Falling Snow - Nur ein Augenblick || Naruto

Kapitel 34

--- Yuki ---

Mit dem letzten Bissen blickte Yuki zur Uhr. Kakashi folgte ihrem Blick. „Es wird wohl Zeit." Erkannte er laut, was sie Beide dachten. „Ja." „Lass alles stehen. Ich räume auf. Sie wartet am See auf dich." Am See also. „Verstanden." Sie richtete sich auf und ließ ihr Geschirr unangerührt. Trat stattdessen zum Fenster. „Bis später Dad." „Bis später." Sie öffnete das Fenster und sprang einfach hinaus. Es war ein Augenblick, dann war sie einfach verschwunden. Huschte über die Dächer. Landete in einer Gasse nur um als andere Person heraus zu kommen. Es war ihr klar. Man sollte Mara und sie nicht einfach zusammen sehen. Dann rannte sie weiter. Hüpfte von Ast zu Ast der Bäume, als sie die Außenbezirke erreichte, ehe sie am See landete. Noch immer waren dort die Spuren ihres Trainings mit Kakashi. Es war ein nostalgisches Gefühl hier zu stehen und doch hob sie den Blick. Mara hatte auf einem Ast gesessen und gewartet. Jetzt stand sie auf und landete neben ihrem zukünftigen Ich. „Hallo." Begrüßte sie Yuki ruhig und Yuki wandte sich ihr zu. „Hallo." Ein Wind strich über den See. Spielte mit ihren Haaren und der Wasseroberfläche. Es war, als wollte er dem Moment etwas bedeutsames verleihen. Wie das Gefühl von Stille kurz vor dem Sturm. „Gehen wir ein Stück?" Fragte Mara und deutete zum See. „Gern." Sie lösten sich und liefen los. Yuki wusste nicht was sie erwartete und doch fühlte sie Maras Blick. Die Frau versuchte bereits herauszufinden, wie Yuki ging. Wie ihre Körperhaltung war. Ihr Gesichtsausdruck. „Ich weiß nicht, ob du dir dem bewusst bist, doch es wird meine Aufgabe sein, dich völlig zu verstehen. Du wirst mir viele Geheimnisse anvertrauen müssen, die du nichtmal deinen Freunden, deinem Vater oder dir selbst anvertraust." Es war eine seltsame Vorstellung das es bald eine Person gab, die mehr über sie wusste, als sonst wer auf dieser Welt. Es war ein trauriger Gedanke. Die Vorstellung ersetzbar zu sein. Ausgetauscht zu werden. Yuki hatte sich innerlich darauf eingestellt, doch jetzt, wo es soweit war, fühlte sie eine seltsame Leere. „Du musst akzeptieren, das ich dein Leben für dich weiterführe. Die Gespräche führe, die für dich bestimmt sind und das du dann am Ende nur von mir erfährst, wie sie gelaufen sind. Du wirst von mir erfahren, was du verpasst hast, aber hättest erleben können." Ihre Gespräche. Gespräche mit Freunden und Familie. Vielleicht mit Kiba? Konnte sie diese Nervosität spielen? Dieser Gedanke war grausamer, als sie erwartet hatte. Vielleicht geschah etwas wirklich bedeutsames und für sie würde es nur ein Bericht sein. Danach musste sie tun, als hatte sie diesen Moment erlebt. Gefühlt, obwohl das gar nicht stimmte. Yuki stoppte, weil diese Erkenntnis langsam durch ihren Geist sickerte. In sie eindrang und verstehen ließ, wie schwer es sein konnte das Schicksal eines Dorfes zu beschützen. Freunde und Familie um jeden Preis vor einer Katastrophe zu bewahren. „Es gefällt dir nicht." Erkannte Mara und Yuki lächelte traurig. „Nein. Es ist ein schwerer Gedanke. Schwer zu akzeptieren." Mara hatte eben noch neben ihr gestanden. Jetzt drehte sie sich um und blickte Yuki entgegen. „Du wirst es akzeptieren müssen." „Das weiß ich." Yuki schluckte, ehe sie aufblickte. „Hast du das schon öfter gemacht?" Würde es ihr irgendwie helfen, wenn sie wusste, das Mara ein Profi war? „Ja. Das ist die Spezialität meines Clans. Ich verrate dir etwas über uns. Wir haben viele Techniken und Praktiken trainiert, um einen Menschen perfekt zu imitieren. Ich habe schon viele unterschiedliche Menschen gespielt." Beruhigte Yuki das irgendwie? Sie wusste es nicht. Sie wusste nicht was sie fühlte. „Wirst du dich in mich verwandeln?" Sie versuchte den Prozess zu verstehen um ihn zu akzeptieren. „Wir haben dafür ein besonderes Jutsu. Das Jutsu des zweiten Gesichtes. Mein Körper wird sich nicht wie bei einer Verwandlung anpassen und im Schlaf verpuffen. Ich werde deine Gestalt zur Gänze annehmen. Du siehst Mara, doch selbst sie ist nicht meine wahre Gestalt. Wir sind Formwandler. Diese Fähigkeit überdauert selbst den Tod." Es war ein seltsamer Gedanke, doch es beruhigte sie. Wenn sie schon ging, wollte sie nicht, das der Plan an Mara scheiterte. Das sie einen Fehler machte und plötzlich statt Yuki Mara dastand. Doch das würde nicht passieren. Mara würde vollständig zu Yuki werden. „Und meine Jutsus?" „Ich bin aus meinem Clan die Einzige, die sowohl Wind und Wasser beherrscht. Ich bin die perfekte Kandidatin um deine Roll einzunehmen." „Verstehe." Mara war analytisch und pragmatisch. Yukis Gefühle waren ihr völlig egal. Doch das könnte Mara helfen. So würde sie ihre Persönlichkeit ohne Skrupel übernehmen und kein Mitleid fühlen für die Momente, die Yuki verpasste. Außerdem würde es Mara so leichter fallen, Yukis analytischen Kampfstil zu imitieren. „Gehen wir weiter?" Fragte Mara und Yuki nickte. „Ja." Dieses Gefühl von Leere in Yuki breitete sich immer weiter aus. Sie war noch immer entschlossen, doch der Preis. Der wurde ihr erst jetzt bewusst. Kakashi und Reika. Sie hatten die Erfahrung zu wissen, was es bedeutete ersetzt zu werden. Sie waren sich dessen bereits bewusst gewesen. Das machte sie nur umso trauriger. „Ich werde viele tiefe, schmerzhafte Fragen stellen während unseres Kennenlernens. Wir werden heute nicht alles auf einmal besprechen. Ich möchte dich mehrfach sehen, das macht es mir leichter. Also denke ich, reicht es, wenn du mir heute erst einmal grob von deinem Leben erzählst." Grob vom Leben erzählen bis es an die tiefsten Geheimnisse ging. Jedes Treffen mit Mara würde sie mehr und mehr entblößen. Aufdecken, wer sie war. Stärken und Schwächen. „Hattest du keinen Bericht?" „Doch. Aber es ist interessant zu wissen, wie die Menschen ihr Leben selbst beschreiben." Wichtige Informationen also. Mehr Erkenntnisse für Mara. Sie hatte einen Bericht, der Yukis Eckdaten beschrieb. Dinge, die dem Hokage wichtig gewesen waren. Jetzt wollte Mara erfahren, was Yuki an ihrem Leben selbst nennenswert war. Was würde wohl schwerer sein. Sich völlig zu entblößen, oder am Ende zum Mörder zu werden?