Kapitel 58

129 4 0
                                    


Sport.

Es vergeht kein Tag, wo ich kein Sport mache. Mittlerweile bin ich soweit, dass ich schon bisschen laufen darf, aber mit einem Gehwagen. Natürlich nicht zu viel, denn dafür reicht mir die Kraft noch nicht. Ich mache schneller Fortschritte, als die Ärzte und Physiotherapeuten gedacht hätten. Aber dazu muss ich sagen, dass wenn der Therapeut weg ist, übe ich für mich noch. Einige Übungen führe ich im Bett durch und manchmal laufe ich im Zimmer bisschen auf und ab. Würde ich jeden Tag nur eine Stunde trainieren, würde ich auch nicht weiter kommen.

Inzwischen, wenn mich meine Leute besuchen, sind wir öfter draußen unterwegs. Mal sind wir im Park spazieren oder im Kino, Aber das alles mit einem Rollstuhl, alleine laufen schaffe ich nicht. Zwar wollte ich nie mit einem Rollstuhl raus, aber ich bin froh, dass ich überhaupt rauskommen kann und ich bin dafür ziemlich dankbar.  

Mein Ziel ist es, bis Weihnachten hier vollständig raus zu sein. Dafür habe ich noch vier Wochen Zeit. Das schaffe ich bestimmt, wenn ich genauso ehrgeizig bleibe.

Meine Gedanken werden von einem klopfen unterbrochen. Die Tür geht auf.

"Wir haben Verstärkung mitgebracht" grinst Florian und hält eine McDonalds Tüte nach oben.

Mia und Flo betreten in das Zimmer und fragen nach meinem befinden.

"Du fehlst uns extremste in der WG" gibt Mia zu

Ich grinse und kriege Tränen in den Augen

"Ich freue mich auch wenn ich euch alle wieder im Packt sehen kann und nicht immer nur einzeln" sage ich 

Mia drückt mich ganz feste und wir unterhalten uns. Florian erzählt vom DFB-Pokal und Mia von der WG und und und. Ich höre nur aufmerksam zu, ich habe nicht zu erzählen. Hier im Krankenhaus passiert auch nicht besonders viel. Ich merke, wie ich immer trauriger werde. Alle haben ein normales Leben, während ich schon Monate hier liege und nichts mache und nichts machen darf. Ich habe Angst, dass ich nie wieder ein normales Leben führen werde. Das ich ein Schicksalsschlag bekomme oder so.

"Leute, ich wollte mich ein mal dafür bedanken, dass ihr wirklich jeden Tag bei mir seid. Ich wäre ohne euch so aufgeschmissen. Ihr alle seid jeden Tag bei mir. Du Flo, Du Mia, Nora, Dome, Niklas und ab und zu auch Jamal. Ich weiß nicht wie ich euch das danken soll." sage ich dann

"Bist du blöd? Du musst uns dafür doch nicht danken. Das ist für uns selbstverständlich." sagt Flo

"Aber ihr habt alle eure Dinge zu erledigen und trotzdem findet ihr die Zeit mich zu besuchen." 

"Weil wir dich unbedingt sehen wollen. Wir finden nicht die Zeit, die Zeit haben wir für dich" sagt Mia

Ich hebe meine Arme in die Luft, um denen zu zeigen, dass ich beide drücken möchte. Mia kommt erst auf mich zu und drückt mich und dann kommt Flo und drückt mich ganz feste.

"Bald bist du hier raus" flüstert er mir zu

Ich kann meine Tränen nicht unterdrücken und die laufen mir die Wangen runter.

"Seid mir bitte nicht böse, aber ich brauche etwas meine Ruhe. Heute war ein anstrengender Tag für mich" sage ich

Beide akzeptieren das und verabschieden sich von mir. Flo schließt die Tür hinter sich und wieder bin ich hier alleine, einsam. Aber trotzdem spüre ich eine gewisse Freude in mir. Ich vermute, es liegt an Florian. Klar, wenn man es so sieht, liege ich wegen ihm hier, aber trotzdem hätte ich nicht gedacht, dass wir uns doch wieder ganz gut verstehen werden. Ich verbinde das Mittlerweile sehr viel mit Schicksal. Zufälle gibt es nicht. Das Universum hat das eventuell so geplant, damit Florian und ich wieder zueinander finden. Oh Gott, Ela, ich glaube du kriegst hier mittlerweile einen knacks. 

Robin habe ich natürlich nicht vergessen. Er kommt mich auch ab und zu besuchen, aber wir haben das alles im Guten geklärt und verstehen uns weiterhin ganz gut. Irgendwo ist das auch alles schade, aber ich glaube, dass Robin wirklich recht hatte und ich Florian nicht komplett vergessen habe. Sonst wäre das hier auch alles nicht passiert. Eigentlich müsste ich diesen Typen verfluchen, aber irgendwo im Herzen versteckt ist da was und bleibt vermutlich auch. Warum auch immer.

Meine Gedanken werden wieder unterbrochen. Es klopft und ein Arzt kommt rein.

"Guten Abend Frau Garcia. Wie fühlen Sie sich?" fragt er

Ein Arzt um diese Uhrzeit? Die Visite läuft doch immer nur morgens ab.

"Ganz gut soweit." antworte ich

"Ich wollte Ihnen ein Mal erfreuliche Nachrichten mitteilen. Ich habe mit den Physiotherapeuten geredet. Die haben mir von Ihren Fortschritten erzählt. Ich muss sagen, wir sind alle fasziniert, dass Sie so schnell Fortschritte machen. Auf jeden Fall, wenn es so weiter geht und Sie sich noch verbessern und Sie sich sicher dabei sind, sehe ich gute Chancen, dass wir Sie in zwei Wochen gehen lassen können. Aber natürlich weiterhin mit Therapeutischer Unterstützung." erklärt er mir

"Meinen Sie das ernst?" frage ich überglücklich

"Ich würde Sie nicht anlügen" lacht er

"Ja! Auf jeden Fall. Ich gebe mir Mühe bis dahin, ich werde mich noch bessern. Ich werde zu allen Terminen gehen." sage ich erfreut

"Das freut mich zu hören. Sie sind auch schon länger hier. Dann können Sie perfekt zur Weihnachtszeit mit Ihren Familien und Freunden verbringen"

"Danke. Großen dank!" sage ich überfordert

Das habe ich gebraucht. Eine gute Nachricht und eine Motivation weiter zu machen, so wie ich das bis jetzt mache.

Who's that Boy?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt