An einem besonders verschneiten Morgen öffne ich das Fenster und lasse die kalte, frische Luft herein. Der Schnee glitzert wie ein Teppich aus Diamanten, und ich atme tief ein, genieße den klaren Duft des Winters. In der Ferne höre ich das Lachen von Kindern, die in einem nahegelegenen Dorf spielen, und ein Hauch von Normalität streift mein Herz. Ich schließe die Augen und stelle mir vor, ich sei eines dieser Kinder, unbeschwert und glücklich, ohne Sorgen und Ängste.
Doch diese Illusion hält nicht lange. Ein leises Klopfen an der Tür reißt mich aus meinen Gedanken. Ich drehe mich um und sehe Mrs. Weasley, die mit einem liebevollen Lächeln im Türrahmen steht.
„Jessica, Liebes, ich habe etwas für dich", sagt sie sanft und tritt näher. In ihren Händen hält sie ein kleines, in braunes Papier eingewickeltes Päckchen. „Es ist von Harry", fügt sie hinzu und überreicht es mir.
Mein Herz macht einen Sprung, und ich fühle, wie eine Welle von Emotionen über mich hinwegrollt. Ich reiße das Papier auf und entdecke ein kleines, altes Buch mit einem Lederumschlag. „Der Feuervogel und der magische Spiegel", lese ich den Titel laut vor. Ein Märchenbuch.
„Harry dachte, du könntest ein wenig Ablenkung gebrauchen", erklärt Mrs. Weasley. „Er hat mir erzählt, dass du Märchen magst."
Ich spüre, wie mir Tränen in die Augen steigen. „Danke", flüstere ich und streiche sanft über den alten Ledereinband. Das Buch fühlt sich warm und vertraut an, und ich kann es kaum erwarten, es zu lesen.
„Harry ist ein guter Junge", sagt Mrs. Weasley und setzt sich zu mir. „Er macht sich große Sorgen um dich, weißt du?"
Ich nicke und schlucke schwer. „Ich mache mir auch Sorgen um ihn. Und um alle anderen."
Mrs. Weasley legt eine Hand auf meine Schulter. „Du musst stark sein, Jessica. Für dich selbst und für die, die dich lieben. Wir alle stehen hinter dir, egal was passiert."
„Ich weiß", antworte ich leise und lächle schwach. „Aber manchmal fühlt es sich so an, als wäre ich allein."
„Du bist nicht allein", sagt sie bestimmt. „Und vergiss nicht, dass wir alle unsere Kämpfe haben. Du musst deinen nicht allein führen."
Ich drücke das Buch an meine Brust und lasse ihre Worte auf mich wirken. Sie hat recht. Ich habe Menschen, die mir helfen wollen, die mir vertrauen. Aber was, wenn ich selbst nicht weiß, ob ich mir vertrauen kann?
In der folgenden Nacht liege ich wach in meinem Bett. Die Dunkelheit um mich herum ist drückend, und die Stille des Hauses fühlt sich beklemmend an. Ich schließe die Augen und höre auf den Wind, der durch die Bäume pfeift, und auf das gelegentliche Knarren der alten Holzbalken.
Plötzlich spüre ich etwas Seltsames, eine Bewegung in der Dunkelheit, die nicht von mir stammt. Ich setze mich auf und spähe in die Finsternis, aber ich sehe nichts. Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken.
„Wer ist da?", flüstere ich, meine Stimme zittert leicht.
Keine Antwort. Ich schüttle den Kopf, sage mir selbst, dass es nur meine Fantasie ist, die mit mir durchgeht, doch das Gefühl der Präsenz bleibt. Ich stehe auf und greife nach meinem Zauberstab, der auf dem Nachttisch liegt. „Lumos", flüstere ich, und die Spitze meines Zauberstabs leuchtet auf, taucht den Raum in ein schwaches Licht.
Da! Ein Schatten huscht an der Wand vorbei, und mein Herz beginnt schneller zu schlagen. Ich zögere, überlege, ob ich nach Professor Sprout oder Mrs. Weasley rufen soll, doch ein innerer Instinkt hält mich zurück. Ich gehe langsam in Richtung des Schattens, meine Schritte leise und vorsichtig.
Plötzlich sehe ich es. Eine Gestalt, verborgen im Schatten, fast unsichtbar in der Dunkelheit, aber da. Ein Junge, kaum älter als ich, mit blassem Gesicht und dunklen, durchdringenden Augen. Er trägt einfache Kleidung und scheint aus einer anderen Zeit zu stammen.
„Wer bist du?", frage ich und halte meinen Zauberstab fest umklammert.
Der Junge lächelt, aber es ist kein freundliches Lächeln. Es ist kalt und leer, und ich spüre, wie mein Herz vor Angst krampft. „Ein Freund", sagt er leise, seine Stimme klingt wie das Flüstern von Blättern im Wind.
„Was willst du?", frage ich und versuche, meine Furcht zu verbergen.
„Ich bin hier, um dich zu warnen", antwortet er und tritt einen Schritt näher. „Du bist in Gefahr, Jessica. Große Gefahr."
„Was für eine Gefahr?", flüstere ich, meine Augen fixiert auf seine dunklen.
„Du wirst verfolgt", sagt der Junge. „Von denen, die deine Kräfte fürchten. Sie werden nicht ruhen, bis sie dich gefunden haben. Bis sie dich zerstört haben."
„Wer bist du wirklich?", wiederhole ich, meine Stimme nun fester.
Der Junge lächelt erneut, aber sein Lächeln erreicht nicht seine Augen. „Ich bin jemand, der dich beschützen will. Jemand, der dir helfen kann."
„Warum sollte ich dir vertrauen?", frage ich und halte den Zauberstab weiter erhoben, bereit, ihn zu benutzen, wenn nötig.
„Weil wir uns ähnlich sind", antwortet er. „Weil wir beide verloren sind. Und weil wir beide eine Wahl haben, die wir treffen müssen."
Bevor ich antworten kann, höre ich plötzlich Schritte hinter mir. Ich drehe mich um und sehe Professor Sprout, die in der Tür steht, ihren Zauberstab auf den Jungen gerichtet.
„Geh weg, Geist!", ruft sie und schwenkt ihren Zauberstab. „Verschwinde!"
Der Junge lächelt noch einmal, und dann verblasst er langsam, bis er vollständig verschwunden ist. Die Dunkelheit schließt sich wieder um mich, und ich stehe zitternd da, den Zauberstab fest in meiner Hand.
„Was... was war das?", frage ich atemlos.
Professor Sprout tritt zu mir und legt beruhigend eine Hand auf meine Schulter. „Ein Geist", sagt sie leise. „Oder etwas, das sich als solcher ausgibt. Es ist schwer zu sagen. Aber was auch immer es war, es bedeutet nichts Gutes."
„Er sagte, ich sei in Gefahr", murmle ich, meine Gedanken rasen.
„Das bist du", antwortet sie ernst. „Aber du bist hier sicher, Jessica. Zumindest für jetzt."
Ich nicke langsam und lasse meinen Zauberstab sinken. „Was soll ich tun?", frage ich leise.
Professor Sprout sieht mich mit einem besorgten Blick an. „Wir werden einen Schutzzauber um das Haus legen", sagt sie. „Und morgen früh werden wir uns beraten, wie es weitergeht. Aber bis dahin... bleib stark."
Ich nicke erneut und setze mich auf mein Bett, die Worte des Jungen immer noch in meinen Ohren hallend. Ich bin in Gefahr. Und das ist erst der Anfang.
Ich lege mich wieder hin, aber der Schlaf kommt nicht. Die Worte des Geistes – oder was auch immer er war – verfolgen mich, und ich frage mich, was sie wirklich bedeuten. Ich spüre, dass die Ruhe, die ich in diesem Haus gefunden habe, bald ein Ende haben könnte. Und dass ich mich auf das Schlimmste vorbereiten muss.
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Theodore Nott - Sie gehört zu mir
Hayran KurguErschrocken schnappe ich nach Luft, als mich die erste Welle trifft. Ich ertrinke! Verzweifelt zappele ich planlos herum. "Wie ein Fisch auf dem Trockenen." "Sie hätten Biologe werden sollen", huste ich atemlos. Verächtlich blickt er auf mich herab...