54. Auf Patrouille

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Warme Sonnenstrahlen fielen mir ins Gesicht, mit einem schwachen Stöhnen vergrub ich meinen Kopf tiefer unter der Bettdecke.

"Hey, aufwachen du Schlafmütze", lachte Antonio und ich spürte, wie mir der weiche Stoff zwischen den Fingern entglitt. Resigniert öffnete ich die Augen und funkelte ihn böse an, doch bevor ich etwas erwidern konnte, verzog ich meinen Mund zu einem herzhaften Gähnen.

"Was ist los?", murmelte ich schließlich verschlafen und setzte mich auf. "Und was fällt dir ein, mich in aller Herrgotts Frühe zu wecken?!"

Er legte belustigt seinen Kopf schief. "Das nennst du früh?"

"Wie viel Uhr ist es denn?"

Antonio lachte. "Thalli, es ist mittlerweile halb zehn. Und in einer halben Stunde bist du für eine Patrouille eingeteilt." Mit diesen Worten drehte er sich um und lief in die Küche. "Ich habe übrigens Pancakes gemacht, während du noch geschlafen hast."

Ich folgte ihm skeptisch in die Küche. "Du kannst kochen?"

"Wie schön, dass du so ein großes Vertrauen in meine Fähigkeiten hast", schmunzelte er und ich wurde rot.

"Nein! Doch...Ich meine...Also...", stotterte ich. "Das war doch nicht so gemeint!" Sauer ließ ich mich auf einen Stuhl fallen und ignorierte sein selbstgefälliges Grinsen.

"Na, hast du wenigstens gut geschlafen?", brach er schließlich das Schweigen und schob mir den Teller mit den heißen Pfannkuchen hin.

"Ähmmm...", murmelte ich. "Ja."

Lüge!, schrie es in mir, jeder Winkel meines Körpers krümmte sich unter diesen Worten.

Das Frühstück verlief schweigend, man konnte die Anspannung förmlich in der Luft spüren. In weniger als 48 Stunden würde sich alles ändern, nichts würde mehr so sein, wie wir es gekannt hatten.

Wir frühstückten in Stille fertig, dann schob ich meinen Stuhl zurück und stand auf. Mit dem Teller in der Hand lief ich Richtung Spüle, doch Antonio hielt mich am Handgelenk fest. "Ich mach das schon", meinte er.

"Aber -"

Bevor ich widersprechen konnte, zog er mich in eine Umarmung, und ich hatte gerade noch Zeit, den Teller wieder auf dem Tisch abzustellen.

"Was ich dir noch sagen wollte", wisperte er in mein Ohr, "Wir gehen heute Abend aus. Nur wir beide."

Ich drehte mich so, dass ich ihm ins Gesicht sah. "Gibt es einen besonderen Anlass?"

Antonio zuckte nur mit den Schultern, auf seinen Lippen lag wieder dieses schiefe Grinsen. "Darf ich meine Freundin nicht zu einem Date einladen?"

Ich verdrehte die Augen, stellte ich mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen leichten Kuss auf die Wange. Dann drehte ich mich um und verließ das Zimmer, während ich seinen Blick auf mir spürte.

Mit einem Grinsen ging zu meinem Haus, in meinem Bauch tanzten ganze Schwärme Schmetterlinge. Er hatte mich seine Freundin genannt und zu einem Date eingeladen.

Der Tag konnte nicht mehr schlechter werden.

***

"Da bist du ja endlich", meinte TJ erleichtert, als ich schwer atmend das Haupttor erreichte. "Wo warst du so lange?"

Schnaufend stützte ich an den kühlen Steinen ab. "Zu lange geduscht...Zeit vergessen..."

"Warte mal", unterbrach Steve. "Du bist zu spät gekommen, weil du zu lange geduscht hast?"

Im Schatten des Mondes (I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt