Die Jagd beginnt - Teil 49

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Gerade hatte Marita das Hurenhaus verlassen, als ein unangenehmes Gefühl sie beschlich. An einer Ecke drehte sie sich kurz um und sah einen jungen Mann hinter sich. Ein wenig war sie erleichtert, weil es nicht Roxana war, die ihr folgte. Doch auch dieser Kerl machte ihr Angst. Was wollte der von ihr? War er wirklich hinter ihr her? Unwillkürlich beschleunigte sie ihren Schritt. Anstatt direkt nach Hause zu gehen, schlug sie den Weg zum Seeblick ein. Dort waren immer Leute, da fühlte sie sich sicher. Außerdem hatte sie schon wieder Hunger.

Im Restaurant glaubte sie nach einer Weile, dass sie an Verfolgungswahn litt. Denn auch nach mehreren Minuten kam niemand herein. Sie hatte sich ein Pilzgericht mit einem Schweinefilet bestellt und wartete auf ihr Essen, da sah sie erneut den Mann, der ihr gefolgt war. Ein wenig unscheinbar wirkte er, war nur mittelgroß, mit dunklem Haar und trug eine Jeansjacke. Suchend ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen. Als er sie entdeckte, zögerte er nicht lange und steuerte direkt auf sie zu. Ohne zu fragen, setzte er sich einfach an ihren Tisch.

"Marita Tanner, nehme ich an?" Seine Stimme war ruhig, fast freundlich und auf seinen Lippen lag ein kleines Lächeln. Aber etwas in seinem Blick verriet ihr, dass er nicht gekommen war, um Freundschaft zu schließen.

Sie schaute ihn an. "Wer will das wissen?"

"Norbert Koch. Journalist." Er zog eine Visitenkarte aus der Tasche und legte sie vor ihr auf den Tisch.

Marita warf einen Blick darauf. Der Kerl war von der Schweriner Volkszeitung, dem örtlichen Provinzblatt. Ohne ein Wort ließ sie die Visitenkarte achtlos auf den Tisch fallen. Mit dieser abfälligen Geste wollte sie ihm zeigen, dass sie keine Lust hatte, mit ihm zu reden.

Doch davon ließ er sich nicht abschrecken. "Ich war gerade im Urlaub in Frankreich. Wissen sie eigentlich, was dort in den Medien los ist?" Breit grinste er sie an. "Ihre Flucht ist dort das Gesprächsthema Nummer eins. Alle wollen wissen, wie sie es geschafft haben, der Polizei zu entkommen. Ich dachte, sie könnten mir ein paar exklusive Informationen geben."

Marita lächelte kühl. "Tut mir leid, aber ich habe nichts zu sagen."

Norbert beugte sich ein wenig nach vorn. "Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren. Sind sie wirklich als Araberin verkleidet aus dem Gericht geflohen? Wer hat ihnen geholfen? Diese Details könnten meine Karriere auf ein ganz neues Level heben. Dafür würde sich auch die Bildzeitung interessieren."

Marita blieb stumm. Sie würde niemanden verraten. Schon gar nicht, um seiner Karriere auf die Sprünge zu helfen. Was dachte dieser Kerl sich eigentlich? "Tut mir leid, Nobby. Ich bin nicht hier, um Geschichten zu erzählen." Sie schaffte es sogar, ein wenig Mitleid in ihren Blick zu legen und das fühlte sich für ihn an, wie eine Demütigung.

Er straffte sich. "Wenn sie mir nichts erzählen, finde ich es eben selbst heraus. Glauben sie nicht, dass ich das nicht kann. Ich werde jedes Detail ihres Lebens durchleuchten. Ihren Escort-Ring, ihre Verbindungen zu dem Hurenhaus, in dem sie gerade waren. Alles kommt ans Licht! Ich werde sicherstellen, dass die Welt erfährt, wer sie wirklich sind."

Plötzlich zog er eine dieser winzigen, neuen Digitalkameras aus seiner Jackentasche. In einer sehr schnellen Bewegung richtete er sie auf Marita und drückte genau in dem Moment ab, als sie sich einen Bissen von ihrem Essen in ihren Mund schob. Bevor sie reagieren konnte, klickte es gleich mehrfach und die Bilder waren gemacht.

"Die Internet-Puffmutter lässt es sich gut gehen", murmelte er grinsend, während er die Kamera wegsteckte. "Diese Bilder werden mir in Frankreich eine Menge Geld einbringen."

Marita fühlte, wie der Zorn in ihr loderte, doch sie zwang sich zur Ruhe. "Du machst einen wirklich schweren Fehler, Nobby. Du hast keine Ahnung, mit wem du dich anlegst", sagte sie leise, aber mit einem drohenden Unterton. "Du hast nur diese eine Chance. Leg die Kamera auf den Tisch und verschwinde, solange du noch kannst." Gefährlich funkelte sie ihn an und erst in diesem Augenblick wurde ihm klar, dass sie nicht scherzte.

In High Heels auf dem StrichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt