Intensivstation - Teil 43

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Obwohl sie kaum unterschiedlicher sein könnten, waren Marcus und Herbert gute Freunde. Als Sohn eines Duisburger Unternehmers hatte Marcus nie erfahren, was Geldsorgen sind.

Herbert hingegen wusste ganz genau wie Armut sich anfühlte. Doch, weil sie sich beide so unglaublich gut ergänzten war das Leben für beide sehr viel leichter. Bereits als kleiner Junge hatte Herbert seinen Freund Marcus vor anderen beschützt. Einen besseren Freund hätte der kaum finden können, denn in was für Schwierigkeiten Marcus sich auch immer brachte, Herbert haute ihn da heraus.

Es machte ihm unglaublichen Spaß, sich mit anderen zu prügeln und nach dem der Vater von Marcus einmal gesehen hatte, wie Herbert sich mit gleich zwei anderen Jungs prügelte, nur um seinen Sohn zu beschützen, hatte der bei ihm einen Stein im Brett.

Weil ihm aber gar nicht gefiel, dass sein eigener Sohn tatenlos daneben stand, während Herbert sich für ihn prügelte, bezahlte er für beide das Kampftraining in einer Boxschule. Obendrein lud er Herbert dazu ein, zusammen mit den Privatlehrern seines Sohnes, bei ihm zu Hause zu lernen.

Meistens waren das Studentinnen, die sich etwas dazuverdienen wollten. Je älter die Jungs wurden, umso besser gefiel es ihnen, mit den jungen Frauen zu lernen. Einige von denen waren richtig heiß und selbst wenn im Zimmer von Marcus nie etwas mit ihnen lief, war es doch schön, mit ihnen zusammen zu sein und mit ihnen zu reden.

Denn mit anderen Mädchen redeten sie so gut wie nie. Die hielten die beiden für »komisch« und machten einen Bogen um sie. Allein schon die Pickelgesichter der beiden schreckten die Mädchen ab. Zudem hatten sie beide keine Ahnung, wie man das Herz eines Mädchens erobert.

Vor allem von Herbert hielten sich die Mädchen fern, weil er diese böse Ausstrahlung hatte. Immer sah er so aus, als ob er gleich explodieren würde und je älter er wurde, umso schlimmer wurde es. Seine breiten Schultern wirkten auf den ersten Blick vielleicht anziehend, doch ein Blick in sein Gesicht reichte den meisten Mädchen aus, diesem Jungen aus dem Weg zu gehen. Er war ihnen unheimlich.

Als an ihrem Gymnasium das Wissen über K.O.-Tropfen die Runde machte, waren die beiden sofort begeistert von dieser Idee. Weil der Vater von Marcus Kunststoffe herstellte, war es kein Problem für ihn, diese Chemikalie aus der Firma zu besorgen. Mit einem kleinen Fläschchen Nasenspray in der Tasche zogen sie von nun an durch die Discotheken und Clubs von Duisburg. Dort suchten sie sich die schönsten Mädchen aus und betäubten sie mit nur einem Spritzer aus ihrer Dosierflasche.

Jetzt brauchten sie die angeblich volltrunkenen Mädchen nur noch hinausschleifen und sie in das Auto von Marcus verfrachten. An abgelegenen Orten erwachten die dann wieder und konnten sich an nichts mehr erinnern. Sie wussten noch nicht einmal, ob man sie vergewaltigt hatte oder nicht und so ging ihre Masche lange gut, bis zu dem gewissen Tag, an dem sich alles änderte.

Marcus hatte einem Mädchen wohl ein paar Tropfen zu viel in ihren Drink gegeben, denn noch während sie mit ihr raus aus der Stadt fuhren, starb sie. Als sie an ihrem geheimen Platz ankamen, atmete sie nicht mehr und beide gerieten in Panik. Jetzt hatten sie eine Leiche im Auto, die mit ihrer DNA kontaminiert war.

Da konnte ihnen nur noch der gute alte Rhein helfen. Doch Herbert war dagegen, sie gleich hier in den Fluss zu werfen. Er wollte sie lieber weit weg, in den Niederlanden entsorgen und so fuhren sie mit der Leiche auf dem Rücksitz bis nach Nijmegen. Kurz hinter Deest schleppten sie den toten Körper dann ans Wasser. In der Dunkelheit war ihnen aber nicht bewusst, dass sie an einem Altarm des Flusses standen. Hier gab es keine Strömung und so blieb die Leiche an Ort und Stelle.

Doch was sollten sie jetzt tun? Sollten sie die Leiche wieder aus dem Wasser holen und sie so weit schleppen, dass die Strömung sie erfasste? Besser war es, jetzt zu verschwinden und darauf zu hoffen, dass das Wasser alle Spuren auslöschte.

In High Heels auf dem StrichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt