Das Leben ist ein Fahrstuhl

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"Danke", flüstere ich kaum hörbar.

"Kein Problem. Wir haben bereits mit so etwas gerechnet." Aufmunternd lächelt der Sicherheitsmann mich an. So ein Spektakel hat wohl selbst er noch nicht erlebt. Ich spüre, wie die Tränen sich ihren Weg über meine Wangen bahnen.

"Sei nicht traurig, Kleine", lächelt er mich tröstlich an. "Das Leben ist wie ein Fahrstuhl. Auf dem Weg nach oben muss man manchmal anhalten, um bestimmte Menschen aussteigen zu lassen." Sein spitzbübisches Lächeln verschwindet, kurz verzieht sich sein Gesicht zu einer schmerzerfüllten Grimasse.

"Macht Sinn." Natürlich habe ich die wirkliche Bedeutung damals noch nicht verstanden. Ich war elf Jahre alt, obdachlos und Vollwaise. Mein Leben war auf dem absoluten Tiefpunkt.

Der Weg aus der Klinik war surreal. Der sterile Geruch der Gänge, das gedämpfte Licht und die Geräusche von weinenden Menschen und flüsternden Stimmen schufen eine bedrückende Atmosphäre. Ich war in Gedanken versunken, als ich den Fahrstuhl betrat. Die Türen schlossen sich mit einem leisen Klicken, und ich stand alleine da, umgeben von kaltem Metall und der Stille, die nur durch das Summen der Fahrstuhlmechanik unterbrochen wurde.

Plötzlich hielt der Fahrstuhl an einem Zwischenstockwerk, und die Türen öffneten sich. Ein großer, älterer Mann mit langen, silbernen Haaren und einem warmen, durchdringenden Blick trat ein. Er trug eine tiefblaue Robe, die im scharfen Kontrast zu der sterilen Umgebung stand. Er lächelte sanft, als er mich bemerkte.

"Hallo, Jessica", sagte er mit einer tiefen, beruhigenden Stimme.

Überrascht sah ich ihn an. "Woher kennen Sie meinen Namen?"

"Mein Name ist Albus", stellte er sich vor, während die Fahrstuhltüren sich schlossen und wir unsere Fahrt fortsetzten. "Ich bin hier, um dir zu helfen."

"Wie können Sie mir helfen?" fragte ich skeptisch, doch in seinem Blick lag etwas Vertrautes, etwas, das Vertrauen weckte.

"Manchmal müssen wir Menschen aus unserem Leben lassen, um Platz für neue zu schaffen", sagte er und lächelte wieder dieses aufmunternde Lächeln.

Seine Worte erinnerten mich an das, was der Sicherheitsmann gesagt hatte, und ich spürte, wie sich etwas in mir regte – eine kleine Flamme der Hoffnung.

"Warum sind Sie hier?" fragte ich schließlich, die Neugier in mir erwachend.

Albus nickte langsam. "Ich bin hier, um sicherzustellen, dass junge Menschen wie du die Chance bekommen, ihr volles Potenzial zu entfalten. Die Welt kann ein grausamer Ort sein, aber sie ist auch voller Magie und Wunder. Und ich glaube, du bist dazu bestimmt, diese Magie zu entdecken."

„Magie?" fragte ich ungläubig.

„Ja, Magie", bestätigte er sanft. „Und ich bin hier, um dir zu helfen, sie zu finden."

Ich sah ihn an, und obwohl mein Verstand mir sagte, dass es unmöglich war, fühlte ich in meinem Herzen, dass Albus die Wahrheit sprach. Vielleicht war das Leben wirklich wie ein Fahrstuhl, und ich war gerade dabei, in eine völlig neue Etage zu gelangen.

Als der Fahrstuhl im Erdgeschoss anhielt, öffneten sich die Türen mit einem leisen Klingeln. Albus reichte mir die Hand. „Komm mit, Jessica. Es ist Zeit, dass du dein wahres Selbst entdeckst."

Zögernd nahm ich seine Hand und stieg aus dem Fahrstuhl. Für einen Moment schien die Welt still zu stehen, und ich spürte eine seltsame Ruhe in mir. Vielleicht, nur vielleicht, gab es wirklich einen Weg aus diesem Albtraum.

Theodore Nott - Sie gehört zu mir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt