Der Lude - Teil 33

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Fassungslos schaute Marita auf ihren Bildschirm. Dort sah sie ihren Kontostand und konnte es noch immer nicht glauben. Eine Million Mark! Ein Kribbeln breitete sich in ihrem ganzen Körper aus und ihr Herz pochte heftig. Dann lehnte sie sich zurück und lächelte stolz.

Plötzlich schienen die Farben im Raum heller zu leuchten, die Luft war erfüllt von einem süßen Duft und die Amsel auf dem Baum vor ihrem Fenster sang noch schöner als sonst.

Sie dachte daran, wie viel Arbeit es gekostet hatte, dort hin zu gelangen, wo sie jetzt stand. Viele Frauen in ganz Europa arbeiteten jetzt für sie und es wurden immer mehr. Inzwischen musste sie noch nicht einmal mehr in den Zeitschriften inserieren. Die Frauen meldeten sich genau wie die männlichen Kunden bei ihr über die Internetseite. Wenn sie es recht bedachte, dann arbeiteten bereits jetzt deutlich mehr Frauen für sie, als für Ritze. Auch wenn sie nur 30 Prozent der Einnahmen bekam, so musste sie ihr Geld doch mit niemanden teilen.

Das meiste Geld kam aus Frankreich, dort arbeiteten die meisten Ladys für sie und ihre Bank tauschte es ihr automatisch in Deutsche Mark um. Doch auch in den anderen Ländern verdiente sie eine Menge Geld. In London konnte sie die höchsten Preise verlangen und in Deutschland machte es die Masse. Nur Portugal und die Niederlande hinkten ein wenig hinterher.

Am Anfang war es ihr ganz normal erschienen, ihre Firma schwarz zu betreiben, genau wie Ritze. Sie wollte unter dem Radar fliegen und nichts mit dem Staat oder gar mit der Polizei zu tun haben. Doch jetzt, mit einer Million auf dem Konto, konnte sie nicht länger so tun, als hätte sie nur ein ganz kleines Unternehmen.

»Was, wenn der Staat dahinterkommt?«, dachte sie und leichte Panik stieg in ihr auf. Wer so viel Geld verdiente, der zahlte den Spitzensteuersatz und wenn sie das im Kopf überschlug dann blieben ihr nur wenig mehr als die Hälfte übrig, wenn sie alles regulär versteuerte. Die Vorstellung, dass sie so viel Geld an den Staat verlieren könnte, war ihr unerträglich. Aber wenn man sie erwischte, dann musste sie dafür in den Knast. Also was sollte sie tun? Ehrlich werden und fast die Hälfte ihres Geldes verlieren, oder so weitermachen wie bisher? Doch eigentlich war die Entscheidung nicht schwer.

Sofort setzte sie sich an ihren PC und wollte sich darüber schlau machen, wie sie das Geld verstecken konnte. Gerade hatte sie in ihrer Computerzeitschrift etwas über eine neue Suchmaschine gelesen. Der Autor des Artikels hatte sich vor lauter Begeisterung geradezu überschlagen, denn die Suche mit dieser technischen Revolution würde angeblich die Welt verändern. Das wollte sie jetzt ausprobieren, rief die neue Seite auf und staunte.

»Google«, stand da in großen Buchstaben auf einer leeren Seite und darunter war ein kleines Suchfeld. Diese Seite unterschied sich schon optisch von jeder anderen Suchmaschine. Die anderen waren vollgepackt mit Werbung, überall blinkte es so aufdringlich, dass man froh war, wenn man die Seite verlassen konnte. Hier wurde man nur von dem Suchfeld erwartet. Ansonsten war die Seite leer.

Das war definitiv besser! Aber würde die Maschine auch das liefern, was sie sich davon versprach? Schnell tippte sie mehrere Wörter hintereinander ein, drückte auf Enter und konnte es nicht glauben. Sofort erschienen auf ihrem Bildschirm mehrere Treffer, und zwar genau die, die sie gesucht hatte.

In der Schweiz sollte es mehrere Banken geben, die einem alle Sorgen abnahmen. Ganz vorn in Sachen Geldwäsche stand die Hofmeier Privatbank.

Sofort nahm sie ihr Telefon in die Hand und rief dort an. Nach wenigen Klingelzeichen meldete sich eine Frauenstimme. "Hofmeier Privatbank. Sie sprechen mit Frau Bälzer, guten Tag. Wie kann ich ihnen helfen?"

Nur eine Sekunde zögerte Marita, bevor sie antwortete. "Guten Tag, hier ist Frau Tanner. Ich lebe in Deutschland und möchte mich erkundigen, ob es möglich wäre, ein Konto bei ihnen zu eröffnen."

In High Heels auf dem StrichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt