84

40 3 0
                                    

Auf halben Weg zu Umbridges Büro, kammen Ron und zur Faiths Überraschung auch Ginny, Neville und Luna entgegen gelaufen.
"Was macht ihr den alle hier und wir seht ihr aus?"
Sie erklärten ihr, dass Harry, Ron und Hermine von Umbridge erwischt wurden und die anderen dreien helfen wollten und ebenfalls gefangen wurden.
Sie konnten aber entkommen.
"Aber wo sind den Harry und Hermine?"
"Sie sind mit Umbridge weg, wir wollen sie suchen, wir haben mitbekommen, dass sie in Richtung verbotenen Wald gegangen sind." sagte Ron.
"Dann schnell hin!" sagte Faith.
Die Fünf rannten los.

Mitten auf der Holzbrücke stießen sie auf Harry und Hermine.
"Wie seid ihr da rausgekommen?", fragte Harry verblüfft und nahm seinen Zauberstab von Ron entgegen.
"’n paar Schockzauber, ein Entwaffnungszauber, Neville hat ’nen echt süßen kleinen Lähmzauber hingelegt", sagte Ron lässig und reichte nun auch Hermine ihren Zauberstab. "Aber Ginny war am besten, sie hat sich Malfoy vorgenommen – Flederwichtfluch – war Extraklasse, sein ganzes Gesicht war voll mit diesen großen Flatterdingern. Jedenfalls haben wir vom Fenster aus gesehen, dass ihr in den Wald gegangen seid, und sind euch gefolgt. Was habt ihr mit Umbridge angestellt?"
"Die ist hin und weg", sagte Harry.
"Eine Herde Zentauren hat sie mitgenommen."
"Und euch haben sie zurückgelassen?", fragte Ginny erstaunt.
"Nein, Grawp hat sie verjagt", sagte Harry.
"Wer ist Grawp?", fragte Luna interessiert.
"Hagrids kleiner Bruder", erklärte Ron prompt.
"Und überhaupt ist das jetzt nicht so wichtig. Harry, was hast du im Feuer erfahren? Hat Du-weißt-schon-wer Sirius oder –?" unterbrach Faith ihn.
"Ja«, sagte Harry, "und ich bin sicher, dass Sirius noch am Leben ist, aber ich habe keine Ahnung, wie wir dort hinkommen sollen, um ihm zu helfen." Sie schwiegen angstvoll; das Problem, vor dem sie standen, schien unüberwindlich.
"Na ja, wir müssen eben fliegen, oder?", sagte Luna in einem annähernd sachlichen Tonfall, wie ihn Faith bei ihr noch nie gehört hatte.
"Okay", erwiderte Harry ärgerlich und wandte sich ihr zu. "Erstens tun ›wir‹ überhaupt nichts, falls du dich selbst dazuzählst, und zweitens sind Faith und Ron die Einzigen mit einem Besen, der nicht von einem Sicherheitstroll bewacht wird, also –"
"Ich hab einen Besen!", sagte Ginny. "Schon, aber du kommst nicht mit", sagte Ron zornig.
"Entschuldige mal, aber mir ist es genauso wichtig wie dir, was mit Sirius passiert!", sagte Ginny und schob entschlossen den Unterkiefer vor, was ihre Ähnlichkeit mit Fred und George verblüffend deutlich machte.
"Du bist zu –", setzte Harry an, aber Ginny warf zornig dazwischen: "Ich bin drei Jahre älter, als du warst, damals, als du wegen dem Stein der Weisen mit Du-weißt-schon-wem gekämpft hast, und ich hab dafür gesorgt, dass Malfoy in Umbridges Büro festsitzt und riesige Flederwichte ihn angreifen –"
"Schon, aber –"
"Wir waren doch alle zusammen in der DA", sagte Neville leise. "Dabei ging es doch im Grunde darum, gegen Du-weißt-schon-wen zu kämpfen, oder? Und dies ist jetzt unsere erste Chance, mal was Handfestes zu tun – oder war das alles nur Spiel oder so?"
"Nein – natürlich nicht –", erwiderte Harry ungeduldig.
"Dann sollten wir auch mitkommen", sagte Neville schlicht.
"Wir wollen helfen."
"Stimmt", sagte Luna und lächelte glücklich.
