Zeig mir alles! - Teil 14

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Voller Zweifel schaute Yvonne ihr Handy an. Sie wünschte sich, dass es endlich klingelte und dass sie seine Stimme hören würde. Doch ihr Telefon blieb stumm. Den ganzen Tag hatte sie gewartet und jetzt hielt sie es nicht länger aus. Obwohl Petra es ihr verboten hatte, rief sie Mauli an und wartete mit klopfendem Herzen darauf, dass er endlich dran ging.

"Ja?", hörte sie seine Stimme am anderen Ende.

Ihr Herz machte einen Sprung. Eine Sekunde hielt sie die Luft an, doch dann musste sie etwas sagen. "Bist du sauer?"

Jetzt schwieg er ein paar Sekunden und dachte an seine herrliche Nummer mit Marita und grinste. "Zu Hause musste ich mir erst mal einen runterholen. Alles muss man selbst machen."

Sie war erleichtert, weil sie das Lachen in seiner Stimme hören konnte.

"Nächstes Mal werde ich mich um deinen Schwanz kümmern. Versprochen." Sie hatte Schwanz gesagt und sie war stolz darauf. So ein Wort hatte sie bisher nur gebraucht, wenn sie mit Petra sprach. Jetzt hatte sie es bei Mauli benutzt und es fühlte sich großartig an.

Einen Moment war er still. "Kannst du mir ein paar Nacktbilder von dir schicken? Wenn ich mir schon einen runterholen muss, dann will ich wenigstens an dich denken."

Jetzt blieb ihr die Luft weg. Er wollte Bilder von ihr? Sie überlegte. "Wie weit soll ich denn gehen?", fragte sie und merkte, wie sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete.

"Zeig mir alles! Zeig mir, wie du es dir selbst machst." Jetzt war seine Stimme fordernd und rau. "Du bist so schön", hörte sie ihn am anderen Ende der Leitung und freute sich. Er schien wirklich nicht mehr sauer auf sie zu sein.

"Hast du deinen Eltern schon von uns erzählt?"

Obwohl er sie nicht sehen konnte, schüttelte sie den Kopf. "Nein, ich habe ihnen noch gar nichts erzählt."

"Dann erzähle ihnen auch in Zukunft nichts von mir. Lass das unser Geheimnis sein. Deine Eltern würden es ohnehin nicht verstehen. Sie würden mich ganz sicher nicht mögen und nur versuchen, uns auseinander zu bringen."

Sie nickte, während er ein dickes Bündel Geldscheine im Handschuhfach seines Autos verstaute. Gerade hatte er seine abendliche Runde gemacht und die Ladys abkassiert. Jetzt musste er noch nach Wismar. Dort entwickelte sich das Geschäft sehr viel besser als gedacht. Der alte Busbahnhof war zu einer Goldmine geworden.

"Ich muss los. Mein Boss braucht mich."

"Fahr vorsichtig."

"Ja"

"Liebst du mich?", fragte sie mit einem leichten Zittern in der Stimme.

"Ja, meine Kleine. Ich liebe dich." Mauli wusste, dass er die Wahrheit gesagt hatte und genau deshalb hörte er den Hilfeschrei in seinem Innern. Oh Scheiße, was tat er nur? Er konnte sie doch nicht wirklich auf den Strich schicken. Doch genau diesem Plan folgte er. "Ich sitze im Auto und jetzt muss ich los."

"Ich liebe dich auch" hörte er sie flüstern.

Sie nahm ihr Telefon vom Ohr und mit einem sehr zufriedenen Lächeln legte sie auf. Sie wollte ihn nicht von der Arbeit abhalten und noch mehr Liebesschwüre von ihm hören. Glücklich ließ sie sich auf ihr Bett fallen und presste ihr zweites Kissen an sich. "Er liebt mich", flüsterte sie und drehte sich auf die Seite. Was für ein herrlicher Tag.

Plötzlich sprang sie auf und lief ins Wohnzimmer. Dort saßen ihre Eltern auf der Couch und schauten fern. Sie setzte sich dazu und kuschelte sich an ihren Papa. Liebevoll legte er seinen Arm um sie und lächelte sie kurz an.

Eine ganze Weile saß sie bei ihren Eltern und überlegte. "Sind in der Polaroid eigentlich noch genügend Bilder?"

"Wofür brauchst du die?"

In High Heels auf dem StrichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt