Das kalte Grab im Wald - Teil 16

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Seit Tagen saß Mauli im Auto und beobachtete die beiden Dealer Enzo und Boris aus großer Entfernung. Meistens wurde er von Heino begleitet und manchmal setzte sich auch Kalle zu ihm ins Auto. Heute wurde er von Ritze begleitet. Wortlos saßen sie im Auto und hielten die Augen offen.

Meistens schliefen die Kerle bis zum Mittag. Wenn sie Hunger bekamen, holten sie sich einen Döner oder einen Burger. Ihren Herd benutzten sie vermutlich nie, denn sie gingen so gut wie nie in einen Supermarkt. Man sah ihnen an, wie ungesund sie sich ernährten, denn obwohl sie nicht älter als 25 waren, trugen beide eine Menge Kilos mit sich herum.

Oft spielte sich ihr Leben in nur einem Kilometer Entfernung von ihren nah bei einander liegenden Wohnungen ab. Immer hingen sie zusammen ab. Jeden Nachmittag zogen sie zum Bahnhof. Der lag gleich um die Ecke. Dort verkauften sie ihre Drogen an ihre Stammkunden, die jetzt Feierabend hatten.

Am Abend lohnte sich das Geschäft am Bahnhof nicht mehr, weil dann keine Pendler mehr ankamen. Deshalb suchten sie lieber ihre anderen Kunden im dunklen Park auf, die sich nicht trauten, ihre Drogen in aller Öffentlichkeit zu kaufen. Oft zogen sie auch durch die Kneipen, wo sie neue Kunden ansprachen. Manchmal benutzten sie ihren alten, rostigen Fiat Punto, um ihre Bestellungen auszuliefern.

Ritze hatte sich einmal die Mühe gemacht und alle ihre Kunden an einem Tag gezählt. Danach rechnete er sich aus, wie viel die Typen verdienten und kam auf einen Nettogewinn von 1000 bis 2000 Mark am Tag. Das war eine Menge! Doch auf ihrem Rave hatten die beiden sicher noch sehr viel mehr verdient. Vermutlich hatten sie dort einhundert Gramm oder mehr verkauft.

Gerade kamen sie aus der Wohnung von Boris und stiegen in ihr Auto. Mauli startete den Motor und folgte den Dealern mit großem Abstand. Nie fuhr er direkt hinter dem alten Fiat, sondern ließ immer mehrere Autos einscheren. Weil er inzwischen ziemlich genau wusste, wo die Kerle hinwollten, war es nicht schwer, sie aus der Entfernung im Auge zu behalten.

Genau wie an den Tagen zuvor brachten sie auch heute nach einer langen Tour ganz zum Schluss eine Lieferung zu einem bereits geschlossenen Blumenladen. Anscheinend war die Besitzerin abhängig, denn sie wartete bereits auf ihre Lieferung und öffnete bereitwillig die Tür.

Ritze schaute in eine Seitengasse. "In der Nacht wäre diese Stelle perfekt! Du könntest hier in der Seitengasse parken. Hier tasern wir die Kerle, schlagen sie zusammen und niemand bekommt etwas mit."

Skeptisch schaute Mauli ihn an und dachte an die Schaufel, den Spaten und die Spitzhacke in seinem Kofferraum. Wollte er Enzo und Boris wirklich nur verdreschen?

In diesem Moment kamen die Dealer aus dem Blumenladen und stiegen in ihr altes Auto. "Jetzt fahren sie zum Park. Dort deponieren sie ihre Ware in einem Brombeerstrauch, damit sie immer nur eine kleine Menge bei sich haben", meinte Mauli und folgte ihnen.

"Das ist clever!", meinte Ritze und schaute einem sehr hübschen Mädchen hinterher, das an ihrem Auto vorbeiging.

In diesem Moment klingelte sein Telefon. "Ja?" 

"Das Päckchen aus den USA ist endlich da." Sofort erkannte er Maritas Stimme.

Ritze freute sich. "Sind Kalle und Heino bei dir?"

"Nein, aber ich habe sie schon angerufen. Die kommen auch gleich."

"Gut! Wir sind gleich da", rief er. "Dann probieren wir die Dinger aus."

Wie immer parkte Mauli sein Auto in der Auffahrt der Villa, neben dem Oldtimer von Herrn Greve und genau wie sonst auch, sah er ihn hinter der Gardine. "Am liebsten würde ich den Taser an diesem Kerl ausprobieren", lachte er und rannte zusammen mit Ritze die Treppe hinauf.

In High Heels auf dem StrichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt