»zwei {✔️}

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Thalia's POV

Vor Schreck zuckte ich zusammen, das Blut gefror mir in den Adern. Ich wollte schreien, doch meinen Lippen entglitt nur ein kaum hörbarer Luftzug, der eine Haarsträhne neben meinem Gesicht erzittern ließ.

Die Gestalt löste sich aus der Dunkelheit neben der Tür und kam mir noch näher, ich wich hastig einen Schritt zurück und presste meinen Rücken gegen die Tür. Ein intensiver Geruch geriet mir in die Nase, er kam mir irgendwie bekannt vor, obwohl ich mir sicher war ihn noch nie gerochen zu haben.

„Ein Schrei und du bist tot", drang die raue, tiefe Stimme des Fremden zu mir durch, mein Herzschlag setzte für Sekunden aus. Stumm starrte ich in diese gespenstisch glühenden Augen, die nicht menschlich aussahen, die Angst breitete sich in mir aus.

Meine Brust hob und senkte sich unregelmäßig, ich wagte es nicht auch nur mit der Wimper zu zucken, die blanke Angst lähmte jede meiner Bewegungen.

Zitternd wie ein trockenes Blatt im kühlen Herbstwind wartete ich und betete im Stillen, dass jemand kommen würde, mir helfen würde. Doch niemand würde mich sehen, eine Wand trennte meine Freunde auf der Party von mir, eine Wand, durch die niemand meine Schreie hören würde.

"Sag, wer bist du, Mädchen?" Diese heisere Stimme erklang neben meinem Ohr, ich schauderte und kniff meine Augen zusammen.

Warum ich?

Warum musste mir so etwas passieren, immer wieder?

"Bitte...", flehte ich nur uns spürte eine Träne in meinem trockenen Augenwinkel, die an einer Wimper hängenblieb und wie ein Regentropfen auf den Boden fiel. "Lass mich gehen..."

Bilder schossen mir durch den Kopf, von dunklen Gassen, Massenmördern und eisigen Kellern, die Angst schnürte mir die Kehle zu. Was würde der Unbekannte mir antun? Mich vergewaltigen, entführen, oder bei nächster Gelegenheit umbringen?

"Beantworte meine Frage!" Bei dem eindringlichen Knurren zuckte ich zusammen, meine Augen weiteten sich. Der Fremde hatte geknurrt wie ein wildes Tier, die Schatten hielten sein Gesicht immer noch fest umschlungen.

"Ich... Ich heiße...", stammelte ich entsetzt und presste meinen Rücken noch fester gegen die Wand, wünschte, der steinharte Beton würde nachgeben und mich in sich verbergen. "Mein Name ist-"

Blitzschnell schloss sich eine Hand um meinen Hals, der Fremde blitzte mich mit seinen golden glühenden Augen wütend an, während seine Finger sich immer enger um meine Kehle schlossen. "Dein Name ist unwichtig", knurrte er und wiederholte seine Frage. "Wer bist du, dass du den Geruch eines Wolfes an dir trägst?"

Verzweifelt schnappte ich nach Luft und riss meine Augen auf, meine Hände griffen schwach nach seinem Arm, der mir die Luft abschnürte wie ein enges Seil, dass mir den Atem aus der Lunge presste. Mein Blick verschwamm und war durchzogen von unzähligen schwarzen, tanzenden Punkten.
"Bitte", wisperte ich, jedes Wort kostete mich meine ganze Kraft und Atemluft, die immer knapper wurde. "Ich weiß nicht, wovon du sprichst..."

Augenblicklich spürte ich wie der Druck auf meinem Nacken sich verstärkte, und etwas spitzes sich schmerzhaft tief in meine Haut bohrte. Ich schrie auf und spürte das brennende Stechen, das elektrische Nervensignale in meinen sich verkrampfenden Körper schickte. Meine Fingernägel brachen mit einem leisen knacken, als ich mich blind gegen den Unbekannten wehren wollte,  ich fühlte, wie ein dünnes Rinnsal Blut meinen Rücken hinunterlief.

Im Schatten des Mondes (I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt