Kapitel 55

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--- Kenji ---

Es war seltsam. Kenji war sich immer Kaorus Gefühlen für ihn bewusst gewesen, doch in diesem Moment fühlte er sich schuldig. Dabei hatte er nie darauf reagiert. Nichts unternommen und Kaoru keine Hoffnungen gemacht und doch war es ihm, als nutzte er Kaorus Liebenswürdigkeit aus. Als betrog er.. Akane. Sein Kopf drehte sich. Er wartete auf ihren genervten Kommentar, doch er kam nicht. Alles was er sah, waren Akanes Tränen und riesige Augen. Sie sah aus, als war er dabei sie zu töten. „Kenji.." Fing Kaoru an, da wandte sich Akane einfach ab und rannte los. Riss die Tür auf und stürmte hinaus und Sorge breitete sich in Kenji aus. Was war los? Er fühlte Angst. Angst, weil auch er nun Seiten an Akane sah, die sie ihm noch nie gezeigt hatte. Sie hatte oft geweint. Sie war viel zu emotional. Sie strahlte und sie weinte, als wäre sie ein offenes Buch. Kenji schluckte, als es einfach über ihn kam. „Bin gleich zurück." Sagte er noch, da deutete Mimi aufs Fenster. „Hüpf da raus!" Es schien sie nicht eine Sekunde zu wundern und Kenji gehorchte. Er öffnete es und machte einen Satz. Akane war schnell. Sie war schon halb die Steigung herunter und doch. Mit einem Schlag hatte Kenji das Gefühl sie zu verlieren, wenn er ihr jetzt nicht folgte. Das er Kaoru einfach stehen ließ, störte ihn nicht eine Sekunde. Stattdessen stellte er fest, das er mehr an seiner Geschwindigkeit arbeiten sollte. Er konnte Akane kaum folgen, bis sie einfach zwischen den Häusern verschwand. „Scheiße." Warum fühlte er so viel Angst? Warum so viel Sorge? Warum, rannte sie weg? War es wegen ihm? War es wegen der Veränderung, die er an ihr bemerkte. Das sie Tomo ablehnte, weil sie ihm helfen wollte. Etwas veränderte sich. Würde es alles verändern? Alles was sie ausmachte? So, wie er nun Steine warf, statt zu ihrem Fenster zu klettern, als fürchtete er sich vor dem was darin war. Mimis Worte waren in seinem Ohr. >Vielleicht solltet ihr auf ein Date.< Mit Akanes Tränen war nun ein Bild in seinem Kopf. Eine seltsame Hoffnung. Weinte sie wegen ihm? Konnte sie es nicht fassen, das es doch Menschen gab, die sich für ihn interessierten? Was würde passieren, wenn es so war? Was war, wenn er alles opferte. Doch dort war Yuki. Da war das Team. Sie konnten nichts weiterführen, wie es jetzt war. Alles könnte sich ändern. Ihre Nähe. Ihr Verständnis füreinander. Ihre gemeinsamen Aufträge. Wollte er das alles aufgeben für eine Chance. Eine Chance, auf die er bis jetzt nicht gehofft hatte. Was sollte er tun, wenn er sie gefunden hatte? Wusste er dann die Antworten darauf? Für einen Moment spielte es keine Rolle, denn er wusste wo er sie fand und er wollte sie nicht weinend allein lassen. Das hatte er nie und er wollte damit auch nicht anfangen. Doch konnte er sie diesmal trösten, so wie er es all die Jahre wegen Tomo getan hatte? War er überhaupt fähig sie zu trösten? Bildete er sich alles nur ein? Zog er die falschen Schlüsse? Vielleicht war sie nur traurig, weil sie so eine Aufmerksamkeit nie von Tomo bekommen hatte. Er wollte sich das einreden, weil es alles leichter machen würde. Doch so sehr sein Kopf das wollte, sein Herz wusste, das er log. Doch er unterdrückte diese Stimme, bis er den See erreichte und dort stand sie. Sich selbst überlassen stand sie dort. Er stoppte einige Meter von ihr entfernt. Sie musste ihn gehört haben und trotzdem drehte sie sich nicht um. Stattdessen sah er nur die Tränen zu Boden tropfen. Er schluckte. Jetzt war er hier. Jetzt war er bei ihr, doch was sollte er sagen? „Akane." Fing er unsicher an. Er hoffte, die Zeit gab ihm Antworten. Doch da war keine Antwort, die er fand. Dort waren nur viele viele Zweifel und Sorgen. Unsicherheit. Warum nur, hatte Mimi das gesagt. Warum nur veränderte sich alles? „Geh weg." Brachte sie mit brüchiger Stimme über die Lippen. „Sicher nicht, wenn du weinst. Was ist los?" Wenn sie ihm die Wahrheit sagte, würde er dann wissen, was er ihr sagen wollte? Würde er irgendwie den Weg finden, sie zu trösten. „Geh einfach weg. Geh zu Kaoru." Zischte sie noch einmal und doch drehte sie sich nicht um. Kaoru? „Warum soll ich zu ihr?" Fragte er überrascht. Machte einen Schritt auf sie zu. Jetzt konnte er sehen, wie Akanes Hand zitterte. „Sie ist es doch. Sie ist besonders für dich!" Plötzlich wirbelte sie herum und sah ihn mit so viel Schmerz an, während er sie überfordert musterte. Sich an seine Schuld erinnerte. Mit einem Schlag verlor sich jede Angst in seinem Kopf. Für einen Moment konnte er nicht daran denken, was es alles veränderte. Wie es alles komplizierter machen würde. Sein Kopf verlor den Kampf gegen sein Herz. „Sie ist es nicht." Flossen wahre Worte über seine Lippen und Akanes Blick wurde ungläubig. War es, als sah er eine Hoffnung aufflammen. Eine Hoffnung, die ihn dazu trieb näher zu treten. Nah, bis er direkt vor ihr stand. „Weißt du es noch immer nicht?" Fragte er leise und Akane schluckte. Sah ihm direkt in die Augen und in seinem Inneren explodierte ein Feuerwerk, als er die Hand hob und eine Träne wegstrich. „Was weiß ich nicht?" Brachte sie irgendwie über die Lippen. Lippen, die so weich wirkten. So nah. „Für mich gab es schon immer nur eine." Er kannte Akane, doch in diesem Moment sah er eine völlig neue Akane und sein Herz wollte diese Kennenlernen. Wollte sie für sich. Diese süße, unsichere Akane. Ruhiger. Liebevoller. Sanfter. Leiser. Er liebte ihre laute Seite. Jedes Gefühl, das man ihr ansah. Ihre Selbstsicherheit, doch jetzt, wo er sehen durfte, was nicht einmal Tomo hatte sehen können, da wusste er, er wollte auch das. Alles. Nur für sich. Sie sahen sich lange in die Augen, als er den letzten Schritt ging und sich zu ihr beugte. Die Augen schloss und zum ersten Mal trafen sich ihre Lippen. Zum ersten Mal waren dort mehr als nur alte Freunde. Zum ersten Mal stahlen sie einander einen Kuss. Ihre ersten Küsse. Ein Kuss, so zaghaft und zögerlich. Voll unsicherer Liebe. Liebe. Das war es, was ihn schon immer angetrieben hatte und in diesem Moment wurde ihm klar, auch Akane.


Falling Snow - Nur ein Augenblick || NarutoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt