Kapitel 65

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Nachdem Louis gegangen war, konnte ich mich nicht mehr richtig konzentrieren. Was hatte er damit gemeint, er würde mir weh tun? Oder spielten mir meine Ohren einen Streich?

„Sollen wir es lieber für heute dabei belassen? Ich denke, wir haben einen guten Teil geschafft", fragte Joe und ich war dankbar für ihren Vorschlag. Meine Gedanken waren sowieso gerade nicht mehr bei der Arbeit.
„Willst du noch etwas essen?"
„Was?" Ich sah sie an und mir fiel auf, dass ich ihr gar nicht zuhörte. Sie deutete auf die Tüte, welche immer noch auf dem Tisch stand.
„Nein, ich habe keinen Appetit. Aber bediene dich ruhig", meinte ich und stand auf und packte meinen Laptop ein.
„Ist alles in Ordnung mit dir?"
„Ja, natürlich."
„Dann wünsche ich dir ein schönes Wochenende. Ich räume das hier noch weg und wir sehen uns am Montag."
„Ich kann dir auch noch helfen", bot ich an.
„Ach was, dass schaffe ich schon." Joe drückte mir noch den Beutel mit dem Essen in die Hand und ich verabschiedete mich.
„Okay, danke. Bis Montag."

Bis ich zu Hause war, hatte ich mich wieder etwas gefangen, obwohl seine Worte immer noch in meinem Kopf nachhallten.
„Louis?", rief ich, als ich durch die Tür trat. Ich bekam keine Antwort und stellte meine Tasche ab. Langsam ging ich in die Küche und das saß er mit dem Rücken zu mir. Er summte leise vor sich hin und ich bemerkte, dass er Kopfhörer im Ohr hatte. Ich stellte mich hinter ihn und sah über seine Schulter. Er zeichnete gerade ein Bild und da ich ihn nicht stören wollte, sah ich ihm einfach ein paar Minuten dabei zu.

Diesmal malte er nicht mich, sondern eine Landschaft mit Bergen und einem kleinen Haus. Das Motiv wirkte ruhig und lud irgendwie zum Träumen ein. Wer würde nicht gern manchmal, weit ab von jeglicher Zivilisation, die Seele baumeln lassen? Und an so einem Ort würde man wahrscheinlich die Abgeschiedenheit finden, die man benötigte, um mit dem ganzen Stress des Alltags klarzukommen. Vielleicht sollte ich uns irgendwo so eine Hütte für einen Urlaub buchen, wenn Louis freigesprochen wurde. Ja, ich hielt daran fest. Glaube versetzt Berge ... so hieß es doch? Ich ließ ihn allein und schlich mich auf Zehenspitzen hinauf und ging ins Bad, um eine Dusche zu nehmen.

Als ich wieder nach unten kam, tippte Louis auf seinem Handy herum und plötzlich ertönte ein Signal, dass ich eine Nachricht hatte. Erschrocken drehte Louis sich um und starrte mich an.
„Ich habe dir gerade geschrieben. Wie lang bist du denn schon hier?"
„Eine Weile. Ich wollte dich nicht unterbrechen", sagte ich und ging zu ihm. Er stand auf und schlang seine Arme um meinen Nacken. Ich sollte wohl erwähnen, dass ich nur eine Briefshorts trug, da ich keine Lust hatte mir etwas anzuziehen.

„Bist du bereit da weiterzumachen, wo wir heute im Büro aufgehört haben?"
„Ja, und wie ich das bin. Es ist schon viel zu lange her." Postwendend küsste ich ihn und spürte seine Zunge an meinen Lippen. Ich griff unter seinen Po und hob ihn hoch. Seine Beine wickelten sich um meine Hüften und ich trug ihn die Treppe nach oben. Vor dem Bett blieb ich stehen und setzte Louis wieder ab. Sofort befreite ich ihn von seinem Shirt und ging dann vor ihm auf die Knie und zog ihm dabei seine Hose samt Shorts aus. Ich küsste seinen Oberschenkel und kam wieder auf die Beine. Dann hatte ich eine Idee... na ja, eher eine Vorstellung, die ich unglaublich erregend fand.

Schnell griff ich in die Schublade und holte ein Kondom plus Gleitgel heraus, griff nach Louis Hand und zog ihn hinter mir her.
„Wo willst du hin."
„Arbeitszimmer."
„Was?", fragte er, aber folgte mir. Kaum hatten wir den Raum betreten, verband ich wieder unsere Lippen miteinander und drängte ihn Richtung Schreibtisch. Irgendwann stießen wir an diesen und Louis setzte sich ohne zu zögern darauf. Zum Glück war ich sehr penibel, was die Ordnung an meinem Arbeitsplatz anging. Wir mussten uns also keine Sorgen machen, dass einer von uns am Ende eine Tackerklammer im Hintern stecken hatte oder der Locher im Weg war.

Ich drückte ihn nach unten, sodass er mit dem Rücken auf dem Tisch lag. Meine Lippen glitten über seinen Körper und Louis stöhnte unablässig. Dann schloss sich mein Mund um ihn und er bäumte sich auf und griff mir in die Haare. Ich sah zu ihm hoch und beobachtete sein wunderschönes Gesicht. Irgendwann ließ ich von ihm ab und beugte ich über ihn. Leidenschaftlich küsste ich ihn und schob mir meine Shorts nach unten. Ich ließ mir diesmal viel Zeit mit ihm und als ich das Gefühl hatte, er hielt es nicht mehr aus, entfernte ich meine Finger und fühlte kurz danach die Hitze seines Körpers, die mich in Brand setzte.

Seine Beine waren um mich geschlungen und ich konnte kaum mehr atmen. Dieses Gefühl ihn so zu spüren, war wie der Himmel. Gemeinsam trieben wir immer höher und ich konnte mich einfach nicht von seinen Lippen trennen. Immer wieder küsste ich ihn und Louis stöhnte in meinen Mund. Seine Finger gruben sich in meinen Rücken und als er seinen Höhepunkt erlebte, riss er mich automatisch mit sich. Ich stütze mich mit den Ellenbogen auf den Schreibtisch und fuhr mit meinen Fingern in seine Haare. Gleichzeitig bedeckte ich sein Gesicht mit vielen zärtlichen Küssen. Seine Wangen waren gerötet und seine Augen glänzten. Irgendwann würde mir bei seinem Anblick das Herz stehen bleiben.

„Harry, ich bekomme einen Krampf in den Beinen", sagte Louis irgendwann und ich küsste ihn ein letztes Mal. Der Tisch war nicht sonderlich bequem. Ich wollte mich wieder aufrecht hinstellen, aber mein Rücken machte mir einen Strich durch die Rechnung. Ein stechender Schmerz fuhr mir in meinen hinteren Lendenbereich und ich kniff die Augen zusammen.

„Was ist?" Mit besorgter Mine sah er mich an.
„Nichts. Ich komm nur nicht mehr hoch." Gleichzeitig fingen wir an zu lachen, obwohl es nicht lustig war.
„Ich glaube, wir sind zu alt für so was", meinte Louis nur, bevor er mich mit seinen Armen an den Schultern sanft von sich wegschob.
„Gott, wie alt bin ich denn?"
„Alter Mann...", sagte Lou leise, als er sich ebenfalls aufgesetzt hatte und grinste.
„Sehr witzig." Langsam nervte es mich. Vielleicht sollte ich doch nochmal zum Arzt gehen? Seit Jahren war es nicht mehr so schlimm wie derzeit.

„Vielleicht sollten wir diese Aktivitäten nur aufs Bett beschränken", gab er zu bedenken. Kopfschüttelnd sah ich ihn an.
„Dafür was das hier viel zu gut."
„Ja, das war es wirklich." Er küsste mich auf die Brust und ich seufzte. „Kommst du mit unter die Dusche?"
„Nein."
„Wieso nicht?"
„Erstens habe ich gerade geduscht und zweitens, rieche ich gern nach dir." Seine Augen wurden groß und er räusperte sich.
„O-O-Okay ... na dann. Ich bin gleich wieder bei dir." Er verließ das Zimmer und ich schaute ungeniert auf seinen knackigen Po.

Nachdem er fertig war, kam er in die Küche, wo ich gerade das Essen, dass er heute in die Kanzlei gebracht hatte, auf Tellern verteilte und in der Mikrowelle erwärmte.
„Ich dachte, ihr hättet etwas davon gegessen?"
„Nein, ich hatte keinen Appetit." Mit schief gelegtem Kopf sah er mich an, aber ich wollte jetzt nicht auf das Thema eingehen, welches mich immer noch beschäftigte. Einfach nur einen schönen Abend mit ihm, war alles war ich jetzt brauchte. Und wahrscheinlich hatte ich mich einfach nur verhört. Es ergab doch keinen Sinn, dass er sich erst entschuldigte und danach sagte, er würde mir weh tun. Absoluter Schwachsinn.

Den Rest vom Abend verbrachten wir eng aneinander gekuschelt auf der Couch und sahen uns ein paar Filme an. So genau bekam ich nicht alles mit, da ich mehr damit beschäftigt war, Louis Haare durcheinander zu bringen und mit geschlossenen Augen seine Nähe zu genießen. Zwar meckerte er ab und an herum, dass ich seine Haare in Ruhe lassen sollte, aber er machte keine Anstalten sich anders hinzulegen. Ich drückte ihn fest an mich. Er war so schön warm und weich. Wie ein großer Teddybär.

***

„Was möchtest du heute unternehmen?", fragte ich Louis beim Frühstück am Sonntagmorgen.
„Keine Ahnung. Das Wetter ist nicht so besonders, aber ich würde gern wieder mal eine Runde joggen gehen. Denkst du, dein Rücken macht das mit?"
„Das wird schon gehen. Ich kann nicht für immer nur herumsitzen. Davon wird es auch nicht besser." Ich biss in meinen Bagel und schaute Louis an, der sich schon wieder kiloweise Marmelade auf seinen Toast schaufelte.

„Im MoMA gibt es eine Fotoausstellung. Hast du Lust dorthin zu gehen?"
„Woher weißt du das?", wollte er wissen und sah mich kritisch an.
„Ich habe Internet, großartige Erfindung, und ich kann lesen."
„Wirklich? Das überrascht mich jetzt aber.", sagte er und streckte mir die Zunge raus. „Aber du magst so etwas doch gar nicht."

„Aber du, ergo gehe ich gern mit dir dahin. Es handelt sich nicht um tausend Jahre alte Skulpturen, denen immer der Penis fehlt. Warum immer genau dieses Stück? Wurde das noch anderweitig verwendet?" Er sah mich ungläubig an und ich wartete ernsthaft auf eine Antwort.
„Das ist ... ähm ... ich denke, so absurde Gedanken, hat sich noch nie jemand gemacht." Verstehend nickte ich und zog die Nase kraus. Prompt landeten Louis Lippen auf meiner Nasenspitze und ich musste lachen.
„Du siehst so niedlich aus, wenn du das tust." Ich grinste und fragte noch einmal, ob er mit mir ins Museum gehen wollte.
„Okay, wenn du unbedingt willst", sagte er gelangweilt, konnte sich aber ein Lächeln nicht verkneifen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: 20 hours ago ⏰

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