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"Du wirst mich hassen."
Ich zucke die Achseln. "Das werden wir dann ja sehen."
Ich beisse mir auf die Lippen als er anfängt zu reden.
"Als ich dir gesagt habe, dass ich nichts mehr mit dieser kriminellen Sache zu tun habe, habe ich dich angelogen."
Er schaut in mein Gesicht, um meine Reaktion zu sehen. Doch noch will ich nichts sagen.
"Ich bin in diese Sache verwickelt. Tief. Wenn man da mal drinnen ist, kommt man nicht mehr raus, Tini.-"
Er will weiterreden, doch dann spreche ich.
"Du willst mir sagen... Du verletzt und tötest Menschen? Du besitzt wohl ziemlich viele Waffen und Messer, nicht? Wenn du mal eine Weile nicht zuhause warst, warst du mit den Jungs einen Auftrag erledigen? Du.."
Ich blinzle meine Tränen weg, bevor ich weiterrede.
"Du willst mir sagen, ein Idiot hätte dich einfach so töten können und mich hättest du einfach alleine gelassen? Ich hätte gedacht, dass du keine Schuld hattest. Dabei wärst du Idiot selbst daran schuld. Ist es das was du mir damit sagen willst, Jorge?"
Er seufzt. "Es ist nur.."
"Nein, Jorge! Ist es das was du mir mit dem sagen willst?!"
Er nickt. "Ja."
Ich nicke und schlucke schwer.
"Geh bitte."
Er schüttelt energisch den Kopf. "Warum sollte ich gehen? Wir sind noch nicht fertig, Tini."
Ich schaue ihn wütend an. "Die Besuchszeiten sind sowieso gleich vorbei. Ich will im Moment nicht mit dir reden. Verschwinde!" Ich halte mich mit der Stimme zurück, da ich immer noch schwach bin.
"Wer sagt denn, dass die Besuchszeiten vorbei sind, Tini?"
Ich überlege mir gerade verzweifelt eine Antwort, als eine Stimme von der Tür erklingt.
"Ich. Ich muss Sie bitten zu gehen, Mr Blanco."
Überrascht und dankbar schaue ich zu Patrick.
Jorge sieht ihn wütend an.
"Wir sehen uns", sage ich leise hinterher.
Als er weg ist, kontrolliert Patrick meine Werte.
"Was ist los zwischen euch?", fragt er.
"Sie haben bestimmt gelauscht", sage ich, als er mein Shirt hochzieht und sich meine Wunde ansieht.
"Erwischt", lacht er.
Ich seufze. "Ich werde ihm nicht lange böse sein."
Er fängt an meinen Bauch abzutasten. "Sag wenn es weh tut. Naja. Das ist normal wenn man sich liebt. Du bist wütend, dass er dich angelogen hat. Dass er dir nicht vertraut hat. Die Lüge selber interessiert dich eigentlich gar nicht."
Er tastet unter meine Wunde. Das heisst oberhalb der Bikini-Zone. Ich soge scharf die Luft ein.
"Oh, tut mir leid. Hab ich dir weh getan?"
"Ich.. Eh.. Nein, machen Sie weiter. Ich fürchte Sie haben recht. Ich weiss nicht was ich tun soll. Ich liebe ihn. Dass er mir nicht vertraut hat, verletzt mich. Aber was soll ich nun tun?"
Er schreibt sich was auf und wendet sich wieder an meinen Bauch.
"Du hast die Antwort eigentlich schon. Nimm dir die Zeit um dir das zu überlegen. Du wirst noch eine Weile hier bleiben müssen. Nimm dir die Zeit. Alleine und ungestört. Du bist jung, Martina. Werde dir darüber klar was du willst. Das ist nicht einfach in deinem Alter."
Dann runzelt er die Stirn.
"Darf ich nochmal an die Stelle? Wenn dir was wehtut, muss ich mir das genauer ansehen."
Seine Hände wandern wieder an die Stelle. Ich spanne mich ein wenig an, als er zudrückt.
"Tut es fest weh? Ich kann nichts spüren.."
Ich schüttle den Kopf. "Patrick. Es tut mir nicht weh. Es ist nur so.. Sie tasten mit Ihren Händen an dieser Stelle auf meiner nackten Haut. Ich bin ein wenig empfindlich."
Er formt mit seinem Mund ein 'aha'. Dann nimmt er seine Hände weg und grinst. "Tut mir leid."
Er setzt sich aufs Bett.
"Die Wunde verheilt gut. Weisst du eigentlich, dass ich mit Patienten nichts anfangen darf?"
Ich lache.
"Ja. Ich hatte keine Absichten. Ausserdem liebe ich Jorge und Sie Ihre Frau."
Er nickt.
"Verzeih ihm, Martina. Du musst nicht seine Entscheidungen akzeptieren. Aber verzeihen sollst du ihm."
Ich kaue mir verzweifelt auf den Daumen.
"Sie haben recht."
Patrick seufzt und steht auf. "Ruf ihn an. Wir sehen uns."
Er dreht sich einfach um und geht. Ich nehme mein Handy und tippe auf Jorge.
Soll ich?

Jortini - Der beste Freund meines BrudersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt