Die ersten Schritte der Ausbildung

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In den folgenden Tagen wurde mein Leben zu einem Wirbelwind aus Trainingseinheiten und Unterrichtsstunden. Jeder meiner neuen Lehrer brachte mir etwas anderes bei, und obwohl ich mich zu Beginn unsicher fühlte, begann ich langsam zu verstehen, wie viel ich tatsächlich zu lernen hatte.

Am frühen Morgen stand ich mit Kiera Thorne auf einem offenen Feld hinter dem Haus. Der Wind wehte kühl, und ich fröstelte leicht in meiner Robe. Kiera jedoch schien die Kälte nicht zu stören. Sie bewegte sich geschmeidig, als sie mir demonstrierte, wie ich meine Bewegungen im Kampf mit Magie kombinieren konnte.

„Verteidigung ist nicht nur eine Frage von Zaubersprüchen", erklärte sie, während sie mühelos einen Patronus heraufbeschwor, der wie ein majestätischer Adler über uns hinwegflog. „Es geht auch darum, schnell zu denken und deine Umgebung zu nutzen."

Ich nickte und versuchte, ihre Bewegungen zu imitieren. „Aber was, wenn ich zu langsam reagiere?"

„Das ist genau der Punkt, Jessica", sagte sie streng, aber nicht unfreundlich. „Du darfst nicht zögern. In einem Kampf zählt jede Sekunde. Zögere, und du verlierst."

Die Stunden mit Kiera waren anstrengend, aber sie forderte mich heraus, besser zu werden. Unter ihrer Anleitung lernte ich, Zaubersprüche zu kombinieren, mich schnell zu bewegen und Verteidigungsstrategien zu entwickeln. Ihre zierliche Erscheinung täuschte; sie war eine wahre Meisterin der Kampfkunst, und ich fühlte mich in ihrer Gegenwart sicherer, auch wenn sie mich oft an meine Grenzen brachte.

Nachmittags verbrachte ich meine Zeit mit Seraphina Moonshadow. Ihr Unterricht war anders – er konzentrierte sich auf die Magie des Geistes. Wir saßen oft in einem stillen Raum, umgeben von weichen Kissen, während sie mich durch Techniken zur Meditation und mentalen Fokussierung führte.

„Dein Geist ist das mächtigste Werkzeug, das du hast", erklärte Seraphina in ihrer sanften, beruhigenden Stimme. „Bevor du deine Magie kontrollieren kannst, musst du lernen, deine Gedanken zu beherrschen."

Ich schloss die Augen, wie sie es mir gesagt hatte, und konzentrierte mich auf die stillen Worte, die sie mir ins Ohr flüsterte. „Spüre die Energie um dich herum. Die Gedanken sind wie Wellen auf dem Wasser. Lerne, sie zu glätten."

Es war nicht einfach. Mein Geist neigte dazu, abzuschweifen, und ich hatte oft das Gefühl, dass ich gegen die Flut meiner eigenen Gedanken ankämpfte. Doch mit Seraphinas Geduld begann ich langsam, eine innere Ruhe zu finden, die mir half, die Kontrolle über meine Magie zu verstärken. Sie führte mich auch in die Kunst der mentalen Abschirmung ein – eine Fähigkeit, die ich dringend benötigte, um meine Gedanken vor denen zu schützen, die sie lesen oder manipulieren wollten.

„Du bist stärker, als du denkst", sagte sie mir oft. „Die größte Magie liegt in deinem Inneren. Du musst nur lernen, sie zu wecken."

Wenn die Nacht hereinbrach und das Haus in Dunkelheit getaucht war, war es Zeit für Professor Blackthorn. Er war derjenige, der mir am meisten Respekt einflößte – nicht nur wegen seiner beeindruckenden Magie, sondern auch wegen der rätselhaften Aura, die ihn umgab.

„Du hast eine Gabe, die nur wenige besitzen", sagte er eines Abends, als wir uns tief im Wald versammelt hatten. Der Mond schien hell über uns, und die Schatten der Bäume bewegten sich unheimlich im Wind. „Du kannst Magie durch deine Kunst lenken. Aber du musst lernen, deine Zeichnungen mit deinem Willen zu verbinden."

Ich hatte mein Skizzenbuch und eine Feder dabei, und Blackthorne forderte mich auf, eine einfache Skizze zu zeichnen. Ich entschied mich für eine Eule – nichts Kompliziertes, aber genug, um die Übung durchzuführen. Mit jedem Strich der Feder konzentrierte ich mich auf die Vorstellung, dass die Eule lebendig wurde.

„Gut", sagte Blackthorne, als ich fertig war. „Jetzt erwecke sie."

Ich zögerte für einen Moment und erinnerte mich an die Worte, die er mir zuvor beigebracht hatte. Mit einem Flüstern ließ ich die Worte aus meinem Mund gleiten, und plötzlich begann die Zeichnung der Eule zu zittern. Die Linien auf dem Papier verschwammen, und innerhalb von Sekunden hob eine kleine, gezeichnete Eule von der Seite ab.

„Du hast es geschafft", sagte Blackthorne leise, doch seine Augen beobachteten mich scharf. „Aber sei vorsichtig. Je mächtiger die Kreatur, die du zeichnest, desto mehr wird sie von deiner Magie zehren. Und wenn du die Kontrolle verlierst..." Er ließ den Satz unvollendet, doch die Botschaft war klar.

Ich nickte und konzentrierte mich wieder auf die Eule, die nun im Mondlicht über unseren Köpfen kreiste. Es war ein seltsames, fast surreal wirkendes Gefühl, eine Kreatur zu erschaffen, die nur in meiner Vorstellung existiert hatte.

Blackthornes Lehren waren streng, aber faszinierend. Er verstand die alte Magie, die in mir ruhte, besser als jeder andere. Doch je mehr ich mit ihm arbeitete, desto mehr spürte ich, dass er etwas vor mir verbarg. Es war eine Art Schatten, der über ihm lag – etwas, das er nicht aussprach, aber das ich immer deutlicher spürte.

„Magie ist ein Werkzeug, Jessica", sagte er oft. „Sie hat keine Moral. Es liegt an dir, wie du sie einsetzt. Aber sei gewarnt – die Macht, die du besitzt, wird auch Feinde anziehen."

In den Wochen, die folgten, lernte ich, wie ich komplexere Wesen erschaffen konnte. Ich zeichnete Wölfe, Drachen und sogar Menschen, die sich zu meinem Befehl bewegten. Doch jedes Mal, wenn ich meine Kreaturen erweckte, spürte ich, wie ein Teil meiner Magie von ihnen absorbiert wurde.

„Es ist der Preis, den man für solche Macht zahlt", erklärte Blackthorne. „Je größer die Schöpfung, desto mehr wirst du geben müssen."

Ich begann zu verstehen, dass meine Gabe ein zweischneidiges Schwert war. Sie gab mir unglaubliche Macht, aber sie forderte auch einen hohen Preis. Und ich wusste, dass ich lernen musste, diese Macht mit Bedacht einzusetzen – denn wenn ich die Kontrolle verlor, könnte das Chaos folgen.

Theodore Nott - Sie gehört zu mir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt