Die Wahrheit kommt ans Licht

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Erschrocken lasse ich den Brief fallen, als die heißen Flammen meine Fingerspitzen zu versengen drohen. "Spinnst du?", fauche ich, doch meine Mutter scheint mich nicht zu hören. "Monster, Monster", lallt sie. "Sie ist eine Hexe! Verbrennt sie!", ruft sie den zahlreichen Schaulustigen zu. "Sie soll brennen!", kreischt sie außer sich. Voller Entsetzen betrachte ich das Monster, das meine Mum gewesen ist. Benommen registriere ich, wie ich zur Seite gezerrt werde.

Vorsichtig nähern sich einige Leute meiner Mutter. Aus der Ferne schallt ein Polizeihorn. "Nein, Nein, Nein! Versteht ihr nicht? Sie ist eine Hexe! Wie ihr Vater! Sie muss sterben!" Jedes ihrer Worte durchbohrt mein Herz wie ein Dolch.

Warum brüllt sie so schreckliche Sachen? Warum hat sich der verfickte Brief von selbst wieder zusammengesetzt?! Als die Polizisten auf meine Mutter zuschreiten, wird sie plötzlich ruhig. "Verzeih mir, Herr. Ich hatte nicht die Kraft, die Dämonenbrut zu töten. Ich habe gehofft, dass sie ohne ihren Vater nicht zu einem solchen Monster wird", flüstert sie kaum hörbar gegen den Himmel. Jahrelang habe ich die Gedanken an meinen Vater verdrängt. Was, wenn meine Mum gelogen hat? Ist er gar kein gewalttätiger Säufer?

Meine Mutter, Helen Mac Donald, war einst eine lebensfrohe Frau. Doch nach dem Verschwinden meines Vaters hat sich etwas in ihr verändert. Sie wurde bitter, misstrauisch und unberechenbar. Unser Verhältnis war immer schwierig, geprägt von unausgesprochenen Geheimnissen und Misstrauen. Ihre plötzlichen Stimmungsschwankungen und ihr ständiger Drang, mich zu kontrollieren, machten das Zusammenleben unerträglich.

Als mir langsam dämmert, dass meine eigene Mutter mich gerade töten wollte, stülpt sich mein Magen um. Ich beginne unkontrolliert zu zittern, kann mich kaum noch auf den Beinen halten. Widerstandslos lasse ich mich von den Polizisten abführen.

Wie betäubt sitze ich auf der Rückbank des Streifenwagens. Teilnahmslos betrachte ich stumm die vertraute Umgebung durch das Fenster. Erschrocken zucke ich zusammen, als ich plötzlich die aufmunternden Worte von einem der beiden Polizisten vernehme: „Alles wird gut." Gequält lächelt er mich an, doch ich weiche seinem Blick aus und blicke stumm aus dem Fenster.

„Öffne die Tür und lass dich fallen", flüstert eine lockende Stimme in mir. „Alle deine Probleme sind gelöst." Trotzig schüttle ich meinen Kopf. Ich  will wissen, was in dem Brief gestanden hat und die wahre Identität meines Vaters herausfinden!

Theodore Nott - Sie gehört zu mir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt