59. Ein Augenblick

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"Thalia, hinter dir!", hörte ich Liam rufen, doch es war zu spät. Ich kam hart auf dem Boden auf, wurde durch das schwere Gewicht auf mir gegen die Erde gedrückt. Die Fahne landete durch die Luft wirbelnd außer Reichweite unter einem Baum.

"Hier geblieben, Schätzchen", meinte Antonio und ich keuchte unter der Last auf. Mit aller Kraft versuchte ich mich umzudrehen, ihn von mir zu drücken, doch das einzige wozu ich fähig war, war verzweifelt mit den Armen zu zappeln.

Aus den Augenwinkeln sah ich Liam, der mit einem der Unbekannten kämpfte.

"Ich glaube, so können wir noch eine Weile bleiben", plauderte Antonio weiter. "Das ist doch ganz schön, oder?"

Ich biss die Zähne zusammen. "Vergiss es, Süßer." Irgendwie schaffte ich es, Schwung zu holen und rollte herum, so dass ich ihn nun auf die Erde drückte.

"Schade", meinte er sichtlich enttäuscht. Durch sein immer noch provokantes Grinsen war ich sofort auf 180, doch ich stand langsam auf und ließ ihn dabei nicht aus den Augen.

Ich machte einen Schritt auf die Fahne zu, er verschränkte nur seine Arme hinter seinem Kopf und beobachtete mich interessiert.

Hinter mir ertönte ein Knurren.
Ohne mit der Wimper zu zucken zog ich gleichzeitig meine Beiden Dolche und drehte mich um.

Vor mir stand einer aus Autumn's Team, er war groß und hatte breite Schultern. Wage erinnerte ich mich an seinen Namen, den Alexandra erwähnt hatte, er hieß Cole. Auf seinen Lippen lag ein gefährliches Lächeln und ich ging in Kampfstellung.

Konzentrier dich!

Das hier war kein Spiel mehr.

Der Typ hatte ein schönes scharfes Schwert, und er war bereit, es einzusetzen.

Allerdings stand er zwischen mir und der Flagge, was mich leider daran hinderte, schreiend davonlaufen.

"Wenn du schön brav bist, passiert dir nichts", grinste der Typ. "Bleib nur an dieser Stelle stehen."

Wütend verengte ich meine Augen zu Schlitzen. "Ich bevorzuge die harte Variante", zischte ich und verstärkte den Griff um meine Messer.

Verdammt, wo war Liam jetzt schon wieder? Der Kerl vor mir sieht aus wie ein Schrank!

Mit einem lauten Knurren stürzte er sich auf mich, ich wich mit Mühe aus und kam leicht aus dem Gleichgewicht. Doch mein Gegner fing sich schnell und bevor ich reagieren konnte hatte er mir einen Schlag in die Margengrube verpasst.

Keuchend taumelte ich rückwärts und stolperte fast über einen Stein.

"Ist das alles, was du drauf hast?", höhnte er und ging nun wieder zum Angriff über.

Diesmal mit seinem Schwert.

In mir kam langsam wieder diese brennende Wut auf, sie griff mit ihren lodernden Fingern nach mir und ich spürte, wir der Schweiß meine Stirn runter rann.

Ich musste mich unter Kontrolle kriegen. Ich musste einfach.

Blitzschnell riss ich beide Dolche hoch und Metall schlug gegen Metall. Das kreischende Geräusch klang in meinen Ohren, doch ich lächelte grimmig. In mir tobten die Flammen und zischten bei jeder meiner Bewegungen.

Das Gesicht meines Gegenübers war vor Anstrengung verzerrt, als er erneut zuschlug, doch ich beugte mich nach hinten und die Klinge sauste Millimeter an meinem Gesicht vorbei.

Ich schwang meine Messer und griff an, diesmal war es der Typ, der zurückwich. Einen Schlag nach dem anderen drängte ich ihn nach hinten, passierte, wich geschickt aus.

Im Schatten des Mondes (I)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt