Der Schatten der Magie

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Die Tage vergingen in einem immer schnelleren Rhythmus. Morgens trainierte ich mit Kiera Thorne, nachmittags tauchte ich mit Seraphina Moonshadow in die Tiefen meines Geistes ein, und abends war ich mit Professor Blackthorne im Wald unterwegs, um die Feinheiten meiner einzigartigen Magie zu verstehen. Jeder von ihnen hatte seine eigene Art, mich zu fordern, aber von allen war Blackthorne der rätselhafteste.

Eines Abends, als wir uns erneut im Wald trafen, schlug Blackthorne vor, eine besonders schwierige Lektion anzugehen. „Heute werden wir etwas Komplexes versuchen", sagte er, seine Stimme ruhig und bestimmt. „Es ist Zeit, dass du lernst, wie du deine Zeichnungen mit mächtigeren Zaubern verbindest. Aber sei gewarnt – diese Übung erfordert enorme Konzentration."

Ich nickte, fest entschlossen, diese Herausforderung zu meistern. Ich hatte meine Skizzenutensilien dabei und bereitete mich innerlich auf das vor, was kommen würde.

„Heute werden wir versuchen, ein magisches Schutzwesen zu erschaffen", erklärte er, während er einen Kreis in den Boden zeichnete. „Etwas, das dich im Kampf schützen kann. Aber du musst vorsichtig sein, Jessica. Diese Magie kann unberechenbar sein."

Ich kniete mich hin, mein Skizzenbuch aufgeschlagen, und begann eine Kreatur zu zeichnen – einen Phönix, das Symbol für Wiedergeburt und Schutz. Meine Hand bewegte sich fast wie von selbst über das Papier, und ich spürte die Magie, wie sie durch meine Finger floss.

Doch während ich die letzten Linien zog, spürte ich plötzlich, wie die Magie um mich herum unruhig wurde. Etwas war anders, eine Störung in der Luft, die ich vorher nicht wahrgenommen hatte. Blackthorne bemerkte es auch. Seine Augen verengten sich, und er trat einen Schritt näher zu mir.

„Stopp, Jessica", sagte er plötzlich, seine Stimme scharf. „Etwas stimmt hier nicht."

Doch es war zu spät. In dem Moment, in dem ich die letzte Linie zeichnete, entwich meiner Skizze eine chaotische Energie. Der Phönix, den ich erschaffen hatte, begann sich zu materialisieren, aber er war nicht so, wie ich es beabsichtigt hatte. Statt eines majestätischen Vogels stand eine verzerrte, bedrohliche Gestalt vor uns, deren Flügel aus schattenhaften Federn bestanden. Ihre Augen glühten rot, und aus ihrem Schnabel entströmte ein giftiger Rauch.

„Was... was ist das?", keuchte ich und stolperte einen Schritt zurück. Das Wesen, das ich erschaffen hatte, war außer Kontrolle. Es breitete seine Flügel aus, und der Boden unter uns begann zu beben.

„Du musst sofort aufhören!", rief Blackthorne, doch seine Worte gingen im wütenden Kreischen des Phönix unter. Ich versuchte, die Kontrolle zurückzugewinnen, aber meine Magie war zu stark – sie hatte sich verselbstständigt.

In dem Moment, als das Wesen auf mich zuschnellte, spürte ich eine starke Hand, die mich grob zur Seite stieß. Blackthorne hatte sich blitzschnell zwischen mich und das gefährliche Geschöpf gestellt. „Protego!" rief er, und ein mächtiger Schutzschild formte sich vor uns, gerade noch rechtzeitig, um den Angriff abzuwehren.

Der Phönix prallte gegen den Schild, stieß einen wütenden Schrei aus und begann sich aufzulösen, während Blackthorne seine Magie festhielt und mich schützte. Schließlich verschwand das Wesen vollständig, als wäre es nie da gewesen.

Schwer atmend sank ich auf die Knie, überwältigt von der Kraft meiner eigenen Magie. „Ich... ich wollte das nicht! Es war außer Kontrolle", stammelte ich, mein Herz schlug wild in meiner Brust.

Blackthorne wandte sich zu mir um, seine Augen noch immer voller Anspannung. „Das war gefährlich, Jessica. Deine Kräfte sind stärker, als du ahnst – aber sie sind auch instabil." Er half mir auf die Beine. „Es war ein Fehler, diese Übung so früh zu versuchen."

Ich nickte schwach, noch immer unter Schock. „Danke, dass du mich beschützt hast", flüsterte ich, als ich realisierte, dass er mich vor meiner eigenen Schöpfung gerettet hatte.

Er sah mich einen Moment lang an, dann legte er mir eine Hand auf die Schulter. „Wir müssen vorsichtig sein. Deine Magie ist mächtig, aber sie darf nicht außer Kontrolle geraten. Verstehst du das?"

Ich nickte erneut, die Worte kaum fähig, aus meinem Mund zu kommen. „Ja, ich verstehe."

Theodore Nott - Sie gehört zu mir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt