~ 48 ~

49 15 4
                                    

᯽ TᗩᗴᕼYᑌᑎᘜ ᯽

=======❁=======

Kaum erblickte ich die Eingangstür, spürte ich, wie meine Knie nachgaben. Mein Zuhause – der Ort, an dem ich mich einst sicher und geborgen gefühlt hatte. Doch jetzt war da nichts als Beklemmung.

Als Jungkook die Tür öffnete und ich den ersten Schritt über die Schwelle setzte, wurde meine Atmung flach. Alles war noch genauso, wie ich es hinterlassen hatte. Jeder Gegenstand an seinem gewohnten Platz, jeder Geruch vertraut. Doch anstatt Trost zu spenden, wirkte es erdrückend.

Mein Blick glitt über die Möbel, über die Wände, über den Boden, auf dem ich unzählige Male barfuß entlanggelaufen war. Früher hätte mich genau diese Beständigkeit beruhigt. Jetzt wollte ich alles verändern. Die Wände neu streichen, die Möbel austauschen, den Boden ersetzen – alles, nur damit es nicht mehr dasselbe Haus war, in das ich vor Wochen zurückkehren wollte.

Jungkook schloss die Tür hinter uns, seine Augen musterten mich aufmerksam. Er spürte es. Spürte, dass etwas nicht stimmte.

"Ich dachte vielleicht… du möchtest heute bei mir schlafen." Seine Stimme war vorsichtig, fast zaghaft. "Ich habe dein Zimmer nicht betreten, solange du weg warst."

Ich schüttelte sofort den Kopf.

"Nein." Meine Stimme klang härter, als ich es beabsichtigt hatte. Ich holte tief Luft, versuchte, die Unruhe in meiner Brust zu unterdrücken. "Ich möchte in meinem Bett schlafen. Allein."

Ein kurzes Zögern lag in seinen Augen, ein Hauch von Enttäuschung, den er schnell hinter einem verständnisvollen Nicken verbarg.

"Okay.", sagte er leise.

Dann trat er zur Seite, ließ mich passieren. Doch mit jedem Schritt, den ich in Richtung meines Zimmers machte, fühlte es sich an, als würde sich die Distanz zwischen uns nicht nur physisch, sondern auch emotional vergrößern. Eine unsichtbare Mauer, die immer höher wurde.

Kaum hatte ich mein Zimmer betreten, schloss ich die Tür hinter mir und lehnte mich schwer dagegen. Meine Beine fühlten sich schwach an, meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen, als hätte sich ein eiserner Griff darum gelegt. Ich wollte tief durchatmen, doch es fühlte sich an, als würde mir die Luft fehlen.

Plötzlich begann meine Unterlippe unkontrolliert zu zittern, und ehe ich es verhindern konnte, liefen die ersten Tränen über meine eingefallenen Wangen. Ein leises, ersticktes Schluchzen entkam meinen Lippen, als die Anspannung der letzten Tage mich endgültig überrollte.

Mit einer fahrigen Bewegung schleuderte ich mein Handy aufs Bett, als wäre es das Letzte, woran ich mich in diesem Moment festhalten wollte. Dann ließ ich mich mit dem Rücken an der Tür langsam auf den Boden sinken, zog die Knie an meinen Körper und vergrub mein Gesicht in den Händen.

Tagelang hatte ich versucht, stark zu bleiben. Hatte alles verdrängt, mich gezwungen, weiterzumachen, einfach zu funktionieren. Doch jetzt… jetzt war der Moment, in dem all der Frust, all die Angst und all die Trauer mich wie eine gewaltige Welle trafen, gegen die ich nichts ausrichten konnte. Und ich wusste: Es würde nicht einfach verschwinden.

Ich hatte kein Gefühl mehr für die Zeit. Minuten, Stunden – vielleicht sogar eine halbe Ewigkeit – saß ich einfach da, an die Tür gelehnt, während die Tränen unaufhörlich über meine Wangen strömten. Ich schluchzte leise, meine Schultern bebten, doch es gab niemanden, der mich auffing. Niemanden außer der Stille meines Zimmers, die mir erdrückend vorkam.

Irgendwann schleppte ich mich aufs Bett, zog die dicke Decke über mich, als könnte sie mich vor der Welt da draußen abschirmen.

Die Tage vergingen, doch nichts änderte sich. Ich war gefangen in diesem endlosen Kreislauf aus Schlafen, Weinen und Stille. Und jedes Mal, wenn Jungkook in mein Zimmer kam, um nach mir zu sehen, spürte ich diese Beklemmung in meiner Brust. Es war nicht seine Schuld – ich wusste das. Aber es änderte nichts daran, dass ich ihn nicht mehr ansehen konnte.

Immer, wenn mein Blick den seinen traf, wenn ich nur eine Sekunde zu lange in seine dunklen Augen sah, flackerten die Bilder vor meinem inneren Auge auf. Die Insel. Die Schreie. Das Blut. Die Ureinwohner mit ihren Speeren, ihre hasserfüllten Blicke, ihre unmenschliche Grausamkeit. Und mitten darin – Jungkook. Wie er mich fortgeschickt hatte. Wie er mich dem sicheren Tod überlassen hatte, nur um dieses verdammte Telefon zu holen. Wie er geschlafen hatte, während ich fast abgeschlachtet wurde. Und das Bild, das am schlimmsten war… wie er auf dieser Frau lag.

Jedes Mal, wenn ich daran dachte, zog sich mein Magen zusammen. Ich wusste, dass es nicht seine Schuld gewesen war. Ich wusste, dass er alles getan hatte, um mich zu beschützen, um mit mir zu überleben. Und trotzdem konnte ich es nicht abschütteln. Die Bilder waren wie ein unauslöschlicher Film in meinem Kopf, der immer wieder abgespielt wurde.

Es machte mich fertig. Der einzige Mensch, der mich hätte beschützen sollen, der mich hätte retten sollen, war gleichzeitig derjenige, bei dem ich mich nicht mehr sicher fühlte. Ich konnte mich nicht mehr an ihn klammern, mich nicht in seinen Armen vergraben und darauf hoffen, dass es dadurch besser wurde. Nein. Es wurde schlimmer. Viel schlimmer.

Ich fragte mich, ob es überhaupt noch einen Sinn hatte. War es nicht besser, sich zu trennen? Ihn hinter mir zu lassen, so wie ich versuchte, all die anderen Erinnerungen hinter mir zu lassen? Vielleicht brauchte ich einen Neuanfang. Einen Ort, an dem mich nichts mehr an diese Hölle erinnerte. Weder die Insel noch ihn.

Aber dann… dann dachte ich daran, wie sehr ich ihn einmal geliebt hatte. Wie er mich immer gehalten, getröstet, zum Lachen gebracht hatte. Wie sicher ich mich früher in seinen Armen gefühlt hatte.

Doch konnte man so etwas überhaupt wiederfinden?

Ich wusste es nicht. Und genau das machte mir am meisten Angst.

=======❁=======

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: 2 days ago ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

...𝘵𝘪𝘭𝘭 𝘵𝘩𝘦 𝘦𝘯𝘥, 𝘣𝘢𝘣𝘺 ᴷᴼᴼᴷᵛWo Geschichten leben. Entdecke jetzt