Die letzte Schlacht - Teil 56

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Fast zwei Jahre zog sich der Prozess gegen Ritze hin. Am Ende wurde er, wie erwartet, schuldig gesprochen. Die Anklage lautete auf Mord, Grausamkeit, schwere Heimtücke und einige weitere Punkte, an die er sich nicht mehr alle erinnern konnte. Das Gericht verhängte eine lebenslange Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung.

Sein Leben war zu Ende, so viel stand fest und Marita war nicht gekommen, um ihn zu retten. In Handschellen saß er im Gefangenentransporter in einer Einzelzelle und konnte nicht einen einzigen Blick nach draußen werfen. Nur ein paar Wochen vor dem Ende seines eigenen Prozesses hatte man auch Lutz Hansen verurteilt. Auch er hatte Lebenslänglich bekommen, aber keine Sicherungsverwahrung.

Ritze fand das ungerecht, denn grausam und heimtückisch waren seine Morde an Kalle und Heino allemal. Doch an ihm wollte man wohl kein Exempel statuieren. In 15 Jahren würde man ihn sicher auf Bewährung entlassen. Zog man davon die zwei Jahre U-Haft ab, waren es nur 13 Jahre. Vermutlich würde man diesem Bastard auch noch offenen Vollzug gewähren. Fluchend stieß Ritze mit dem Fuß gegen die Trennwand im Transporter.

Hoffentlich war diese Fahrt bald zu Ende. Die Enge seiner kleinen Zelle war bedrückend. Nur wenig Licht kam über einen schmalen Schlitz herein. Monoton brummte der Motor, unterbrochen nur durch das gelegentliche Bremsen oder das Schalten der Gänge. Endlich verließen sie die Landstraße. An den vielen Kurven merkte Ritze, dass sie wohl in Bützow angekommen waren.

Schließlich kam der Transporter zum Stehen und der Motor wurde ausgeschaltet. Die Tür ging auf und er musste aussteigen. Blinzelnd schaute er sich um und sah als Erstes die massiven Mauern der JVA Bützow. Wuchtig erhoben sie sich in den grauen Himmel. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Dies war also von heute an nicht nur sein neues Zuhause, sondern seine gesamte Welt.

Zwei Beamte in dunkelblauen Uniformen nahmen ihn in Empfang. "Herr Grützmacher, bitte folgen sie uns." Ein wenig erstaunt schaute Ritze die Männer an. Was war das denn? War hier etwa Höflichkeit angesagt? Das kannte er aus seiner Zeit im Jugendknast ganz anders.

Wortlos ging er mit den beiden. Vor der großen Stahltür blieben sie stehen. Einer der Beamten drückte auf einen Knopf neben der Tür. Ein kurzes Summen ertönte, bevor die Tür sich schwerfällig öffnete.

"Willkommen in der Justizvollzugsanstalt Bützow, Herr Grützmacher", begrüßte ihn ein weiterer Beamter freundlich. "Wir werden jetzt die Formalitäten erledigen, bevor sie ihre Zelle beziehen." Am liebsten hätte Ritze gekotzt. Er hasste diesen Tonfall und die gespielte Höflichkeit. Als würde er in einem Hotel einchecken! Es fehlte nur noch, dass sie ihm einen angenehmen Aufenthalt wünschten.

Vor einem Tresen musste er stehenbleiben. Dahinter saß ein Beamter an einem Computer. "Ihr vollständiger Name, bitte?"

"Holger Grützmacher", antwortete er ruhig und kochte doch innerlich vor Wut. Dieser Kerl wusste doch genau wer er war! Er konnte seinen Namen doch auf dem Bildschirm lesen. Also warum diese Fragen?

Trotzdem beantwortete er alles, während ein anderer ihm die Handschellen abnahm.

"Gut. Wir werden nun noch einmal ihre Fingerabdrücke aufnehmen. Danach erhalten sie ihre Haftkleidung und ihre Bettwäsche."

Geduldig ließ Ritze die Prozedur über sich ergehen.

"Bitte entkleiden sie sich und legen sie alles in diesen Korb."

Schweigend zog er sich aus, legte seine Kleidung in den Korb und nahm die ihm gereichte Haftkleidung entgegen. Schnell zog er die Sachen an und plötzlich war er ein Strafgefangener wie alle anderen.

"Hier ist auch ihr Bettzeug", sagte einer der Beamten und überreichte ihm ein zusammengepacktes Bündel.

"Begleiten sie mich bitte zu ihrer Zelle, Herr Grützmacher."

In High Heels auf dem StrichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt