Seit dem "Zwischenfall" habe ich Mum nur ein einziges Mal besucht. Die Leute vom Jugendamt haben mir davon abgeraten, aber sie ist die Einzige, die Ordnung in das Chaos meiner Gedanken bringen kann.
Nachdem meine Mutter versuchte, mir die Pulsadern mit einem Plastikmesser aufzuschneiden, hat sich mein Leben radikal verändert. Die Erinnerung an den Hass in ihren Augen lässt mich noch immer erschauern. Ich fühle mich wieder in den sterilen, tristen Besucherraum zurückversetzt.
Das Jugendamt hat versucht, lebende Verwandte zu finden, aber es gab niemanden, der mich aufnehmen konnte. Meine Großeltern waren verstorben, und von der Familie meines Vaters gab es keine Spur. So wurde ich in eine Pflegefamilie gesteckt und musste die Schule wechseln. Plötzlich befand ich mich in einem neuen Bezirk, weit weg von allem, was ich kannte.
Die Schule war anders, die Leute fremd. Ich fühlte mich wie ein Außenseiter, ständig beobachtet und bewertet. Die Gerüchte über meine Mutter und ihre Taten verbreiteten sich schnell, und ich konnte die Flüstereien und die verstohlenen Blicke kaum ertragen.
Im Klassenzimmer war ich unsichtbar. Niemand wollte sich mit dem Mädchen anfreunden, dessen Mutter in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wurde. Aber die Nächte waren am schlimmsten. Das neue Haus fühlte sich nie wie ein Zuhause an. Jede Bewegung im Dunkeln ließ mich zusammenzucken, jedes Geräusch erinnerte mich an den Angriff.
Trotz allem beschloss ich, Mum zu besuchen. Ich musste Antworten haben, musste verstehen, was sie in dieses Monster verwandelt hatte.
"Hi Mum. Geht es dir besser?" Da war ich noch voller Hoffnung gewesen.
"Stirb Hexe, stirb!", knurrte sie hasserfüllt.
Ich konnte nicht verhindern, dass die Tränen in Strömen über meine Wangen kullerten. Wohin war bloß meine zwar strenge, aber liebevolle Mum verschwunden?
"Wer ist mein Vater?" fragte ich verzweifelt.
Triumphierend grinste sie mich an. Lange wartete ich auf eine Antwort.
"Du bist eine Bastardin", flüsterte sie mit einem wahnsinnigen Glitzern in den Augen. "Dein Vater war ein elender Dummkopf. Ich habe ihn geliebt, seit der dritten Klasse", fügte sie mit plötzlich brüchiger Stimme hinzu. "Immer hat er nur Augen für sie gehabt! In der Nacht ihres Todes ist er voller Verzweiflung bei mir ins Bett geschlüpft. Hat es danach schrecklich bereut", grinste sie hämisch.
"Er verdiente es zu sterben! Leiste ihm in der Hölle Gesellschaft!", kreischte sie und stürzte sich mit dem Plastikmesser auf mich.
Die Pfleger kamen sofort hereingestürmt, überwältigten sie und zogen mich in Sicherheit. Doch der Schmerz ihrer Worte hatte mich bereits tief getroffen. Ich wurde aus dem Besucherraum eskortiert, meine Gedanken rasten. Die Wahrheit über meinen Vater, die Verzweiflung und der Wahnsinn meiner Mutter – all das wirbelte in meinem Kopf herum.
DU LIEST GERADE
Theodore Nott - Sie gehört zu mir
FanfictionErschrocken schnappe ich nach Luft, als mich die erste Welle trifft. Ich ertrinke! Verzweifelt zappele ich planlos herum. "Wie ein Fisch auf dem Trockenen." "Sie hätten Biologe werden sollen", huste ich atemlos. Verächtlich blickt er auf mich herab...