Tea Party

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Langsam nähere ich mich dem bewusstlosen jungen Zentauren. Seine muskulöse Gestalt wirkt im Mondlicht fast überirdisch, und seine jugendlichen Züge lassen ihn friedlich erscheinen. Ich beuge mich über ihn und suche an seinem Hals nach seinem Puls. Er ist da, kräftig und beruhigend.

„Danke", schluchze ich atemlos, während Tränen in Strömen über meine Wangen fließen. Die Erleichterung, dass er lebt, und die Erschöpfung der letzten Stunden überwältigen mich. Ich wische mir die Tränen ab und sehe ihn besorgt an.

Plötzlich spüre ich Blicke und eine Präsenz, die mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Langsam richte ich mich auf und blicke um mich. Mein Herz setzt einen Schlag aus, als ich realisiere, dass wir von einer Gruppe Zentauren umgeben sind. Ihre Gesichter sind von Misstrauen und Feindseligkeit gezeichnet, und der Anführer hält einen gespannten Bogen in meine Richtung.

„Was machst du hier, Menschenkind?", fragt der Anführer mit eisiger Stimme. Seine Augen blitzen im schwachen Licht, und seine Miene ist unerbittlich.

„Ich... ich wollte nur helfen", stammele ich, während mein Herz wild in meiner Brust hämmert. „Euer Freund... er hat mir geholfen, und dann hat Nott ihn angegriffen..."

Die Augen des Anführers verengen sich, und er nimmt den Bogen nicht herunter. „Was hat ein Mensch hier zu suchen? Dies ist unser Wald, und wir dulden keine Eindringlinge."

„Bitte, ich wollte nur... ich wollte nur sichergehen, dass er in Ordnung ist", flehe ich und zeige auf den bewusstlosen Zentauren. „Er hat mich gerettet."

Ein Murmeln geht durch die Gruppe, und einige Zentauren tauschen unruhige Blicke aus. Schließlich tritt ein älterer Zentaur mit silbrigem Haar und weisen Augen vor. „Lasst uns erst hören, was sie zu sagen hat", sagt er mit einer Stimme, die trotz ihres Alters kraftvoll ist.

Der Anführer senkt den Bogen ein wenig, aber sein Blick bleibt misstrauisch. „Sprich, Menschenkind. Erkläre dich."

Ich öffne den Mund, um zu sprechen, doch bevor ich ein Wort herausbringen kann, höre ich plötzlich ein lautes Rascheln im Gebüsch. Alle Köpfe drehen sich in die Richtung des Geräuschs.

„Was ist hier los?", donnert eine vertraute, tiefe Stimme. Aus dem Schatten tritt Hagrid hervor, seine riesige Gestalt überragt uns alle. Er hält seine Armbrust im Anschlag, doch sein Gesichtsausdruck ist besorgt.

„Hagrid!", rufe ich erleichtert.

„Was machst du hier, Jess?", fragt er und wirft den Zentauren einen misstrauischen Blick zu. „Und was machen all diese Zentauren hier?"

Der Anführer der Zentauren sieht Hagrid an und nickt knapp. „Rubeus Hagrid. Dieses Menschenkind wurde in unserem Wald gefunden. Sie behauptet, unserem Freund geholfen zu haben."

Hagrid tritt vor und mustert mich mit einem prüfenden Blick. „Jess ist eine gute Seele. Wenn sie sagt, sie hat geholfen, dann glaub ich ihr."

Die Zentauren sehen sich unsicher an, doch der ältere Zentaur nickt schließlich. „Wenn Hagrid für sie bürgt, dann soll es so sein. Aber sei gewarnt, Menschenkind. Dies ist nicht euer Territorium."

„Verstanden", antworte ich schnell, froh über die unerwartete Unterstützung.

Hagrid beugt sich zu mir herunter und hilft mir auf die Beine. „Komm, wir bringen dich erst mal in Sicherheit."

Zusammen machen wir uns auf den Weg aus dem Wald, Hagrid immer dicht an meiner Seite. Die Zentauren ziehen sich zurück, und ich fühle, wie die Anspannung langsam nachlässt.

In Hagrids Hütte angekommen, setzt er mich auf einen gemütlichen Sessel und reicht mir einen Becher dampfenden Tees und einen steinharten Keks. „Iss was, Kind. Das wird dir gut tun."

Ich nicke dankbar und nehme einen vorsichtigen Schluck von dem heißen Tee. Die Wärme breitet sich wohltuend in meinem Körper aus, und ich beginne, mich zu entspannen. Hagrid setzt sich auf einen Stuhl gegenüber und beobachtet mich aufmerksam.

„Möchtest du darüber reden?", fragt er sanft.

Ich schüttele den Kopf, unfähig, ihm die Wahrheit zu sagen. Die Scham und der Schmerz sind noch zu frisch. „Es ist nichts, Hagrid. Nur... ein Missverständnis."

Er sieht mich durchdringend an, sagt aber nichts weiter. „Na gut, wenn du meinst. Aber denk daran, du kannst jederzeit mit mir reden."

Ich nicke und versuche, mich auf andere Gedanken zu bringen. „Harry hat mir heute viel von dir erzählt", sage ich, um das Thema zu wechseln. „Er hat gemeint, du wärst jemand, dem man vertrauen kann."

Hagrids Gesicht hellt sich auf. „Harry ist ein guter Junge. Ich hab ihn auch schon aus so mancher nächtlichen Wanderung gerettet."

Ein kleines Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht. „Wirklich?"

„Ach, er war vorhin noch zu Besuch und hat von einer Slytherin geschwärmt, die ihm sehr imponiert hat. Konnte kaum aufhören, von ihr zu reden."

Mein Herz macht einen kurzen Hüpfer. „Von einer Slytherin?", wiederhole ich und versuche, meine Freude zu verbergen.

Hagrid nickt. „Ja, klang wirklich begeistert." Verlegen nistelt er an seinem riesigen Bart, als ihm auffällt, dass er sich gerade verplappert hat. „Aber mach dir keine Sorgen. Das alles bleibt unser Geheimnis. Ich hab Harry auch schon mehrfach bei nächtlichen Wanderungen gerettet."

Ich lächle schwach und nippe erneut an meinem Tee. „Danke, Hagrid. Für alles."

„Das ist schon gut", murmelt er. „Jetzt ruh dich aus. Ich bring dich später zurück ins Schloss."

Die Müdigkeit übermannt mich, und ich lehne mich in den Sessel zurück. Hagrids tiefe, beruhigende Stimme und die Wärme des Tees lassen mich langsam in den Schlaf sinken. Die Anspannung löst sich, und ich fühle mich sicher und geborgen.

Theodore Nott - Sie gehört zu mir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt