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Es war ein ruhiger Morgen im Tower. Jo war vor kurzem erst aufgestanden, hatte sich umgezogen und war in die Gemeinschaftsetage gefahren. Alleine. Was seltsam war, denn die letzten Tage hatte Pietro sie immer geweckt. Normalerweise war er pünktlich. Zu ihrer Verwunderung hatte sie auch am Frühstückstisch niemanden angetroffen. Also nahm sie ihr Frühstück alleine zu sich.
In ihren Gedanken versunken trank sie langsam ihren Tee und sah wie jeden Morgen auf die Stadt hinaus. Sie hatte sich inzwischen an den Anblick aus dieser Höhe gewöhnt und genoss ihn jetzt auch regelrecht. Unruhig rutschte Jo auf ihrem Stuhl herum. Die Stille behagte ihr allmählich nicht. Sonst war beim Frühstück immer viel los. Eigentlich bei jeder Mahlzeit. Es wurde viel geredet, gelacht und manchmal wurden auch Missionen besprochen. Meist unterhielt sie sich mit den Zwillingen. In letzter Zeit sogar vermehrt auf russisch, damit ihre Sprachkenntnisse nicht einrosteten. Pietro trieb es dabei gern auf die Spitze, denn er flüsterte ihr dann regelmäßig Dinge auf russisch ins Ohr, bei denen sie oft rot wurde. Ihr Vater besah sich das dann immer sehr misstrauisch, aber da er nichts verstand, blieb er meist ruhig. Was ja sonst eher selten war.
Allmählich hatte Jo das Gefühl, dass ihr Vater ihre Beziehung mit Pietro akzeptierte. Ja, er war immer noch ziemlich misstrauisch. Aber er meckerte nicht mehr jedes Mal, sobald er sie mit Pietro in einer Umarmung oder beim Händchen halten sah. Denn Küssen war nicht drin. Pietro hatte es einmal versucht und ihr Dad war ausgeflippt. Sie konnte sich aber vorstellen, dass er Pietro danach in einem Vier-Augen-Gespräch klar gemacht hatte was er sich leisten konnte und was nicht. Oder wie weit der Speedster gehen durfte. Jo schnaubte und zerpflückte eine Scheibe Toast. Wenn es darum ging, dann brauchte sich ihr Dad keine Sorgen zu machen. Seit dem Morgen nach seiner Geburtstagsparty hatte Pietro sie nicht mehr angefasst. Naja, doch. Aber er machte keine weiteren Versuche mit ihr zu schlafen. Und das war jetzt immerhin bereits zwei Wochen her. Langsam aber sicher wurde Jo in dieser Hinsicht etwas ungeduldig. Auf jeden Fall bewunderte sie seine Selbstbeherrschung. Denn sie spürte das sein Körper sie wollte, ebenso wie er doch merken musste das sie ihn wollte. Aber er hielt sich zurück. Jo sah auf die Krümel auf ihrem Teller und knurrte ungehalten. Eigentlich war es doch nicht bewundernswert, sondern nur noch frustrierend.
„Wo sind die anderen?" Fragte sie schließlich in den Raum hinein.
„Die Avengers befinden sich im Konferenzraum, da Direktor Fury eine Unterredung gewünscht hat." Meldete Friday sich zu Wort.
„Danke." Damit erhob sich Jo und steuerte auf den Aufzug zu. Innen drinnen betätigte sie den Knopf für die Etage, von der sie wusste, das dort der Konferenzraum war.
Was genau sie jetzt genau bezweckte war ihr selbst nicht klar. Sie wollte einfach zu den anderen. Die Stille unterbrechen. Kurz fragte Jo sich, wie sie die Stille ausgehalten hatte, als alle gemeinsam auf Mission waren. Da hatte es ihr nicht viel ausgemacht. Aber damals hatte sie noch nicht die Nähe zu allen gespürt. Sie waren da ja noch quasi Fremde. Jetzt waren sie alle zu einer großen ziemlich verrückten Familie geworden.
Jo seufzte und trat aus dem Aufzug in einen langen Gang. Dieser Morgen hatte so gut begonnen und jetzt hatte sie haufenweise Dinge zum Nachdenken. Dinge, auf die sie teilweise keine Antwort wusste und die ihr andernfalls schlaflose Nächte bereiteten.
Schließlich kam sie vor dem Konferenzraum an und sah durch die Glastür. Es hatte sie bisher keiner bemerkt, denn alle sahen entweder konzentriert auf Hefter, die vor ihnen lagen oder hatten sich einem großen Monitor zugewandt.
Joannas Blick ging ebenfalls zu dem Bildschirm. Sie war ziemlich neugierig. Natürlich hatte sie von Nick Fury gehört, aber bis jetzt war er für sie ein gesichtsloses Phantom gewesen. Ein Blick genügte ihr und sie blieb erstarrt stehen. Wie war das möglich? Das war doch...!
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An ordinary extraordinary Life
FanfictionWenn Joanna ihr Leben beschreiben sollte, dann wäre 'trostlos' das erste was ihr einfiele. Ihre Mutter tot und der Vater unbekannt. Also lebte sie bei ihrer Tante, der sie so ziemlich egal war. Heute fand die Testamentseröffnung statt, bei der sie e...