Samstag 11 und Sonntag 11

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Die Zeit bei meinen Eltern ist schön. Wir sehen uns Urlaubsfotos an und reden über die bestanden Prüfungen. Ich erzähle von der Party in der Bibliothek, unserem Badeausflug und den Gig im Späti. Merlin lasse ich bei meinen Erzählungen weg, aber um Hannes komme ich nicht herum. Mit fällt auf, dass ich außer einem Selfie von Linda und mir vor dem Gig kein einziges Foto habe. Meine Mutter möchte unbedingt, dass ich Linda mal wieder mitbringe, sie hat einen Narren an ihr gefressen.


Die Tür zu meinem alten Kinderzimmer öffnet sich nach einem Klopfen und ich lege mein Handy weg. "Ich wollte nur gute Nacht sagen.", sagt meine Mutter und setzt sich auf die Bettkante. "Es ist schön, dass du so viel mit deinen Freunden unternimmst.", beginnt sie. Ich kann mir schon denken, wo das hinführt. "Das find ich auch.", antworte ich. "Kannst du mir nicht ein Foto von diesem Hannes zeigen?", bittet sie mich. Es ist klar, von wem ich meine Neugier geerbt habe. Ich nehme mein Handy und öffne den Chat mit Hannes. Sein Profilbild ist das einzige Bild von ihm, was ich habe.

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Hannes 

Gute Nacht. Vermiss dich :* 

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Ich muss wohl in Kauf nehmen, dass meine Mutter das liest und klicke auf sein Profil. Neugierig begutachtet meine Mutter den Bildschirm. Das Bild zeigt Hannes vor einer Konzertbühne. Er trägt ein Tanktop mit dem Band Logo darauf und offene Haare. In einer Hand hält er einen halbleeren Plastikbecher Bier. Sein Lächeln auf diesem Foto ist unbestechlich. "Der ist aber hübsch." "Mama.", meine Stimme klingt peinlich berührt, obwohl sie natürlich recht hat. Sie schließt das Bild und sieht natürlich unsere letzten Nachrichten, dann gibt sie mir das Handy wieder. "Er vermisst dich also.", stellt sie verschwörerisch fest. "Mama!", ich werde rot. "Seid ihr...?", sie spricht den Teil der Frage nicht aus. Es hat ja doch keinen Zweck es zu leugnen, also nicke ich. Sie lächelt. "Ich werde es für mich behalten.", verspricht sie mir hoch und heilig. "Aber du musst ihn mal mitbringen." "Och Mama." "Keine Widerrede.", sagt sie lachend. "Und jetzt schlaf gut." "Schlaf gut."

Von Kellner zu KellnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt