Profis - Teil 21

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Jeden Tag begeisterte Helmut seine Marita mit einem neuen Einfall. Doch heute sollte es etwas ganz Besonderes werden. Aber dafür mussten sie sehr früh aufstehen. Marita hatte keine Ahnung, was er vorhatte, aber wie wollte er die bisherigen Erlebnisse denn noch toppen? Sie waren schon mit einem Jeep durch die Gegend gefahren und den Tieren ganz nah gekommen, hatten Pirschfahrten mit einem Kanu gemacht, eine Nachtsafari, eine Wanderung durch die Savanne und sie waren mit dem Heli geflogen. Was konnte denn noch schöner sein?

Lange vor Sonnenaufgang klingelte der Wecker. Die Nacht war noch kühl und die Geräusche der Wildnis umgaben sie. Sehr weit entfernt brüllte ein Löwe. Etwas näher hörten sie einen Schakal und die Vögel waren auch schon wach. Marita konnte nicht genug kriegen von diesen Geräuschen. Schnell warf sie sich ihr Kleid über, zog ihre Turnschuhe an und linste durch einen Spalt im Eingang ihres Zeltes in den sternenklaren Nachthimmel.

"Bist du bereit für ein weiteres Abenteuer?", flüsterte Helmut und schenkte ihr ein begeistertes Lächeln.

"Ich kann es kaum erwarten." Schnell zog sie sich eine Jacke über, denn draußen war es noch kühl.

Der Fußweg durch das Camp war nicht weit und ein Jeep wartete bereist auf sie. Die Fahrt durch die Dunkelheit war faszinierend, denn die Scheinwerfer warfen lange Schatten und manchmal blitzten die Augen von Tieren im Licht auf. Es war noch immer dunkel, als sie ihr Ziel erreichten und plötzlich erkannte Marita, was Helmut vorhatte, als sie den großen Korb am Boden liegen sah. 

Ein erfahrenes Team von jungen, schwarzen Helfern hatte die Hülle eines Heißluftballons ausgebreitet und nach dem ein riesiger Ventilator ein wenig Luft hineingeblasen hatte, startete der Pilot die Brenner. Ein ohrenbetäubendes Gebrüll donnerte durch die Nacht und innerhalb kürzester Zeit füllte die Flamme dem Ballon mit heißer Luft.

"Alle an Bord!", rief Dave, ein junger, gut aussehender Mann mit blondem Haar. Sein Englisch hatte einen klaren britischen Akzent. Doch gleich darauf wechselte er ins Deutsche. "Wir starten gleich!" Mit seinen blauen Augen strahlte er Marita an und die war für einen Moment von seiner Erscheinung überwältigt. Er sah aus wie eine Figur aus einem alten Abenteuerroman und sie konnte den Blick nicht von ihm lösen. Doch als Helmut ihre Hand nahm und ihr beim Einsteigen half, riss sie sich zusammen.

"Jetzt geht es los!", sagte Helmut und half Marita beim Einsteigen.

Sie war gespannt wie eine Feder und fürchtete sich, als der Korb ein kleines Stück über den Boden rutschte. Doch dann wurden die Halteseile gelöst und sie hoben ab. Vollkommen ruhig hing der Korb unter dem Ballon und es war kein Luftzug mehr zu spüren. Der Ballon hatte sich dem Wind angepasst und Marita hatte keine Angst mehr.

Fasziniert schaute sie nach Osten. Dort wurde es langsam hell, der Himmel färbte sich violett. Langsam stiegen sie immer höher, während der Horizont in einem goldenen Licht aufleuchtete. Noch nie in ihrem ganzen Leben hatte Marita den Himmel in so schönen Farben gesehen, obwohl die Sonne noch nicht aufgegangen war. Sehr schnell wurde es jetzt ein wenig heller.

Unauffällig beobachtete Helmut sie von der Seite und freute sich an ihren Reaktionen. So wie es aussah, konnte sie die Ballonfahrt wirklich ohne jede Angst genießen.

Je höher sie stiegen, desto weiter konnten sie sehen. Unter ihnen huschten Antilopen durch das Gebüsch, Giraffen streckten ihre Hälse zu den Baumkronen und Flusspferde planschten in den Armen des Okavango. Die herrliche Stille wurde nur durch das gelegentliche Gebrüll des Brenners unterbrochen. Doch so bald wieder Ruhe einkehrte, glitt der Ballon sanft durch die Luft.

"Das ist wie ein Traum", sagte Marita leise und legte ihren Kopf an Helmuts Schulter. "Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas Schönes erleben würde."

In High Heels auf dem StrichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt