Ich wache in meinem zerwühlten Bett auf. Die Sachen von gestern liegen noch genau da, wo ich sie gestern in die Ecke gepfeffert habe. Die Erinnerungen an gestern Abend lassen mich meinem Kopf im Kissen vergraben. Ich war so ein Idiot. Merlin hat jedes Recht sauer auf mich zu sein. Ich erinnere mich, dass er mich gestern mehrmals angerufen hat. Natürlich bin ich nicht rangegangen. Mit spitzen Fingern hebe ich mein Handy hoch und sehe auf den Bildschirm. Merlin hat es drei Mal versucht. Zweimal kurz hintereinander und dann nochmal eine Stunde später. Der Scham kriecht in mir hoch. Ich habe ihm echt falsche Hoffnungen gemacht. Ich ignoriere erstmal die Nachrichten, die er mir geschrieben hat und gehe als erstes auf Lindas Chat.
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Linda
Leos Handy ist gestern fast explodiert bei all den Nachrichten, die ihm Merlin geschickt hat. Alles ok bei dir?
Ich hab Zeit, wenn du reden willst.
Schreib mir, wenn ich vorbeikommen soll Ich bin wach, wenn du reden willst
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Die letzte Nachricht ist von heute Morgen.
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Mir gehts gut
Weißt du schon, was passiert ist?
Ich hab schon Merlins Version von Leo gehört, aber ich will deine wissen
Kurz gesagt ich bin ein Idiot
Bist du zu Hause Tim?
Wo sollte ich den sonst sein
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Anstatt einer weiteren Nachricht klingelt es an der Tür. Für einen Moment bin ich verwirrt, aber dann muss ich mir eingestehen, dass es typisch für Linda ist. Ich rapple mich aus dem Bett und ziehe ein altes Shirt über. Lustlos öffne ich die Tür und Linda fällt mir um den Hals, bevor ich überhaupt etwas sagen kann. "Du bist kein Idiot.", sagt sie, während sie sich fest an mich drückt. "Wie lange wartest du schon draußen?" nuschle ich in ihre Schulter. Sie lässt mich los und sieht mir in die Augen. Sie kann sehen, dass ich gestern geweint habe. "Tut nichts zur Sache. Ich mach dir erstmal einen Tee und dann erzählst du mir alles." "Wenn's sein muss.", gebe ich zurück und schlurfe wieder in mein Zimmer.
Eine Weile später drückt mir Linda eine Tasse Früchtetee in die Hand und setzt sich auf meinen Schreibtischstuhl. Ich sitze auf dem Bett und habe mein Kissen gegen meine Brust gedrückt. Ich muss wie ein Tröpfchen Elend aussehen, denn Linda sieht mich mitleidig an. "So jetzt raus mit der Sprache, was ist gestern passiert." Ihr Blick duldet keine Ausreden. Ich erzähle ihr, dass wir Eis essen waren und dann spazieren gegangen sind, bis wir vor seiner Wohnung waren. "Und dann hat er dich mit nach oben gezerrt.", fällt mir Linda dazwischen. Ich schüttle energisch den Kopf: "Nein, so war das nicht. Ich wollte ja mit hoch." Ich schaue an die Decke und atme tief durch. "Ich wollte wirklich mit hoch und ich wollte auch wirklich mit ihm rummachen." Meine Unterlippe beginnt zu zittern, als ich an gestern Abend denke. Linda gibt mir Zeit, bis ich wieder Worte finde. "Es war nur so schnell." bringe ich knapp hervor. Ihre Augen suchen nach mehr in meinem Gesicht. "Es war zu schnell und das wolltest du nicht.", reimt sie sich zusammen. Ich kann sehen, wie sie ihre Tasse fester umfasst. "Dieses Arschloch...", grummelt sie. "Nein!", unterbreche ich sie, "Merlin hat nichts falsch gemacht. Ich hab ihn angestachelt und dann plötzlich einen Rückzieher gemacht." Ich vermeide es ihr in die Augen zu sehen. Es dauert einen Moment, bis Linda alle Puzzleteile zusammengefügt hat. "Du hast es ihm nicht vorher gesagt?", fragt sie vorsichtig nach. Mit angespanntem Kiefer schüttle ich den Kopf und nehme einen großen Schluck Tee. "Ich hab doch gesagt, ich bin ein Idiot." Linda lächelt mich verhalten an: "Bist du nicht Tim. Merlin ist es eh nicht wert, wenn er nur das eine will."
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Von Kellner zu Kellner
Lãng mạnTim hat einen dämlichen Wunsch, nämlich, dass sein Traummann eines Tages durch die Tür der Gaybar kommt, in der er kellnert. Eventuell könnt es ja Hannes sein, der in genau dieser Gaybar von einem Typen sitzen gelassen wird. Als Tim dann auch noch M...