Das erste Pferdchen - Teil 8

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Ganz allein saßen Heino und Ritze an ihrem großen Tisch im Biergarten. Es war bereits spät und ganz sicher würde es nicht mehr lange dauern, bis die letzten Gäste den Seeblick verlassen mussten. Die Kellnerin hatte ihnen gerade das letzte Bier gebracht und schon ihre Rechnung kassiert.

Den ganzen Abend hatten die beiden Jungs darauf gehofft, dass ein paar Schönheiten den Biergarten betreten würden, aber nur eine sah recht ansprechend aus. Sie hatte sehr schöne, lange Haare und trug ein helles Kleid, das ihre schlanke Figur perfekt in Szene setzte. Mit ihrem hübschen Gesicht stach sie aus der Menge heraus. 

Doch an ihrem Tisch saßen gleich fünf junge Männer, die wohl ebenso alt waren wie sie selbst. Da war nichts zu machen. Heute würden sie wohl kein Mädchen abgreifen. Resigniert zuckte Heino mit den Schultern und dachte mit einem Lächeln zurück an die letzte Nacht mit Marita. Er hatte heute keinen Druck und wollte nicht auf Biegen und Brechen bei einem Mädchen landen.

Doch ganz anders erging es Ritze. Er hatte sich so hingesetzt, dass er den gesamten Biergarten im Auge hatte und seit sie hier an ihrem Tisch saßen, ließ er seinen Blick schweifen. Genau wie Heino hatte auch er das hübsche Mädchen an dem anderen Tisch mit den fünf Kerlen gesehen. Nur sie interessierte ihn, denn alle anderen waren entweder zu alt oder zu hässlich.

Unauffällig beobachtete Heino seinen Freund. Wie ein Tiger vor dem Sprung saß er auf seinem Platz und hielt es kaum noch aus. Was war nur los mit ihm? Heute mussten sie wohl darauf verzichten, ein Mädchen abzuschleppen. Konnte er das nicht einsehen?

Gerade wollte Heino einen Schluck Bier trinken, da stieß Ritze ihn unsanft an. "Los Mann! Wir gehen jetzt da rüber und dann schnappen wir uns die Kleine!"

Heino glaubte, er hätte sich verhört. "Alter! Da sitzen fünf Mann an ihrem Tisch. Wie willst du sie von dort weglotsen?" Mit einem kleinen Lächeln tat er die Idee von ihm als einen blöden Ausrutscher ab und dachte nicht weiter darüber nach.

Doch Ritze ließ es nicht auf sich beruhen. Seine Augen blitzten vor Entschlossenheit und sein Körper war angespannt wie eine Sprungfeder. "Lass uns einfach an ihren Tisch gehen und dann nehmen wir sie mit!" Dieses Mal hatte er das nicht nur so dahin gesagt. Mit der Intensität seiner Stimme machte er Heino klar, wie ernst ihm die Sache war.

Dem fuhr der Schrecken in die Glieder. "Bist du wahnsinnig? Da sitzen fünf Kerle und die werden sie nicht einfach so gehen lassen." Das Herz in Heinos Brust schlug deutlich schneller. Nur mit Mühe konnte er die Panik aus seiner Stimme heraushalten.

Doch Ritze grinste nur und jetzt bekam er es so richtig mit der Angst zu tun. Der meinte das vollkommen Ernst. Der wollte wirklich zu den Typen gehen und sich mit ihnen prügeln und es war ihm vollkommen egal, dass die in der Überzahl waren. Schon sah Heino sich selbst, blutend und mit ausgeschlagenen Zähnen, am Boden liegen. Was für ein Idiot! Wie kam der nur auf so eine bescheuerte Idee?

Aber Ritze ließ ihm keine Zeit, lange darüber nachzudenken. Langsam erhob er sich von seinem Platz und grinste ihn an. "Ich gehe jetzt dort rüber. Entweder kommst du mit oder du bleibst hier sitzen."

Tief seufzte Heino und nahm einen letzten Schluck Bier. Dann erhob auch er sich und wie ein Lamm auf dem Weg zur Schlachtbank folgte er diesem Wahnsinnigen. Unmöglich hätte er am Tisch allein zurückbleiben können. Das wäre das Ende ihrer Freundschaft gewesen. Er wäre ein Ausgestoßener. Nie wieder hätte er sich auf der Halbinsel sehen lassen können. So viel war ihm klar und so folgte er Ritze, der mit langen Schritten auf das hübsche Mädchen und die fünf Kerle zusteuerte.

Er hatte deren Tisch noch nicht einmal ganz erreicht, da sprach er das hübsche Mädchen auch schon mit lauter Stimme an. "Mäuschen, du bist wirklich süß! Aber warum sitzt du hier bei den Schwulen? Komm mit uns!"

In High Heels auf dem StrichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt