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Und nun ist auch Patrick verschwunden. Alles um mich ist weiss. Ich schliesse meine Augen und als ich sie wieder öffne, sehe ich verschwommen.
"Darf ich kurz?", höre ich eine Stimme sagen.
Ich schaue zu dieser Person. Ich blinzle immer wieder um klar zu sehen.
Ich spüre wie mir jemand in die Augen leuchtet.
"Können Sie mir sagen, wie Sie heissen?"
Meine Sicht wird klar und ich sehe Patrick?
"Martina Stoessel", sage ich schwach.
"Wissen Sie was passiert ist?", fragt er mich dann. Ich schüttle langsam den Kopf.
"Sie und Ihr Bruder hatten einen Autounfall. Ich musste Sie am Hirn operieren. Ihrem Bruder geht es soweit gut, er ist in einem Krankenzimmer. Sie waren ein paar Tage im Koma. Können Sie mir sagen wie alt Sie sind?"
"19."
Er nickt und schreibt sich ein paar Dinge auf.
Ich schaue auf meine rechte Seite und entdecke Jorge.
"Hey", sagt er und setzt sich auf das Bett. "Ich weiss nicht ob du mich erkennst, aber ich bin es, Jorge. Rugge hat dich vom Flughafen abgeholt und ihr hattet einen schweren Unfall. Gehts dir gut?", fragt er besorgt.
Ich nicke. "Geht schon, danke."
Ich drehe mich zu Patrick.
"Patrick... Eh ich meine Dr. Dempsey, kann es sein, dass man im Koma träumt?"
Er schaut mich verwirrt an.
"Woher kennen Sie meinen Vornamen? Und ja, das kommt durchaus vor. Kennen Sie deswegen meinen Namen?"
Langsam nicke ich.
Patrick lacht und zwinkert. Er steht auf und schreibt weiter in meine Akte.
Dann schaue ich zu Jorge.
"Sollte ich Rugge bescheid sagen?"
Ich nicke. "Okay", flüstere ich.

Und so ist es also.
Patrick Dempsey ist ganz einfach mein Arzt.
Und Jorge - Jorge ist der beste Freund meines Bruders.
Und was habe ich aus diesem Traum gelernt? Mich nicht auf ihn einzulassen. Beste Freunde zu werden.
"Kann ich dir noch irgendwas bringen?", fragt mich Patrick. Ich schüttle den Kopf.
"Nein, danke. Ich könnte Ihnen aber erzählen welche Rolle Sie in meinem Traum hatten, wenn Sie wollen."
Er lacht und setzt sich zu mir. "Das würde mich wirklich interessieren", lächelt er.
Also fange ich an zu erzählen.

So endet das Ganze wohl. Wie es weiter geht? Keine Ahnung. Ich sollte zuerst dafür sorgen, dass ich gesund werde.
Jorge scheint nett zu sein. Nicht so asozial wie in meinem Traum. Und trotzdem hindert mich mein Traum daran, etwas mit ihm anzufangen.
Aber, man weiss nie.
Vielleicht werde ich mich verlieben. Daran kann man auch nichts ändern.
Aber wisst ihr noch was ich gesagt habe?
Nicht jede Geschichte hat ein Happy-End. Es geht um die Geschichte. Und das ist so. Das wird mir nun immer mehr bewusst.
Ich sehe Jorge als Rugges besten Freund. Und das ist irgendwie gut so.

"Gehts dir gut, Martina?", fragt mich Patrick besorgt, worauf auch Jorge mich besorgt anguckt.
"Naja. Seit ich aufgewacht bin geht es mir so, warum?"
Patrick untersucht mich kurz. Erst jetzt bemerke ich, dass ich schwitze und meine Brust schmerzt. Tatsächlich sehe ich nicht mehr gut. Warum fiel mir das nicht auf? Befand ich das als normal, da ich so aufgewacht bin?
"Ich glaube, du hast gerade einen Herzinfarkt. Ich brauche sofort Hilfe hier!", ruft er. "Martina, wir müssen in den OP. Du musst kämpfen, okay?"
"Was passiert hier?", fragt Jorge und hält fest meine Hand.
Mir wird schwindelig, worauf ich meine Augen schliesse.
Die Stimmen um mich herum werden leise.
Ich spüre nur wie mich Patrick auch an der Hand packt.
"Meistens ist es zu spät bei Frauen. Halte durch, Tini."
Doch ich möchte einschlafen. Ich kann nicht kämpfen. Ich habe schon genug gekämpft.
"Halte durch, Tini", sagt Jorge.
Ich würde gerne weiterleben. Ich habe mehr zu sagen. Doch ich kann nicht.
Ich höre nur noch meinen Herzschlag der langsamer wird. Und immer langsamer. Bis ich meinen letzten Atemzug mache und mein Herz aufhört zu schlagen.
Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich nicht mehr kämpfen konnte.
Ich habe es versucht.
Es tut mir leid.

The End

Jortini - Der beste Freund meines BrudersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt