Sabrina - Teil 22

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Mit einem wohligen Gefühl ließ Ritze sich auf die große Ledercouch im Wohnzimmer fallen. Sanft gaben die Polster nach und nahmen seinen Körper auf, als wäre er der lang ersehnte Gast, auf den sie schon lange gewartet hatten.

Sein Blick fiel auf die aufgeschlagene Zeitung, die mitten auf dem Tisch lag. Schon seit Jahren hatte er nicht mehr in eine Zeitung geschaut. Er interessierte sich einfach nicht dafür, was dort geschrieben stand. Hatte Marita etwa in den Anzeigen gestöbert? Was hatte sie dort gesucht?

Mit einem Kissen im Nacken machte er es sich bequem, überflog die Anzeigen und fast sofort fiel ihm eine ins Auge.

»Charmante, elegante Dame bietet niveauvolle und diskrete Gesellschaft für einsame Stunden. Erlebe unvergessliche Momente in angenehmer Atmosphäre. Diskretion und Seriosität garantiert. Für den anspruchsvollen Herren, der das Besondere sucht.«

"Verfluchter Mist! Das kann nicht wahr sein!" Wütend setzte er sich auf, schaute sich die anderen Anzeigen an und entdeckte immer mehr davon, mit ähnlichem Inhalt.

Er hatte viele Huren hier in Schwerin auf der Straße stehen, aber es arbeiteten noch viel mehr Nutten in richtigen Wohnungen, indem sie sich einfach anrufen ließen. Die standen nicht draußen im Regen.

Ritze fühlte sich, wie vor den Kopf geschlagen. Ein paar Mal hatte Marita ihn schon darauf angesprochen, dass es vielleicht klüger wäre, die Frauen von der Straße zu holen. Aber er wollte davon nichts hören, weil er die Kosten scheute. Doch jetzt musste er feststellen, dass viel mehr Nutten in Wohnungen arbeiteten, als draußen.

"Und das genau vor meinen Augen!", brummte er und konnte es einfach nicht glauben. Wie konnte ihm das entgehen? Noch gut erinnerte er sich daran, wie schwierig es war, einen guten Platz für die Nutten zu finden. Einen, der weit genug weg von der Stadt war, damit sie nicht von den Bullen vertrieben wurden, der sich aber trotzdem gut erreichen ließ. Dieses Problem hatten diese Nutten nicht. Die betrieben ihr Geschäft mitten in der Stadt.

Sofort suchte er sich einen Stift und ein Blatt Papier und notierte sich alle Telefonnummern aus den eindeutigen Anzeigen. Auf gar keinen Fall wollte er dulden, dass die in seiner Stadt Geld verdienten und er nichts davon hatte. Ein kleines, brutales Grinsen zeigte sich auf seinem Gesicht. "Die sollen mich kennenlernen!"

Doch zuerst wollte er deren Geschäftsmodell verstehen und sich selbst ansehen, wie das genau funktionierte. Mit beiden Händen tippte er die erste Nummer in sein Telefon und hörte, wie es klingelte.

"Doris hier."

"Hallo Doris! Ich würde dich gern besuchen. Was kostet das bei dir?"

"Halbe Stunde 80, eine Stunde 130", antwortete sie geschäftsmäßig.

Ritze wollte schauen, wie weit er sie herunterhandeln konnte. "Das ist mir zu viel. Ich habe nur 40 bei mir. Mehr kann ich dir nicht geben." Gespannt lauschte er auf ihre Antwort, hörte aber nichts mehr.

Sie hatte einfach aufgelegt!

Er konnte es nicht glauben! Seine Nutten bliesen den Kerlen hin und wieder auch schon mal für 20 Mark die Schwänze, wenn es gar nicht anders ging. Maximal verdienten sie 50 Mark an einer Nummer und diese Nutte konnte es sich leisten, bei einem Angebot von 40 Mark einfach aufzulegen? Langsam begriff er, was für einen gewaltigen Fehler er gemacht hatte. Er hätte auf Marita hören sollen!

Sofort wählte er die nächste Nummer. Wieder hörte er es klingeln.

"Sabrina", meldete sich eine junge Frau.

Ritze stockte für einen Moment. Was für eine Stimme! Er konzentrierte sich, konnte sich aber ein kleines Grinsen nicht verkneifen. "Hallo Sabrina! Ich würde dich gern besuchen. Wie viel verlangst du?"

In High Heels auf dem StrichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt