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Verstimmt blinzelte Joanna gegen das Licht, nachdem ihr ihre Decke, unter der sie sich zuvor verkrochen hatte, weggezogen wurde. Sie wollte doch nur mit ihrer schlechten Laune allein gelassen werden. War das denn zu viel verlangt? Den Übeltäter erkannte sie nicht sofort, aber das hielt sie nicht davon ab loszuschimpfen.

„Was verdammt noch mal soll der Scheiß?" Fauchte sie. Sie hielt einen Moment lang inne, denn inzwischen hatten sich ihre Augen an das Licht gewöhnt und sie erkannte, zu ihrer Verwunderung, Alex vor sich. Nur wenige Schritte hinter ihm waren Wanda und Natascha zu sehen. Die Urheber des Gemurmels, welches sie davor die ganze Zeit genervt hatte. „Was willst du hier?" Zischte sie Alex zu.

„Na, da haben wir ja reizende Laune." Erwiderte er bloß trocken. „Ich hab einen Anruf von Natascha bekommen. Ich soll wohl etwas gegen deine schlechte Laune machen." Alex machte eine kurze Pause, in welcher er Jo genau musterte. „Aber jetzt weiß ich nicht, ob das so eine gute Idee war. Du siehst aus, als würdest du gleich explodieren."

Jo strich sich ihre Haare aus dem Gesicht, lehnte sich an die Sofalehne und sah zu Natascha, welche entspannt an der Wand lehnte. Ein Umstand, welcher ihre Stimmung nicht gerade besserte. „Brauchst du jetzt schon jemanden als Bauernopfer? Und wie kommt es überhaupt, dass du ausgerechnet ihn hierher beorderst?" Mit einem Griff zog Jo an Alex' Arm und beförderte ihn somit auf das Sofa neben sich. Er sah sie erstaunt an, bevor er sich etwas entspannte und sie doch anlächelte. Jo lächelte zurück und lehnte sich an seine Schulter, bevor sie tief durchatmete. Dabei bemerkte sie, wie ihre innere Anspannung etwas nachließ.

„Nein, normalerweise fechte ich meine Kämpfe selbst aus." Gab Natascha ruhig von sich und kam langsam auf das Sofa zu. „Aber ich dachte mir, dass es dir guttun würde, wenn hier ein weiteres freundliches Gesicht ist. Jemand, mit dem du dich gut verstehst." Sie setzte sich und sah zu der Jüngeren. „Geht es dir jetzt besser?"

„Wann ging es mir denn jemals schlecht?" Antwortete Jo spottend mit einer Gegenfrage.

Wanda gab ein leises Geräusch von sich und trat jetzt ebenfalls näher. „Du hast dein Gesicht nicht gesehen." Flüsterte sie beinahe, sodass die anderen genau zuhören mussten. „Du bist nach dem vorherigen Treffen sofort hierhergekommen und hast dich unter der Decke verkrochen. Zuerst dachte ich, dass du weinst, aber du warst still. Sehr still. Beinahe gruselig."

„Gruselig?" Fragte Jo verwundert. Diese Beschreibung verwunderte sie jetzt doch. Sie wollte doch davor nur allein sein und sich etwas in ihrer miesen Laune suhlen.

„Die Atmosphäre um dich herum war mörderisch. So kalt." Wanda rieb sich die Hände. „Ich wollte dich trösten, aber dir zu nahezukommen war eigentlich unmöglich. Du warst so wütend!"

Alex stieß Jo spielerisch in die Seite. „Du kannst wütend werden? Ich habe dich bisher nur als gutgelaunten Marshmallow erlebt." Dabei achtete er nicht auf den offensichtlich warnenden Gesichtsausdruck von Natascha.

Joanna aber sah den Ausdruck im Gesicht der Rothaarigen. Bemerkte die sich darin befindende Vorsicht.

„Er ist mit meiner gottverdammten Cousine hier aufgetaucht!" Fauchte Joanna, wand sich aus Alex Arm und setzte sich kerzengerade hin. „Ein Mädchen, welches mich seit unserer Kindheit gemobbt hat, sobald wir aufeinandergetroffen sind! Die zu meinem persönlichen Albtraum wurde, als ich zu ihrer Familie ziehen musste. Die mir die Schule zur Hölle gemacht hat! Ich kann da verdammt sauer sein!" Sie atmete tief ein, bevor sie weitersprach. „Unter all den Frauen hier in New York hat er gerade diese hier anschleppen müssen! Ausgerechnet sie! Was ist das denn für ein schlechter Scherz?"

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