"Ach, das spielt sowieso keine Rolle", sagte Harry frustriert, "weil wir immer noch nicht wissen, wie wir dort hinkommen sollen –"
"Ich dachte, das hätten wir schon geklärt", sagte Luna.
"Wir fliegen!"
"Sieh mal", sagte Ron mit kaum verhohlenem Zorn, "du kannst vielleicht ohne Besen fliegen, aber wir andern können uns nicht einfach Flügel wachsen lassen, wann immer wir –"
"Es gibt noch andere Möglichkeiten zu fliegen außer mit Besen", sagte Luna munter.
"Ich vermut mal, wir sollen auf dem Rücken des Schrumpfschnarchlers fliegen oder wie der heißt?", fragte Ron. "Der Schrumpfhörnige Schnarchkackler kann nicht fliegen", sagte Luna würdevoll. "Aber die können es, und Hagrid meint, sie können sehr gut Orte finden, nach denen ihre Reiter suchen." Faith schnellte herum.
Zwischen zwei Bäumen standen zwei Thestrale mit unheimlich glimmenden weißen Augen und verfolgten das geflüsterte Gespräch, als verstünden sie jedes Wort.
"Ja!", wisperte sie und ging auf sie zu.
Sie schüttelten ihre Reptilienköpfe und warfen ihre langen schwarzen Mähnen zurück, und Faith streckte begierig ihre Hand aus und tätschelte den glänzenden Hals des nächsten Tieres.
"Sind das diese verrückten Pferdedinger?", sagte Ron unsicher und starrte auf einen Punkt ein wenig links von dem Thestral, den Faith tätschelte. "Die man nicht sehen kann, außer man war dabei, als jemand abgekratzt ist?" "Genau", sagte Harry.
"Wie viele?"
"Nur zwei."
"Nun, wir brauchen vier", sagte Hermine, die immer noch leicht erschüttert, aber dennoch entschlossen wirkte.
"Fünf, Hermine", sagte Ginny mit finsterem Blick.
"Ich glaub, eigentlich sind wir sieben", sagte Luna ruhig und zählte.
"Stell dich nicht so dumm an, wir können nicht alle gehen!", sagte Harry zornig.
"Hört mal, ihr drei –", er deutete auf Neville, Ginny und Luna, "ihr habt damit nichts zu tun, ihr kommt nicht –"
Wieder protestierten sie.
"Okay, schön, ihr habt’s nicht anders gewollt", sagte er kurz angebunden, "aber wenn wir nicht mehr Thestrale auftreiben, könnt ihr nicht –"
"Oh, da werden schon noch welche kommen", sagte Ginny zuversichtlich, die wie Ron in die völlig falsche Richtung spähte, offenbar in dem Glauben, sie würde zu den Pferden blicken.
"Wie kommst du denn darauf?"
"Du hast es vielleicht noch nicht bemerkt, aber du und Hermine, ihr seid voller Blut", sagte sie kühl, "und wir wissen, dass Hagrid Thestrale mit rohem Fleisch anlockt. Deshalb sind diese zwei wahrscheinlich überhaupt aufgetaucht." Im selben Moment spürte Faith einen sanften Stups an ihrem Umhang, und als sie hinunterblickte, sah sie, wie der nächste Thestral an Harrys Ärmel leckte, der feucht von Grawps Blut war.
"Also gut", sagte Harry. "Ron und ich nehmen diese beiden und fliegen voraus, und Faith und Hermine können hier bei euch dreien bleiben und noch mehr Thestrale anlocken –"
"Ich bleib nicht zurück!", fauchte Faith.
Hermine nickte zustimmend.
"Ist gar nicht nötig", sagte Luna lächelnd. "Seht mal, hier kommen noch mehr … ihr zwei müsst ja ganz schön riechen …"
Faith wandte sich um: Mindestens sechs oder sieben Thestrale bahnten sich ihren Weg durch die Bäume.
Sie hatten die großen ledrigen Flügel dicht an die Körper geschmiegt und ließen ihre Augen durch die Dunkelheit glühen.
Jetzt hatte Harry keine Ausrede mehr. "Von mir aus", sagte Harry zornig, "nehmt euch eins, und dann los."

Das Geheimnis von Severus Snape Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt