•Confessional•

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Yoonmin

Jimin P.o.v

Was wenn du schwul bist?
Okay, falscher Anlauf...
Was wenn du schwul bist aber deine Eltern absolut strenggläubig?
Wozu auch gehört, das sie Homosexualität als nicht richtig abtun. Als eine Sünde. Etwas böses.
Als ich mit meiner Mutter einmal Fernsehen schaute, und ein lesbisches Paar interviewt wurde stellte sie den Kasten ab, stand auf, verließ das Zimmer, ohne mich, und mit den abfälligen Worten:
,,Absolut geistekrank."
Ich war noch so jung das ich nicht verstand was sie meinte, oder was das im Fernsehn war, und die fünf Minuten die ich als kleiner
6- jähriger auf diesem Sofa saß, bis meine Mutter sich wieder daran entsinnte das sie ein Kind hatte, fragte ich mich inständig warum meine sonst so friedliebende Mutter so aufbrausend geworden war.
Nur weil zwei Menschen Händchengehalten hatten, und glücklich aussahen.

Jeden Sonntag ging ich mit meinen Eltern in die Messe. Ich fand nichts schlimmes dabei, ich tat es eben einfach weil ich sollte. War es meistens auch sterbenslangweilig und verstand dazu noch kein Wort von all den Psalmen und Absätzen... Aber ich wusste das Gott Mann und Frau schuf, und auch wofür.
Aber eines, das ich mir ebenso merkte war, das Gott den Menschen niemals verbot sich in ihr eigenes Geschlecht zu verlieben.
Männer in Männer und Frauen in Frauen. Gott schrieb den Menschen niemals vor in wen sie sich verlieben sollten, sondern bloß das sie die, die sie liebten mit Achtung und Respekt zu behandeln.

Mit jedem Jahr das ich älter wurde, dachte ich immer mehr, das Gott nichteinmal gewollt hätte, das meine Mutter- oder überhaupt irgendwer- solche bösen Worte über jemand anderen verlor.
Ich persönlich verlor irgendwann den Glauben an Gott.
Nicht vollkommen, will ich damit sagen. Wenn es mir schlecht geht, und ich traurig bin, und nicht mehr weiter weiß, dann schicke ich ein Stoßgebet in den Himmel. Aber für mich ist es nichtmehr der Gott über den man in Büchern erzählt, über den es Mhyten und Gemälde giebt. Für mich giebt es die für den Moment heranfantasierte Phantomfigur die wir Gott taufen um unsere Bitten und Sorgen an einen Namen richten zu können.
Vielleicht auch, damit wir einen Schuldiger haben, wenn es uns oft schlecht ergeht und diese Bitten nicht erfüllt werden.

Was ich meinen Eltern nie als sagen könnte. Meiner Mutter weniger als meinem Vater noch. Wie gesagt: streng gläubig. Wenn ich heute, mit 15, nicht zur Schule müsste würden sie mich jeden einzelnen Tag zur Morgen-, und Abendmesse mitschleifen, wie vor meiner Einschulung.
Doch jeden Sonntag muss ich mit, davor kann ich mich nicht drücken. Es ist an sich ja auch nichts wildes. Auf der ungemütlichen Bank knien, beten, und vielleicht ein paar Seiten aus der Bibel mitlesen.
(Die Lieder lasse ich immer heimlich aus, bin dafür nun aber Profis im Lip-singing).

Wo meine Erzählungen eigendlich hinführen sollen: das ich schwul bin wäre für meine Eltern ein Tor zur Hölle. Das Wissen das ich bereits einen Freund habe, wäre der Eintritt. Aber davon wissen meine Eltern noch nichts womit ich mir bisherigen Ärger ersparen konnte. Fragt sich selbstverständlich wie ich diese Beziehung verstecke. Wir sind vor einem Jahr hergezogen.
Ich komme von einem Dorf, also zogen wir gewissermaßen bloß in ein noch kleineres, kaffigeres, niedlicheres hinein. Die Umstellung war daher nicht wirklich schwer wie man es sonst so von Umzügen kennt oder es sich vorstellt. Nur mit dem winzig kleinen Haken, das ich lernen musste wie man sich um Hoftiere kümmert.
Denn in unserem ,,Garten" leben, scheißen, und maulen 5 Schweine, 2 Ziegen, 8 Hühner und 3 Kühe. Meine Eltern übernahmen den kleinen Hof vom Priester des Dorfes der in ein Häuschen näher der Kirche zog.
Mit: seinem 17 Jährigen Sohn.
Und der kam anfänglich noch fast jeden Tag wegen seiner geliebten Tiere vorbei.
Natürlich war er über den Verkauf seines Zuhauses sauer. Und das konnte ich auch verstehen, wieso sollte man seine Tiere auch freiwillig abgeben? Was hätte ich gemacht wenn meine Eltern mir nicht erlaubt hätten meine beiden Meerschweinchen mitzunehmen? Joonie und Hobi sind doch meine Babys...!

Weil ich ziemlich introvertiert bin bestand unser anfänglicher einziger Kontackt aus Blicken. Erst als uns eine Kuh abhaute und wir sie wieder einfangen mussten wechselten wir unsere ersten Worte miteinander. Zumindest er mit mir. Er brüllte mich an. Denn es war zugegebenermaßen meine Schuld das die Kuh Belitha (was für ein Name?! Nicht meine Kreation...) abgehauen war.
Jaja, shame on my Grabstein...
Ich hatte das Gatter nicht anständig geschlossen.
Seine Stimme jedoch war so tief dabei das er mir regelrecht Angst einjagte und ich lieber geheult hätte als weiterzurennen, durch den ganzen warmen Mist um das kackbraune Fleckenfieh einzuholen.
Erst drei Tage später begann ich diese Stimme zu mögen.
Yoongi Entschuldigte sich bei mir für den Wutausbruch.
Als sowas das letzte Mal passiert sei, erzählte er mir, wurde die Kuh zwei Tage vermisst und gesucht bevor ihr vom Wolf gerissenen Kadaver im Wald gefunden worden war.
Allmählich begannen wir uns also zu verstehen. Yoongi und ich.
Und irgendwann, so schien es mir, kam er weniger für die Tiere, stattdessen mehr um mich zu besuchen.

Denn Rest kann man sich eigentlich vorstellen, nicht? Richtige Bauernhof-Romanze mit einem Badboy der sich als totaler Softie herausstellte. Maby Trash-TV Potential, wenn man drüber nachdenkt, aber ich fande es dennoch wunderschön...
Was ich mir nicht vorstellen kann, ist es meinen Eltern zu sagen. Das ich garnicht der sein will, und auch nicht kann, für den sie mich leider halten. Und das es unnütz ist, mir den Teufel austreiben zu wollen.
Ich und Yoongi sind ein Paar.
Aber eben nicht offiziell.
Wir müssen immer wie Freunde aussehen sobald uns jemand sehen könnte. Egal wer. Dörfer sind das größte Problem bei Geheimnissen. Jeder kennt jeden, und alles macht binnen Stunden die Runde. So wie in einem richtigen Kaff eben.

Der Plan mich zu outen kommt doch eher spontan. Er wird von Wut getrieben und ist im Grunde sogar ziemlich egoistisch. Denn nichtmal Yoongi erzähle ich etwas davon. Obwohl ich ihn fest mit einbeziehe. Normalerweise verenkt sich Yoongi nämlich geradezu um den Messen zu entkommen. Er glaubt noch weniger als ich, selbst wenn sein Vater sogar der Priesert selbst ist. Doch diesesmal schleife ich ihn eigendhändig mit. Aber sicher nicht für die Gebete, oder für die Lieder. Heute wird stattdessen: gebeichtet.
In diesen Beichtstuhl zwangen mich meine Eltern alle zwei Wochen hinein. Nacheinander geht man in dieses winzigen Kabinett herein, schließt die Tür, und flüstert seine Sünden in die völlige Dunkelheit. Meistens muss ich mir etwas ausdenken, denn all die Dinge die ich mit Yoongi erlebe sind für mich keinerlei Sünde. Desshalb ist auch das was ich heute sagen will ist keine. Ich brauche bloß die Gelegenheit.

Insgeheim wunderte ich mich ernsthaft das ich es wirklich geschafft habe Yoongi mitzuzerren. Selbst wenn es mir leichter als bei jedem anderen fiel ihn zu überreden. Denn ich war sozusagen seine Schwäche. Und das hatte ich dreist ausgenutzt.
Aber nun sind wir da, und ich denke nichtmal im Traum daran den Plan abzulassen oder zu ändern.

Gerade kommt mein Vater wieder aus dem Beichtstuhl heraus.
,,Gereinigt aller Sünden atmet es sich dich gleich viel leichter, nicht? . Du bist dran mein Sohn."
Ich lächle scheinheilig und trete vor, öffne die Tür und betrete gerade die Schwelle als ich mich blitzartig nocheinmal umdrehen, Yoongi am Arm packe und mit hineinzerre. Und das bevor ein erwachsener, noch er selbst in irgendeiner Weise protestieren kann. Ich kann gerade noch so die Verwunderung in ihren Gesichtern sehen bevor sich die Tür lauter und schwungvoller als gedacht ins Schloss kracht. Die Tür von außen zu öffnen tat man aber nicht, desshalb konnte ich mir unserer Ruhe sicher sein. Aber wir sind zusammen hier, und das ist es was ich erreichen wollte. Denn deutlicher kann man es nicht machen.
Yoongi und ich, wobei ersterer nicht weniger überrumpelt als der Rest der Meute draußen, an die Wand gedrückt steht, verbleiben in vollkommener Dunkelheit. Ich kann seinen Atem auf meinen Liplen spüren, denn verdammt ist dieses Ding eng! Eben nur für eine einzige Person gedacht. Nicht zwei.
,,Jiminah, was-" ich stoppe ihn indem ich ihm die Hand über den Mund halte. Als ich sie wieder senke nehme ich ihm die zweite Chance in dem ich ihn küsse. Trotz seiner Übberaschung spüre ich nach kurzer Zeit zwei Hände die meine Taille festhalten und mich wenn möglich nich näher an den warmen Körper ziehen. Ich muss lächeln, so glücklich wie es mich macht.
Als ich mich schließlich löse und ihn ,,anschaue" da die Finsternis immer noch seine Schönheit verschluckt weiß ich dennoch das wir und genau in die Augen schauen.

,,Das hat uns vor allen verraten."
Steckt er fest. Er klingt weder wütend noch vorwurfsvoll. Er steckt es fest, wenn nicht sogar ein wenig erleichtert. Auch für ihn war die geheimhalterei eine Last.
Ich flüstere nicht, und das mit Absicht. Denn so weiß ich das mich alle hören können, diese Wände sind nämlich auch noch ziemlich dünn.
Und sie sollen es hören.
,,Ja... Ich weiß. Sollen sie alle wissen das ich verdammt noch mal stockschwul bin. Und das ich dich über alles liebe... Min Yoongi."

Bts-OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt