Das Blatt hat sich gewendet

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„Lauf los. Ich werde dir sagen wohin." Mit einer Armbewegung weise ich ihn an, loszulaufen. "Und wenn nicht?", grinst er provokant. Das Ganze scheint ihm grosses Vergnügen zu bereiten. „Deine Neugier ist grösser als deine Selbstachtung." Nachdenklich betrachtet er mich. "Auch wenn sie schwer zu übertreffen ist", knurre ich voller Abscheu.

Wieder dieses geheimnisvolle Lächeln, dass mir nachts den Schlaf raubt. "Du gehst ziemlich lässig damit um, dass du mir bis gerade eben, hilflos ausgeliefert warst", spöttelt er verächtlich. "So schnell wendet sich das Blatt", lächle ich kühl, ohne auf seine Provokation einzugehen. Mein Hals ist plötzlich schrecklich trocken und kratzig.

"Ich wollte dich doch bloss besser kennenlernen", seufzt er. Seine Augen funkeln dabei amüsiert und enttarnen seine geheuchelte Reue sofort. "Kennenlernen?", fauche ich ungewollt laut. "Ich werde einfach nicht schlau aus dir", murmelt er achselzuckend. Drohend richte ich den Zauberstab auf ihn, als er sich erneut nähert. Ich spüre wie meine Knie weich werden, doch ich bin bis zum Äussersten entschlossen, ihm nicht erneut die Oberhand zu lassen. Koste es was es wolle!

"Du hast eine sehr "originelle" Art Menschen näher kennenzulernen", ätze ich."Ich wollte wohl mit Gewalt erzwingen, was nicht sein soll", flüstert er kaum hörbar. Sein melancholischer Gesichtsausdruck versetzt mir einen schmerzhaften Stich. "Was soll nicht sein?", flüstere ich total konfus. Er verweigert jede Antwort, schüttelt bloss resigniert dem Kopf. „Hör endlich auf in verdammten Rätseln zu sprechen, Nott!", knurre ich wutentbrannt.
„Nein, keinen Schritt näher!", zische ich wütend. In seinen dunklen Augen sehe ich eine neue Entschlossenheit, die mir Angst einflösst.

"Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage", lächelt er plötzlich spöttisch. Er wirkt tief in seinen Gedanken versunken und murmelt halblaut vor sich hin. „Soll das etwa eine Drohung sein?", zische ich ungläubig. Belustigt blickt er mich an. „Enden nicht alle eure Muggel Märchen so? Die Prinzessin und ihr Held leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage." Was zur Hölle? Hat er jetzt völlig den Verstand verloren?!

„Keine Rätsel mehr", erinnere ich ihn nachdrücklich. Sofort kehrt wieder sein herablassender, feindseliger Gesichtsausdruck zurück. „Es ist an der Zeit, dass du verstehst, dass die Zaubererwelt keine Märchenwelt ist", lächelt er bitter. „Es wird kein Ritter auf einem weissen Pferd erscheinen und dich retten." Hämisch blickt er auf den am Boden liegenden Zentauren. Ich will ihn wütend unterbrechen, doch er bringt mich mit einer energischen Handbewegung zum Schweigen. „Schliess dich der siegreichen Seite an, ehe es zu spät sein wird!" Eindringlich blickt er mich an.

Beklommen schüttle ich den Kopf.  „Niemals", hauche ich kaum hörbar. Plötzlich wird sein Gesichtsausdruck wieder gewohnt herablassend. "Ich werde dich schon noch vom Gegenteil überzeugen", flüstert er leise und streicht sachte eine widerspenstige Strähne aus meinem Gesicht. "Unmöglich." Ich schaffe es nicht, seinem Blick Stand zu halten. „Wir werden sehen", lächelt er blasiert. Ich leiste kaum Widerstand als er seinen Zauberstab wieder an sich nimmt.

Nott!", schreie ich ihm wutentbrannt hinterher, als er seelenruhig davonläuft. „Niemals", flüstere ich voller Trotz und schliesse erschöpft meine Augen. Ich sehne mich nach meinem Bett. Zuerst muss ich mich aber um meinen geheimnisvollen Retter kümmern.

Theodore Nott - Sie gehört zu mir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt