Kapitel 29

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--- Kakashi ---

Es war ungewohnt für Kakashi, das er die Nerven verlor. Doch was er eben gehört hatte, hatte seine Vatergefühle geweckt. Yuki war für ihn nicht mehr ein kleines Kind dessen Ausbildung er übernommen hatte. Yuki war zu seiner Tochter geworden und zu einem wichtigen Menschen in seinem Leben. Sie hatte sich durch seine Schutzmauer aus Distanz hindurchgekämpft. Ihm wieder den Moment gegeben jemanden an sich heran zu lassen und jetzt. Würde sie seinen verstorbenen Freunden folgen? Würde sie wie Minato verschwinden, als hätte er sie nie bei sich gehabt? Und dann noch ihre Entschlossenheit. Sie hatte keine Sekunde gezögert. Sie hatte nur an ihr Ziel gedacht. Ein Konoha zu beschützen, das sie einst einmal verstoßen hatte. Was konnte er für sich und für sie tun? Mitten auf einem Dach stoppte Kakashi. Er konnte nur noch eines tun, denn Yuki hatte Recht. So sehr er sie liebte. Er hatte nicht nur die Verantwortung für sie sondern auch für ihre besten Freunde. Für sein neues Team. Ein Team, das das Training dringender brauchte als Yuki. Sie brauchte es, doch es gab einen Menschen, der ihr dabei helfen würde. Der auch um Yukis Wohl besorgt war. So sehr, das sie ihren jahrelangen Hass ausgeblendet hatte. Langsam begrub und platz machte für Verständnis. „Dad." Er war so in Gedanken gewesen, das er sie nicht hatte hören kommen. Er realisierte es nur, weil sie ihn angesprochen hatte. Sie war so gut geworden. „Wolltest du nicht mit ihm reden?" „Das hab ich." Das wars. Mehr wollte sie es nicht erklären. Er hatte nichtmal die Chance gehabt, sie nach ihrem Treffen mit Kiba zu fragen. Er hatte keine Chance gehabt, ihr neues Outfit zu bewundern. Es trug Kurenais Handschrift. Es gab vieles, das er wissen wollte und doch gab es nun eines, das wichtiger war. Wenn er seine Tochter nicht verlieren wollte, dann musste er ihr nicht nur vertrauen, sondern auch so viel Training ermöglichen, wie Zeit übrig blieb. „Aber wir müssen wohin." Erkannte sie und er lächelte. „Du wirst immer selbstständiger. Du hast Recht. Gehen wir zu ihr. Sie müsste zu Hause sein." Noch einen Moment betrachtete er seine Tochter. Er suchte nach Angst in ihrem Blick. Er suchte nach Hilflosigkeit. Doch sie zeigte sie nicht. Entweder war ihr Pokerface mittlerweile so gut, das es sogar ihn täuschte, oder sie fühlte tatsächlich noch Hoffnung. „Der Kimono ist übrigens sehr schön." Yuki war schon fast losgehüpft, als sie stoppte. An sich herab blickte und dann lächelte sie. Genoss den Regenbogen, solange sie ihn noch hatte. „Danke. Ich hab ihn mir von Kurenai geliehen. Ich bring ihn ihr morgen zurück." Dann wandte sie sich ab und rannte los. Ihre Stärke beeinflusste Kakashi. Nicht nur, das er ihr vertrauen sollte. Wollte er ihr wirklich diese letzten Augenblicke nehmen bevor sie zu jemand anderes wurde? „Seit wann hast du eigentlich Dates und machst dich so schick?" Fragte er, als sie über das schlafende Konoha hüpften. „Seit heute." Sie hob den Blick und grinste, als wäre das alles nicht gewesen. „Und wie soll das weitergehen?" Er merkte selbst, wie beschützerisch er klang, doch Yuki grinste nur. „Das weiß ich noch nicht." Sie machte einen längeren Satz und Kakashi musterte sie beeindruckt. Das Leben schenkte ihr nicht nur Zitronen. Es schenkte ihr Steine, aber sie baute daraus einfach Häuser. Andere würden daran zerbrechen was vor ihr lag. Manche um Hilfe betteln oder um einen anderen Weg. Aber nicht Yuki. Yuki zögerte nicht. Sie ging einfach weiter. So wie in ihrer harten Kindheit. Sie nahm die Schläge einfach hin. Sie akzeptierte die Schmerzen. Sie erduldete das Training ohne sich zu beschweren. Stattdessen war sie einfach nur dankbar, wenn es als Belohnung eine Nudelsuppe oder Bohnenbrötchen gab. Mit einem Satz landeten sie vor Reikas Wohnungstür. Yuki ließ Kakashi den Vortritt. Er sammelte seine Gedanken und klopfte gegen das Holz. Im Inneren brannte noch Licht. Sie hörten Schritte und kurz darauf öffnete Reika in einem Morgenmantel die Tür. Sie öffnete schon den Mund, als sie die Beiden erkannte. „Yuki? Kakashi?" Sie blinzelte, als glaubte sie sich alles einzubilden. „Können wir reinkommen?" „Äh ja natürlich." Sie machte platz und gab ihnen die Möglichkeit einzutreten und von dem Groll war in ihrem Gesicht nichts mehr zusehen. Nur Sorge. Langsam liefen sie in die Wohnung hinein. Reika lief voran, kaum das die Tür zu war. Sie sammelte beiläufig ein paar Teller ein und legte sie in die Spüle, ehe sie auf das Sofa zeigte. „Wollt ihr euch setzen?" Fragte sie unbeholfen und Yuki ging voran. „Gern." Augenblicke später saß Kakashi auf Reikas Couch und diese auf einem Sessel ihnen gegenüber. „Also? Wie kann ich euch um diese Uhrzeit helfen?" Für einen Moment fragte sich Kakashi, ob Yuki reden würde. Doch sie schwieg. Überließ das Gespräch ihrem Vater. „Der Double wurde gefunden." Sagte Kakashi und sofort verdunkelte sich Reikas Gesicht. „Es geht los?" „Ja." Reika schluckte. Sah direkt zu Yuki, die seelenruhig dasaß und wartete. „Wann?" Fragte sie nun und blickte wieder zu Kakashi. „Direkt nach den Chuninprüfungen." „Wie schwer wird es?" Es ging so schnell und doch brauchte Reika die Antworten. „Schwer. Sie soll Attentate auf Ninjas aus den Bingobüchern ausüben." Reika fiel fast vom Stuhl, als sie das hörte. „Was? Sie ist erst Dreizehn!" Zischte sie fassungslos und Kakashi nickte. „Ja. Darum braucht sie dich. Sie braucht einen Trainingspartner, der ihr hilft ihre Wolfsgestalt zu trainieren. Sie hat sie seit Jahren kaum angewandt. Sie braucht jede Übung, die sie bekommen kann." Reika öffnete den Mund. Widerwille lag auf ihrem Gesicht. Sie wollte das nicht. Nicht helfen ein Kind in ein Himmelfahrtskommando zu schicken und doch schwieg sie. Dachte darüber nach. „Es muss einen anderen Weg geben." Widersprach sie schließlich. Kakashi wusste es. Er kannte Yuki. Das Mädchen sah ohne zu zögern auf. „Reika Sensei. Bitte hilf mir Konoha zu beschützen." Reikas Hände krallten sich fast unmerklich in ihre Hose. Dann sah sie auf und in Kakashis Gesicht. Suchte sie etwas darin? „Wie willst du das machen Yuki? Wenn ich das richtig verstehe, wirst du jetzt weiter leben als wäre nichts und du wirst diesen Double einlernen müssen." Erkannte Reika folgerichtig und Yuki nickte. „Nachts. Nachts kann ich trainieren." Reika schüttelte den Kopf. „Wann willst du schlafen Yuki? Das ist zu viel. Ich rede mit dem Hokage." Nun sah Kakashi auf. „Es war sein direkter Befehl." Stille. In diesem Moment schmeckte Reika die bittere Erkenntnis hilflos zu sein. Nur helfen zu können ein Kind in den Tod zu schicken. „Wer weiß von alle dem?" Fragte Reika nun um Zeit zu gewinnen und sah auf. „War die Entscheidung mich zu involvieren auch sein Befehl?" „Ja. Im ganzen Dorf wissen somit nur vier Leute, was mit Yuki passieren wird. Sie hat eine S-Rang unter höchster Geheimhaltung erhalten." Reika hörte es und sprang auf. Drehte sich einfach weg, ehe sie ein paar Schritte ging. Solche Aufträge waren selbst für Menschen wie Kakashi kein Kinderspiel. Jetzt sollte Yuki diesen Weg gehen. Sich diesen Gefahren aussetzen. Es war für Reika so schwer zu ertragen, wie für Kakashi und das rechnete er ihr hoch an. „Das ist Wahnsinn." Hauchte Reika und schüttelte den Kopf. „Und du willst das wirklich machen Yuki?" Sie sah zu dem Mädchen und Yuki nickte. „Ja. Ich möchte wenn möglich gleich heute anfangen." Aus Reikas entspanntem Abend war Schmerz geworden. „Heute?" Sie sah zur Uhr, als sie fühlte, wie greifbar alles wurde. Eben waren es noch Wochen. Jetzt sollte es direkt losgehen und dabei hatte Yuki Recht. Sie brauchte jede Sekunde und jede Minute Training, die sie bekommen konnte. Sie musste von jetzt an ihre Wolfsgestalt so oft wie möglich nutzen und hoffen, das das Training Wunder vollbrachte. „Bitte tu es Reika. Ich hab noch nicht aufgegeben. Ich versuche einen anderen Weg zu finden, aber wenn nicht. Sie braucht deine Hilfe." Reika stockte und starrte zu Boden, ehe sie langsam wieder zurückkehrte. Sich auf den Sessel fallen ließ. Es war, als hatte sich Reika ein Stück weit aufgegeben um der Bitte zu folgen. „Ok. Aber Yuki. Wenn du Angst hast. Wenn du nicht gehen willst. Dann finden wir eine andere Lösung." „Ich gehe." Es schoss wie eine Pistolenkugel aus ihrem Mund und erschlug Reika als auch Kakashi. Dieses Kind. Seine Tochter. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen.


Falling Snow - Nur ein Augenblick || NarutoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt