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Jo grummelte ungehalten und zog sich die Bettdecke über ihren schmerzenden Kopf. Was musste die Sonne ihr auch so frech ins Gesicht scheinen? Sie kuschelte sich tiefer in die Decke und drückte sich somit gegen die Wärmequelle, die hinter ihr lag. Diese bewegte sich ebenfalls und zog sie näher an sich heran.
Ihr müdes Hirn realisierte allmählich, das hier etwas nicht passte. Denn eigentlich sollte sie ja allein in ihrem Bett liegen. Eigentlich. Also wer...? Vorsichtig drehte sie sich herum und erblickte unter der Decke aber nur ein weißes T-Shirt. Jo zog sich die Decke langsam vom Kopf und sah in Pietros schlafendes Gesicht hoch. Ihre Kinnlade fiel hinunter, während sie sich zu erinnern versuchte wie sie hierher gekommen war. Denn bei genauerem hinsehen erkannte sie auch, dass dies nicht ihr Bett war, sondern das seine. Sie erinnerte sich noch mit ihm als Begleitung in den Fahrstuhl gestiegen zu sein und dann war da nichts mehr. Vorsichtig legte sie ihren Kopf wieder gegen Pietros Brust, lauschte seinem ruhigen Herzschlag und fing an zu grübeln.
Sie erinnerte sich noch ganz genau, dass sie mit dem Barkeeper Alex gesprochen hatte und das er ihr ein paar Drinks gemischt hatte. Ebenfalls erinnerte sie sich an den betrunkenen Mann, der sie bedrängt hatte. Allein bei dem Gedanken daran bekam sie wieder eine Gänsehaut. Sie schüttelte den Kopf, um dieses Gefühl loszuwerden. Dann erinnerte sie sich noch daran das ihr Dad und Pietro ihr geholfen hatten. Und sobald sich die Aufzugtür schloss, waren da nur noch ziemlich undeutliche Bruchstücke. Das war wohl der berühmt-berüchtigte Filmriss, vom dem sie in der Schule gehört hatte. Denn ihre Mitschüler hatten da deutlich mehr Erfahrung als sie.
Zudem machten die Dinge, an die sie sich erinnern konnte, wenig Sinn. Pietro hatte sie getragen? Sie seufzte tief. Da würde sie wohl Pietro fragen müssen was noch geschehen war. Hoffentlich würde er ihr auch antworten. Also wenn sie jetzt jedes Mal Erinnerungslücken beim Trinken haben würde, dann war es das definitiv nicht wert.
Jo drehte ihren Kopf wieder vorsichtig und sah in sein schlafendes Gesicht. Ein sehr attraktives Gesicht wie sie zugeben musste. Sie verstand auch, warum ihn die beiden Frauen gestern angeflirtet hatten. Aber den Gedanken daran schob sie erst einmal beiseite. Sie hatte anderes zu tun, als an andere Frauen zu denken. Ungeniert betrachtete sie ihn. Langsam hob sie ihre Hand und strich ihm seine blonden Haare aus der Stirn, bevor sie ihre Hand weiter nach unten streichen ließ. Sie befühlte die Bartstoppeln, welche sie beim Küssen immer piksten und strich weiter zu seinem Mund. Berührte mit ihren Fingern seine vollen Lippen. Hypnotisiert sah Jo darauf. Unbewusst leckte sie sich dabei über ihre eigenen. Er schlief. Also könnte sie doch, oder?
Sie reckte sich etwas nach oben und legte ihre Lippen vorsichtig auf die seinen. So verharrte sie einen Moment, bevor sie anfing ihre Lippen zu bewegen und ebenso ihre Zähne sanft einsetzte. Ihre Hände währenddessen rutschten automatisch tiefer und begannen über seine Brust zu streicheln. Unbewusst nahm sie wahr, wie der Griff um ihren Körper hin fester wurde. Aber aufhören war keine Option. Sie wollte ihn etwas anfassen. Denn sobald er wach war, würde sie der Mut verlassen. Wenn er schlief, dann war sie mutig genug, um ihn so forsch zu berühren.
Ein überraschtes Quietschen entwich ihr, als der Griff noch fester wurde und sie plötzlich auf den Rücken gerollt wurde. Überrascht sah sie in Pietros Gesicht, der jetzt auf ihr lag und ihren Körper mit seinem eigenen in die Matratze drückte. Jo sah wie hypnotisiert in seine blauen Augen und bemerkte das sein Körper auf ihre Berührung zu reagieren begonnen hatte. Er grinste sie schief an.
„Du bist schrecklich. Nicht einmal ausschlafen kann man bei dir." Flüsterte Pietro heiser, bevor er seinen Kopf senkte und ihr einen Kuss gab.
Jo merkte, das dieser Kuss anders war als die davor. Sie wusste auch, das er dieses Mal nicht stoppen würde. Und insgeheim wollte sie es so.
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An ordinary extraordinary Life
FanfictionWenn Joanna ihr Leben beschreiben sollte, dann wäre 'trostlos' das erste was ihr einfiele. Ihre Mutter tot und der Vater unbekannt. Also lebte sie bei ihrer Tante, der sie so ziemlich egal war. Heute fand die Testamentseröffnung statt, bei der sie e...