Milan und das rostige Fass - Teil 31

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Noch immer fuhr Ritze seine alte G-Klasse und noch immer begeisterte ihn dieses Auto, wenn er das Gaspedal durchdrückte. Doch irgendwie hatte er das Gefühl, dass es jetzt an der Zeit war, für ein neues Auto. Er fuhr diesen Schlitten jetzt schon seit vier Jahren und in seinem Kopf gab es gleich zwei Favoriten, die seine G-Klasse ablösen sollten.

Auf der einen Seite lockte ihn der Ferrari, aber auch der 911 gefiel ihm. Für beide Autos musste er entweder nach Hamburg oder nach Berlin fahren. Denn in Schwerin gab es weder einen Porsche, noch einen Ferrari Händler. Noch war er sich nicht sicher, welches Auto das Bessere für ihn wäre. Der Ferrari lockte ihn sehr. In Gedanken sah er sich in diesem Auto durch Schwerin fahren und grinste. Aber dann erinnerte er sich an die rote, flache Flunder, die er vor einer Woche gesehen hatte.

Ganz langsam war der Fahrer am Schweriner Schloss vorbeigefahren und wirklich alle hatten sich zu diesem Auto umgedreht. Enttäuscht schüttelte Ritze den Kopf. Er würde sich wohl doch nur einen Porsche zulegen. Mit einem Ferrari erregte er viel zu viel Aufmerksamkeit. Es war zwar schön, von allen bewundert zu werden. Aber es war keine gute Idee, der bunte Hund von Schwerin zu sein.

In den vier Jahren, seit er in das Nuttengeschäft eingestiegen war, hatte er nie Ärger mit der Polizei gehabt. Ritze grinste. Zumindest war es kein großer Ärger. Die kleinen Vorfälle konnte er einfach unter den Tisch fallen lassen. Die waren nie so schlimm gewesen, dass es dabei um seine Existenz ging.

Einmal hätte er zwar fast vor dem Richter gestanden, aber dann hatte die Nutte nach viel gutem Zureden von Heino, Mauli und Kalle ihre Anzeige wieder zurückgezogen und war untergetaucht. Niemand hatte je wieder von ihr gehört. Wie hieß sie noch gleich? Irina? Ritze war sich nicht sicher. Doch er erinnerte sich, dass sie zu der ersten Ladung gehörte, die er damals selbst aus Prag geholt hatte.

Damals hatte er noch keine Ahnung davon, wie man sie richtig gefügig macht. Er war damals viel zu weich gewesen und hatte ihnen viel zu viel durchgehen lassen. Doch seit dem war viel passiert. Heute hatte sich sein Geschäft vollkommen gewandelt.

Mauli holte zwar noch immer Frischfleisch aus Prag, aber er holte sie nicht mehr für ihr eigenes Geschäft. Er verkaufte die Huren in ganz Deutschland. Wieder grinste Ritze und war furchtbar stolz auf seine Leistung. Sie hatten sich in der Branche einen Namen gemacht. Jeder, der Frischfleisch brauchte, musste sich an ihn wenden, oder seine Huren selbst über die Grenze schmuggeln.

Weil es ihm aber viel zu stressig war, die Nutten immer wieder selbst einzureiten und sie gefügig zu machen, tauschte er sie lieber gegen gebrauchte Ware. Diese Nutten wussten wie der Hase lief und machten sehr viel weniger Ärger. Inzwischen besaß er so viele, dass Mauli, Kalle und Heino fast nur noch im Auto saßen. Die hatten richtig gut damit zu tun, die Hühner abzukassieren und sie auf der immer gleichen Route im Kreis zu fahren.

Immer wieder wechselten sie den Standort und zogen von Stadt zu Stadt. Meistens dauerte es fünf Wochen, bis sie wieder in Schwerin waren.

Natürlich wusste er davon, dass Mauli immer wieder auf eigene Rechnung Huren aus Prag holte. Er quetschte sie einfach zusätzlich in den Mercedes Sprinter und fuhr mit ihnen direkt zu den Kunden in Berlin, Hamburg, Köln oder Frankfurt. Pavel berichtete ihm jedes Mal, wie viele Nutten er über die Grenze gebracht hatte. Deshalb war er genau darüber im Bilde, wie viel Geld Mauli für sich selbst abzweigte. Auch von seiner Yvonne wusste Ritze schon lange. Doch weil das seine einzige Nutte geblieben war, hatte er nie etwas dazu gesagt.

Auch von Heinos Betrügereien beim Rave und von Kalle und seinem Callcenter wusste er. Sollten die doch alle ruhig ein wenig Geld nebenbei verdienen. Er selbst nahm sich noch immer den Löwenanteil vom Rave und aus dem Nuttengeschäft. Wie viele Hurenhäuser besaß er inzwischen? In Gedanken versuchte er sie zu zählen, aber es waren einfach zu viele. Kein einziges Haus hatte er in einen Puff verwandelt, sondern sie alle als Mietshäuser weiter geführt. Nur wohnten in seinen Häusern keine normalen Mieter, sondern Huren.

In High Heels auf dem StrichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt