38. Dunkle Zeichen

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Sobald ich die Worte gesagt hatte, brach Chaos aus. Maya, die zierliche Frau, die Autumn sehr ähnlich sah, starrte mein Tattoo entgeistert an, während sie in Dauerschleife "Oh mein Gott, das kann nicht sein" vor sich hin murmelte.
Sky sah aus, als hätte sie einen Geist gesehen, Alexandra sah mich unentwegt an, in ihren Augen lag etwas trauriges, Nicolas Gesicht war wie immer ausdruckslos und Antonio zog mich zurück auf die Couch.

"Seid wann hast du das?", fragte er leise, doch ich schüttelte den Kopf.

"Gleich", murmelte ich, und er nickte.

Schnell zog ich meinen Ärmel wieder über das schwarze Muster auf meiner Haut. Seitdem ich es mir das letzte Mal angesehen hatte, waren die dunklen Schnörkel mehr geworden. Sie reichten nun bis zu meinen Fingern, nach oben hin bis zur Mitte meines Unterarms.

Ich bereute bereits, dass ich jemandem davon gesagt hatte. Dieses Zeichen hatte etwas Dunkles, bedrohliche an sich, doch es war der Schlüssel zu Mum's Entführung. Was auch immer die Werwölfe von mir wollten, es hätte mit meinem Tattoo zu tun.

Nicolas kam auf mich zu geschnitten, ich versank noch tiefer in den Kissen.

"Woher hast du das?" Er deutete grimmig auf meine Hand.

Du kannst diesem Mann nicht trauen.

Die Worte meiner Mutter waren mir immer noch in Erinnerung geblieben. Doch ich war auf den Mann angewiesen, wenn ich erfahren wollte, was es mit dem Muster auf sich hatte.

Ich seufzte, dann stand ich wieder auf. "Ich denke, ihr solltet noch etwas über mich wissen."

Aus meiner Jackentasche holte ich den silbernen Dolch heraus, das Silber blitzte im Licht.

Ob ich mir in diesem Zeitpunkt bewusst war, dass dies wohlmöglich der größte Fehler meines Lebens war?

Das einzige, was mir damals überhaupt bewusst war, dass ich wahrscheinlich etwas Dummes tat.

Ohne zu Zögern und bevor jemand anderes reagieren konnte, zog ich mir dir Klinge mit einer blitzschnellen Bewegung über die offene Handfläche. Der brennende Schmerz setzte wenige Sekunden später ein und ich biss dir Zähne zusammen.

Ich merkte, wie Sky mir grinsend zuzwinkerte und Alexandra mir einen entgeisterten und teilweise resignierten Blick zuwarf.
Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen schloss ich die Augen und konzentrierte mich auf meine Wunde, in der sich das dunkle Blut sammelte.

Das Brennen ließ nach und ich sah triumphierend in die Runde.

"Das kann nicht sein", brachte Nicolas heraus. "Das... Das letzte Mal wurde jemand mit einer Heilgabe vor einigen Jahrhunderten gesehen."

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. "Und deswegen kann ich keine haben, oder was? Weil es so lange niemanden gab? "
Wieder stieg Wut in mir auf, ein leichtes Kribbeln breitete sich in meiner rechten Hand aus. Wegen dieser Gabe wurde vielleicht meine Mum entführt, und jetzt wollte mir keiner glauben?

Ich atmete tief durch, um die aufsteigende Hitze in mir wieder unter Kontrolle zu kriegen.

Maya sah Nicolas vorwurfsvoll an. "Du siehst doch, dass sie heilen kann. Und jetzt denk mal mit normalem Menschenverstand und vergiss deine ganzen Vorurteile."

"Maya hat recht", warf Sky ein. "Gehen wir einfach mal davon aus, dass sie eine Heilgabe hat."

"Was auch der Fall ist", murmelte ich.

"Das könnte also der Grund sein, warum die Werwölfe sie haben wollen", meinte Alexandra nachdenklich.

Sky nickte und biss sich dabei auf die Lippe, als wollte sie sich zurückhalten, etwas zu sagen.

Im Schatten des Mondes (I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt