Nacht verdient, nachdem sie ihn bereits die letzten Nächte gestört hatte.
Onkel.
Es war seltsam ihn so zu bezeichnen. Eigentlich war er ein nahezu Fremder, der ihren Weg nur zufällig gekreuzt hatte. Aber dennoch fühlte sie sich ihm mehr verbunden, als dem Mann von Tante Margaret, den sie schon deutlich länger kannte. Was wohl aber daran lag, dass ihre Tante oft dazwischen gefunkt hatte, sodass sie keine besonders herzliche Beziehung aufbauen konnten. Letztendlich war sie diesem Onkel egal gewesen, der nicht einmal das nötige Interesse für seine eigenen Kinder aufbrachte. Außer sie brachten ausreichend Leistung.
Allmählich begann Jo zu frösteln, während sie ihre Gedanken in ihren Kopf herum wälzte. So merkte sie, dass nicht nur ihre Stirn verschwitzt war. Schnell stand sie auf und ging zügig zu ihrem Schrank und nahm sich ein neues Shirt, mit einer dazu passenden Pyjamahose. Ein Grinsen erschien auf ihrem Gesicht, als sie auf das Shirt sah. In großen Buchstaben war ACDC darauf zu lesen. Es war ein Ergebnis ihrer Shoppingtour mit ihrem Vater. Joannas Gesicht hellte sich weiter auf.
Das war es! Sie konnte ja in die große Werkstatt ihres Vaters schauen. Denn meist war dieser bis tief in die Nacht wach und tüftelte an neuen Erfindungen herum. Sie bezweifelte, dass es ihn stören würde, wenn sie ihm Gesellschaft leisten würde.
Zügig ging sie in ihr Bad und stieg schnell unter die Dusche. Joanna seifte sich gründlich ein und wusch sich somit den Schweiß weg. Nachdenklich sah sie dem Wasser hinterher, welches wirbelnd im Abfluss verschwand. Sie hatte gehofft, die Träume hinter sich gelassen zu haben. Aber wahrscheinlich verlangte sie zu viel auf einmal. Es war gerade eine Woche her das sie wieder aufgewacht war. Jo stellte das Wasser ab und griff nach einem Handtuch, um sich gründlich abzutrocknen. Sie hatte doch bereits große Fortschritte gemacht, indem sie gelernt hatte ihre Träume einzuschließen. Das Erlebnis mit Bucky in der vorherigen Nacht konnte man als einen unerwarteten Unfall bezeichnen.
Schnell zog sie sich an, schlüpfte in ihre Hausschuhe und öffnete schließlich leise ihre Zimmertür. Wie erhofft fand sie den Gang ausgestorben vor. Auch aus der kleinen Küche am Ende des Ganges war nichts zu hören. Aber da man bei den Bewohnern des Towers nie sicher sein konnte das es tatsächlich ruhig blieb, verließ Jo schnell ihr Zimmer und ging zügig auf den Aufzug zu.
Das Gefährt war schnell da, sodass sich die Türen leise vor ihr öffneten. Jo stieg ein und betätigte den Knopf für die Etage mit dem Labor und der Werkstatt. Sie lehnte sich an eine der kühlen Wände und sah den wechselnden Zahlen der Etagen zu. Im richtigen Stockwerk angekommen stieg Jo aus und schritt auf die geschlossenen Glastüren zu. Zu ihrer Erleichterung war der Raum dahinter hell erleuchtet. Also musste jemand anwesend sein. Wenn schon nicht ihr Vater, dann vielleicht Bruce.
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An ordinary extraordinary Life
FanfictionWenn Joanna ihr Leben beschreiben sollte, dann wäre 'trostlos' das erste was ihr einfiele. Ihre Mutter tot und der Vater unbekannt. Also lebte sie bei ihrer Tante, der sie so ziemlich egal war. Heute fand die Testamentseröffnung statt, bei der sie e...