Kapitel 36

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--- Yuki ---

„Willst du dich setzen?" Fragte Yuki unerwartet. Selbst für sie war das überraschend. Sie erwartete ein fassungsloser Blick, doch da wandte Yuki sich ab und setzte sich wieder. Erst blieb es ruhig, dann schritt Mirai langsam in ihre Richtung. Stoppte neben ihrer Halbschwester und setzte sich verunsichert neben sie. „Du wirst nicht weggehen?" Fragte sie ungläubig und selbst Yuki war es. „Nein. Ich bleibe hier. Du wolltest reden." Und Yuki wollte reden. Über irgendetwas das nur ihr gehörte. Sie musste hier keine Rolle spielen oder lügen. Mirai spielte in ihrem Leben sowieso keine Rolle. In den Augenwinkeln sah sie, wie Mirai nervös ihre verschränkten Finger knetete. Stimmte es? Hatte Yoshidas Hass und Jähzorn jetzt Mirai ereilt? Waren sie sich nun vielleicht ähnlicher. Verstand Mirai Yuki jetzt wirklich? „Verrätst du mir, wie es dir geht?" Fragte Mirai, während Yuki die Berge in der Ferne betrachtete. „Wenn ich das tue, wirst du mir eine Frage ehrlich beantworten?" Mirai hob überrascht den Blick. „Welche Frage?" Wollte Yuki es wissen? Würde es irgendetwas verändern? Yuki konnte Mirai nicht ansehen. „Behandelt sie dich, wie sie mich behandelt hat?" Es brannte Yuki auf der Seele. So sehr, das sie zu ihrer Schwester blickte. Mirais Augen waren weit aufgerissen. Es war, als sah sie ihren schlimmsten Alptraum, dann senkte sie den Blick und zerbrach ihre Finger fast. Starrte einfach auf die Krempe ihres Kimonos. „Ja das tut sie." Mirai brachte es gebrochen über die Lippen. Ehrlichkeit, die Yuki überraschte. Auch sie senkte den Blick. Diese Frage und diese Tatsache weckten tief begrabene Erinnerungen. Es war, als konnte sie die Schläge wieder fühlen. Härte, die sie ertragen hatte und ihr am Ende half selbst schmerzhafteste Kämpfe zu überstehen. Sollte sie Yoshida dafür dankbar sein? „Sie.. seit du weg bist... Sie vergleicht uns. Sie.. sie sagt ich bin eine Schande für die Familie Ruiga. Sie hat das falsche Kind weggegeben. Ich mache der Familie keine Ehre. Ich.." Es brach einfach aus Mirai heraus, als fand sie das erste Mal eine Person, die sie verstand. Die mehr verstand, als sonst wer. Der ihr glaubte, weil sie es selbst erlebt hatte. „Ich kann den Schattenschritt noch immer nicht.. sie sagt, ich bin es nicht wert ihn gelehrt zu bekommen." Mirais Augen füllten sich mit Tränen, die langsam ihre Wangen hinab strichen. „Es ist schrecklich. Ich.. ich beneide dich.. du...du bist ihr entkommen." Mirai beneidete sie? Würde sie das auch, wenn sie alles erfahren würde, was Yuki zu tragen hatte? Der Mord, die Morde, ihr Auftrag, Mara. Yuki konnte sich nicht vorstellen, das Mirai Yoshida für dieses Schicksal eintauschen würde. Yuki war sich bewusst, wie ungerecht ihr Leben verlief. Yoshida war ein Witz dagegen und doch fühlte sie mit Mirai. Dieses Gefühl von der Familie verstoßen zu werden. Es war seltsam. Sechs Jahre lang hatte Yoshida Yuki fertig gemacht und als unwürdig befunden. Jetzt bereute sie es? Sie hatte das falsche Kind gewählt? Diese Frau war Abschaum. Mirai nicht. Eine Erkenntnis, die Yukis Entscheidung Mirai nicht zu töten, erleichterte. Ihr Hass hätte den falschen Menschen getroffen. So wie Toshiki die falsche Person für seine Rache gewählt hatte. „Du könntest sie einfach verlassen." Warf Yuki in den Raum und Mirai lächelte traurig. „Ich wollte.. sie.. seit dem hasst sie mich noch mehr. Sie hat dafür gesorgt das ich zurück kommen musste.. sie..sie ist zu mächtig in Konoha aber.. ich möchte Konoha nicht verlassen. Und.. Trotz alledem. Ich möchte ihr beweisen, das sie sich täuscht. Ich will nicht mehr Abschaum sein." Yuki verstand. „Du willst die Chuninprüfung bestehen." Erkannte sie und Mirai nickte verloren. „Ja.. aber.. ich glaube nicht das ich besser geworden bin.." Sie war also nicht besser geworden. Yuki hatte aus Angst vor den Schlägen immer besser gezielt und war doch unwürdig geblieben. Belohnungen und Lob trieben einen Menschen an. Hass konnte das auch, aber wenn man nicht den Charakter dafür besaß, machte es einen immer weiter fertig. Bis man nur noch eine Hülle seiner Selbst war. Jedes Selbstvertrauen verlor und an sich zweifelte. Nicht mehr daran glaubte, das man es schaffen konnte. Das also war aus ihrer überheblichen Schwester geworden. Ein Schatten ihrer selbst. Yuki stützte ihre Hände hinter sich ab und blickte in die Ferne. Sie könnte Schadenfreude empfinden, doch sie tat es nicht. Sie fühlte Mitleid. „Yoshidas Anerkennung bekommt man niemals, selbst, wenn man Hokage werden würde." Es war selbst für sie ungewohnt den Namen ihrer verhassten Großmutter zu nennen. Mirai schwieg einen Moment. „Ich. Ich würde mir selbst etwas beweisen, wenn ich bestehen würde. Ich wäre dann Chunin. Vollmündig und Großmutter. Sie würde ihre Macht über mich verlieren." Das war es also, auf das Mirai hoffte. Freiheit. Ihren eigenen Stolz wiederfinden, aber einen besseren als früher. Es war ein seltsamer Gedanke, der Yuki erfüllte. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie den Wunsch ihrer Schwester zu helfen. Dieses seltsame Verständnis füreinander wertzuschätzen. Auszubauen. Mirai kennen zu lernen. Die Echte. Die, die nicht von ihrem falschen Stolz geblendet war, sondern jene, die auf dem Boden der Tatsachen zurückgekommen war. Es war ein hoher und harter Fall gewesen. Yuki wusste, das sie selbst kaum Zeit hatte und doch öffnete sie den Mund. „Ich kann dir helfen, ihn zu lernen. Den Schattenschritt" Mirais Kopf wirbelte herum. Sie starrte Yuki fassungslos an. „Aber sie hat ihn dir nicht gezeigt! Du bist davor gegangen!" Das stimmte, doch sie hatte noch immer eine Eigenschaft, die ihr niemand nehmen konnte. „Ich lerne schnell und du kennst die Prinzipien, wir könnten versuchen, ihn uns selbst beizubringen mit dem was du weißt. Und es gibt irgendwo im Anwesen eine Schriftrolle. In ihr wird überliefert sein, was man dafür tun muss." Mirai konnte es einfach nicht fassen. „Du willst mir wirklich helfen?" Selbst Yuki konnte das kaum glauben. Ihr Leben war bereits voll mit all den Dingen, die sie noch tun musste. Doch Mara und Toshiki hatten ihr eines klar gemacht. Sie wollte noch so viele Momente wie möglich erleben, die nur ihr gehörten. „Ich habe nicht viel Zeit. Aber ich helfe dir zu bestehen." Mirai überwand einfach die Distanz, die sie schon immer umgeben hatte und riss Yuki in eine feste, dankbare Umarmung. „Ich kann das nicht glauben. Du willst wirklich. Danke Yuki!" Sie wich zurück und starrte sie weinend an. Gefühle, die Yuki so noch nicht erreichten. Doch dieses Gespräch hatte eine zärtliche Verbindung zwischen ihnen geformt. Ein Verständnis und einen Bund, wie es ihn noch nie gegeben hatte.


Falling Snow - Nur ein Augenblick || NarutoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt