Elara Nightshade

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Jessicas neuer Name klang seltsam in ihren Ohren: Elara Nightshade. So nannte sie jeder hier, und für die meisten war sie nur die unauffällige Austauschschülerin aus Durmstrang. Ein Mädchen mit einem stillen Wesen und einer Vorliebe für Bücher. Niemand wusste, dass hinter dieser Fassade Jessica steckte – niemand, außer Theodore Nott.

„Elara?" Die vertraute Stimme von Harry riss sie aus ihren Gedanken. Sie stand in der Bibliothek, ein dicker Wälzer in der Hand, als er um die Ecke trat. Seine grünen Augen musterten sie neugierig, aber auch mit einem Hauch von Misstrauen.

Elara – oder besser gesagt, Jessica – zwang sich zu einem Lächeln. „Ja, Harry?" Ihr Herz schlug schneller, als er näherkam. Seine Blicke schienen tiefer zu gehen, als ob er spürte, dass mehr hinter ihrer Maske lag.

„Ich wollte dich nur fragen, wie es dir hier in Hogwarts gefällt", begann er, offensichtlich bemüht, das Gespräch entspannt zu halten. „Es muss seltsam sein, plötzlich in einer neuen Schule zu sein."

Wenn du nur wüsstest, dachte Jessica. Sie nickte und versuchte, ihre Nervosität zu verbergen. „Ja, es ist... anders. Aber ich gewöhne mich daran."

Harry verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen das Bücherregal. „Ich weiß, das klingt vielleicht komisch, aber ich habe das Gefühl, dass wir uns schon mal irgendwo begegnet sind."

Jessica spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Er kam zu nah – zu nah an die Wahrheit. Sie lachte gezwungen und schüttelte den Kopf. „Das ist unwahrscheinlich, Harry. Ich komme aus Durmstrang."

„Ja, schon", sagte Harry und grinste leicht. „Aber es ist trotzdem so ein Gefühl, weißt du? Irgendwie vertraut."

Vertraut. Das Wort hing in der Luft, als ob es das Band zwischen ihnen sichtbar machen wollte. Jessica versuchte, die wachsende Panik in ihr zu unterdrücken. Sie durfte nicht zulassen, dass er ihr Geheimnis aufdeckte.

„Vielleicht hast du mich verwechselt", sagte sie schnell und griff wieder nach ihrem Buch. „Es gibt so viele Leute hier."

Doch Harry ließ sich nicht so leicht abschütteln. „Vielleicht. Aber es ist seltsam, wie du dich verhältst. Es ist, als würdest du mich meiden."

Jessica spürte, wie die Panik in ihr aufstieg. Wenn Harry ahnte, wer sie wirklich war, könnte alles, was sie aufgebaut hatte, in sich zusammenbrechen.

„Das bildest du dir ein, Harry", sagte sie hastig und wandte sich abrupt ab. „Ich... ich muss jetzt wirklich weiter lernen. Vielleicht reden wir später."

Ohne ihm eine Chance zu geben, weiter nachzuhaken, verschwand Jessica um die Ecke und atmete tief durch. Ihr Herz klopfte noch immer schnell, und sie lehnte sich gegen das Bücherregal, um sich zu sammeln. Wie lange konnte sie dieses Versteckspiel noch durchhalten? Wie lange, bevor Harry die Wahrheit herausfand?

Sie schloss die Augen und versuchte, ihre Gedanken zu beruhigen. Doch gerade, als sie sich etwas gefangen hatte, hörte sie eine leise Stimme hinter sich.

„Interessant, wie du Potter aus dem Weg gehst. Man könnte fast meinen, du hast etwas zu verbergen."

Jessica öffnete die Augen und drehte sich langsam um. Dort, lässig an einen nahegelegenen Tisch gelehnt, stand Draco Malfoy. Seine grauen Augen funkelten in der Dämmerung der Bibliothek, und auf seinen Lippen lag ein wissendes Lächeln.

„Malfoy", sagte sie kühl und versuchte, ihre Fassade aufrechtzuerhalten. „Was willst du?"

Er musterte sie mit unverhohlenem Interesse, als ob er versuchte, hinter die Maske von Elara Nightshade zu blicken. „Ich frage mich nur, warum eine Austauschschülerin aus Durmstrang so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Besonders von Potter", angewidert spuckt er den Namen aus.

„Vielleicht liegt es daran, dass ich neu bin", entgegnete Jessica und versuchte, unbeteiligt zu wirken, obwohl ihr Inneres vor Anspannung brannte.

„Oder vielleicht", sagte Draco langsam und trat einen Schritt näher, „liegt es daran, dass du nicht die bist, die du vorgibst zu sein."

Jessica schluckte. Konnte er etwa die Wahrheit ahnen? Sie spürte, wie die Panik wieder in ihr aufstieg, doch sie zwang sich zur Ruhe. „Du hast eine blühende Fantasie, Draco."

Er lächelte leicht, doch es erreichte nicht seine Augen. „Vielleicht. Aber eines Tages wird diese Fassade fallen. Und ich frage mich, wer dann darunter zum Vorschein kommt."

Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sich Draco um und verließ die Bibliothek, seine Schritte hallten leise auf dem Marmorboden wider. Jessica starrte ihm nach, während eine unangenehme Kälte ihre Brust füllte. Draco Malfoy war gefährlich – und er hatte ein Gespür für Geheimnisse. Sie musste auf der Hut sein.

Später am Nachmittag fand sich Jessica, oder besser gesagt, Elara, in Hagrids Hütte wieder. Sie hatte sich freiwillig für einen Spezialkurs über magische Tierwesen gemeldet, um ihre Tarnung aufrechtzuerhalten und ihr Training fortzuführen. Hagrid, der so herzlich wie immer war, hatte sie freudig willkommen geheißen.

„Also, heute zeig ich euch etwas Besonderes", sagte Hagrid mit funkelnden Augen, als er einen großen, ledernen Käfig in den Händen hielt. „Das hier ist ein Niffler! Ein fabelhaftes kleines Tier, aber behalte den Inhalt deiner Taschen gut im Auge."

Jessica musste ein Lächeln unterdrücken, als der kleine, pelzige Niffler im Käfig aufgeregt herumwuselte. Seine winzigen Pfoten griffen nach allem, was glänzte, und seine neugierigen Augen leuchteten voller Aufregung.

„Du hast echt Talent im Umgang mit magischen Tieren", bemerkte Hagrid stolz, als er Jessica beobachtete, wie sie sanft mit dem Niffler interagierte.

„Danke, Hagrid", antwortete sie, und für einen Moment fühlte sie sich wieder wie die alte Jessica. Doch die Ruhe hielt nicht lange an. Während sie den Niffler in den Käfig zurücklegte, bemerkte sie am Rand von Hagrids Hütte etwas Seltsames: ein silbernes Amulett, das auf dem Boden glitzerte.

Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Das Amulett war nicht einfach ein Schmuckstück. Es trug ein ihr unbekanntes Wappen – eine Spur des Verräters?

Sie schob das Amulett unauffällig in ihre Tasche, während Hagrid abgelenkt war, und beschloss, es später genauer zu untersuchen. Vielleicht führte dieses Amulett sie näher an den Verräter in Hogwarts heran.

Als sie später an diesem Abend in ihrem Schlafsaal saß, holte sie das Amulett heraus und betrachtete es im schwachen Licht. Es war alt, aus silbernem Metall gefertigt und mit seltsamen Gravuren versehen, die sie nicht sofort entziffern konnte. Aber eine Sache war klar: Dieses Amulett gehörte jemandem, der nicht wollte, dass es gefunden wurde.

Plötzlich klopfte es leise an ihrer Tür, und Theodore Nott trat ein. Seine Augen blieben kurz auf dem Amulett haften, bevor er sie ansah.

„Was hast du da?", fragte er, seine Stimme war ruhig, aber scharf.

Jessica hielt das Amulett hoch. „Ich habe es heute bei Hagrid gefunden. Es könnte eine Spur sein. Denkst du, es gehört dem Verräter?"

Nott trat näher und nahm das Amulett vorsichtig in die Hand. Er studierte es einen Moment, bevor er nickte. „Das Wappen... es gehört der Familie Selwyn. Sie sind bekannt dafür, dunkle Magie zu praktizieren. Das könnte ein Hinweis sein."

„Was sollen wir tun?", fragte Jessica, während sie versuchte, ihre wachsende Besorgnis zu verbergen.

Nott sah sie ernst an. „Wir müssen vorsichtig sein. Wenn der Verräter erfährt, dass du das Amulett hast, könnte es gefährlich für dich werden."

Jessica nickte und fühlte, wie sich ein Knoten in ihrem Magen bildete. Sie war tief in ein Netz aus Lügen und Geheimnissen verwickelt, und jetzt, mit diesem Amulett in der Hand, wurde die Gefahr nur noch größer.

Doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass sie weitermachen musste. Irgendwo in Hogwarts war ein Verräter – und sie würde ihn finden.

Theodore Nott - Sie gehört zu mir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt