Eine unerwartete Freundschaft

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Müde stolpere ich in Richtung meines Schlafsaals. Ich habe beschlossen, Flitwicks Unterricht zu schwänzen. In den letzten 12 Stunden habe ich gefühlt mehr erlebt als in meinem bisherigen Leben zuvor.

"S-sorry." Unglücklich blickt der dunkelhaarige Junge auf die Bücher, die überall auf dem Flur verstreut sind. "Kein Problem", murmle ich und zwinge mich zu lächeln. „Warte, ich helfe dir." Wenn er lächelt, sieht er echt niedlich aus. Als wir uns beide gleichzeitig bücken, knallen unsere Köpfe zusammen. "Autsch!", wimmert er gequält. "Du zuerst", lächle ich.

Hastig klaubt er seine Bücher zusammen. "Snape killt mich!", stöhnt er. "Zaubertränke-Unterricht?", murmle ich einfühlsam. Unglücklich nickt er. "Weißt du, was besser ist als Unterricht? Ihn zu schwänzen!" Ich bin selbst wohl am meisten überrascht über meine Worte. "S-schwänzen?", stammelt er. Die Aussicht auf Ärger mit Snape scheint ihm eine Heidenangst einzuflößen.

"So ein Weichei!", kichere ich vergnügt. "Hey, ich bin ein Gryffindor", protestiert er schwach. "Dann kannst du doch eine Herausforderung eines Slytherins nicht ausschlagen?", stichle ich fies.

"Aber Snape-...", stammelt er verzweifelt.

"Typisch Gryffindor. Große Klappe und nichts dahinter", lache ich siegesgewiss.

„Du bist echt fies." Lächelnd blickt er mich an. „Danke", kichere ich belustigt. „Das war kein Kompliment", protestiert er lachend.

Verlegen blicken wir uns beide an. Ich beschließe, einen Schritt auf ihn zuzugehen. Er ist der erste Schüler, der sich mir gegenüber nicht abweisend verhält. "Freunde nennen mich Jess", lächle ich scheu. Als ob ich irgendwelche Freunde hätte.

"Slytherins und Gryffindors sind keine Freunde." Ernst blickt er mich an. "Wieso?", murmle ich betreten. "Einfach." Ich spüre, wie Wut in mir aufsteigt. "Ihr Gryffindors seid genauso arrogant und grausam wie die Slytherins! Ich habe es satt, verurteilt zu werden wegen meines Blutstatus, Hauses, meiner Herkunft!" Wortlos drehe ich mich auf dem Absatz herum. Ich bereue es zutiefst, für einen kurzen Moment Schwäche gezeigt zu haben.

"Warte!" Zögernd verlangsame ich meinen Schritt, blicke aber nicht zurück. "Tut mir echt leid. Du hast Recht." Er wirkt aufrichtig zerknirscht, und ich spüre, wie meine Wut langsam verlischt. "Natürlich", erwidere ich kühl. Sein Lächeln verlischt. "War nur Spaß", schmunzle ich, „ist schon in Ordnung."

Nervös nestelt er plötzlich an seiner Brille herum. "Jetzt mal ganz rein hypothetisch: könntest du dir vorstellen, mit mir diese Schulstunde zu verbringen?" Überrascht sehe ich ihn an. "Ich weiß nicht, eigentlich mag ich Feiglinge nicht besonders", erwidere ich schelmisch. "Sehr gerne", lächle ich dann aber. Echt niedlich, wie erleichtert und glücklich er wirkt.

"Bist du schon einmal in der Heulenden Hütte gewesen?" Stumm schüttle ich den Kopf. "Dort soll es spuken." Spöttisch grinsend kontere ich: "Huii, jetzt habe ich aber schreckliche Angst." "Solltest du auch", grinst er. Er eilt so hastig voraus, als ob ihm eine Armee von Snapes auf den Fersen wäre. Überrascht registriere ich das Lächeln auf meinen Lippen, als ich ihm folge.

Theodore Nott - Sie gehört zu mir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt