Kapitel 55

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Ein Monat.

Seit einem Monat habe ich Ela nicht mehr besucht. Ich mache mir große Sorgen. Der Arzt meldet sich einfach nicht. Es kann doch nicht sein, dass ihr Zustand immer noch so schlecht ist. Ich drehe hier zu Hause durch. Nora und Jamal, wir unterstützen uns viel Gegenseitig, aber das muntert mich trotzdem nicht auf.


Heute beschließe ich einfach in das Krankenhaus zu fahren, um mit dem Arzt persönlich zu reden. Das kann einfach nicht sein, dass sich nichts ändert. Also fahre ich mit dem Zug dahin. Ich male mir die schlimmsten, aber zugleich auch die schönsten Situationen aus. Vielleicht ist sie schon lange wach, aber wollte keinem Bescheid geben. Aber was ist, wenn sie nicht mehr am... Nein, hör auf dir so dumme Gedanken zu machen.

Am Krankenhaus laufe ich entlang, dann sehe ich das Auto von Nora, was macht sie hier? Hat sie an das selbe Gedacht wie ich? Warum hat sie nicht bescheid gesagt? Verwirrt laufe ich rein und laufe zu ihrer Station. Eine Tür öffnet sich und Nora kommt raus. Abrupt bleibt sie stehen und schaut mich mit großen Augen an.

"Was machst du hier?" fragt sie mich

"Dasselbe frage ich mich bei dir" entgegne ich

"Ich...emh..." fängt sie an zu stottern

"Ja Nora?" frage ich gespannt 

Ich warte nicht lange und öffne die Tür. Jamal sitzt daneben

"Flo...ich...wir...also" 

"Lass gut sein. Seit wann besucht ihr sie?" frage ich enttäuscht

"Drei Wochen" beantwortet Jamal

Seit drei Wochen? Und keiner sagt bescheid? Nicht mal wie es ihr geht oder sonst was

"Wir wollten das du dich auch mal bisschen entspannst"

Ich ignoriere beide. Ich rede später mit denen. Ich sehe Blumen auf dem Tisch mit einer Karte, ich schaue gespannt rein, Robin.

"Robin war sogar hier?" frage ich dann sauer "Also sagt ihr ihm Beschied, aber mir nicht?"

"Wir erklären später alles. Ela braucht weiterhin Ruhe" sagt Nora

Ich nehme mir ein Stuhl und setze mich gegenüber von Jamal, also auf die andere Seite des Bettes. Ich schaue mir Ela genauer an. Schrecklich, diese ganzen Schläuche um sie herum, diese ganzen piepsende Geräte, wie sie abgebaut hat. Dieser Anblick bricht mir noch mehr das Herz. Ich nehme ihre Hand und halte diese ganz fest. 

"Hey Ela, ich bin es Flo. Ich weiß, du willst mich bestimmt am wenigsten sehen, naja, beziehungsweise hören. Aber weißt du, ich vermisse dich, ganz dolle. Ich möchte deine Stimme wieder hören. Ich möchte wieder in deine Augen sehen. Ich habe sehr viel über mein Verhalten nachgedacht, ich bin wirklich eine Blamage. Ich gebe dir jetzt ein Versprechen, ich werde um dich kämpfen. Ich werde dir beweisen, dass ich der richtige Freund für dich bin. Ich werde alles für dich tun. Ich werde dich auf Händen tragen und dir jeden wünsch erfüllen. Ich habe wirklich viel Mist gebaut, aber nur weil ich nicht wusste, wie ich mit den Situationen handeln soll, aber ich habe viel an mir gearbeitet und ich bin gewachsen. Ich wollte immer nur dich, glaub mir." dann gebe ich ihr einen Kuss auf die Hand.

Der Monitor fängt an schneller zu piepen. Ich grinse. Sie hört alles was ich sage. Aber ich hoffe natürlich, dass sie mir noch eine Chance gibt.

"Ich hab vieles vermasselt und glaub mir, ich wollte mich nie zwischen dir und Robin drängen. Aber ich wollte damit nicht leben, ich wollte nicht, dass ihr zusammen seid. Ich gehöre zu dir."

"Ich habe dich noch nie so reden gehört" lacht Nora

"Weil ich sie wirklich liebe und ich sie nicht verlieren möchte" sage ich traurig "Seit dem ersten Tag an wusste ich, dass du die eine für mich bist. Aber ich war zu dumm, um das zu verstehen, aber jetzt verstehe ich das alles."

Nora kommt zu mir rüber und drückt mich ganz feste.

"Ich glaube, sie hat dich auch immer geliebt" sagt sie

"Sie hat Robin geliebt oder tut es immer noch" sage ich verzweifelt

"Ich habe mich mit ihm unterhalten. Robin hat mit ihr Schluss gemacht, weil er gemerkt hat, dass sie noch ziemlich an dir hängt" bestätigt sie

"Einbildung. Robin hat einen Fehler gemacht. Ich habe alles kaputt gemacht, Ela hat da keine Schuld dran"

"Dir jetzt irgendwas zu erklären macht keinen Sinn" lacht sie "Komm wir gehen bisschen an die frische Luft und holen uns einen Kaffee"

Jamal und ich stehen auf und folgen Nora

"Ela hasst mich" füge ich noch hinzu

"Ja, das tut sie" sagt eine Stimme von hinten

Ruckartig drehen wir uns alle um. Haben wir das jetzt alle richtig gehört? 

"ELA" ruft Nora

Sie fängt bitterlich an zu weinen. Jamal und ich stehen wie gefesselt da und können es nicht glauben

"Träume ich?" fragt Jamal

Ich schaue sie mir genauer an. Sie ist wach. Dieser zierlicher Körper ist lebendig. Sie hat es überstanden. Ein ganz leichtes Grinsen sehe ich in ihrem Gesicht, aber sie hat mit Tränen zu kämpfen. Sie schaut zu mir rüber und grinst mich an. Ich kann meine Tränen nicht zurück halten.

"Ela" flüstere ich


Who's that Boy?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt