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"Heute - nach 8 Jahren - kommt der Mörder Jorge Blanco aus dem Gefängnis. Viele freuen sich nicht darüber, während es anderen ega-"
Ich schalte den Fernseher aus.
Ich atme tief ein und aus. Ich weiss nicht ob ich bereit dafür bin. Ich spüre einen Arm von hinten.
"Bist du sicher, dass ich nicht mitkommen muss?", fragt Patrick. Ich umschliesse seine Hände mit meinen.
"Nein. Ich muss da selbst durch."
Ich drehe mich zu ihm.
"Na geh schon", lächle ich. "Unsere Patientin braucht dich."
"Unsere Patientin braucht auch dich", lächelt er zurück.
"Ich komme sobald ich kann."
Er nickt verständlich. Er küsst mich zärtlich und nimmt seine Jacke.
Als er weg ist, nehme auch ich meine Jacke. Denn die Jungs sind anscheinend hier.
Wortlos steige ich ins Auto und wir begrüssen uns knapp.
"Bist du bereit, Tini?", fragt mich Bruce.
"Nein. Seid ihr es?"
"Nop", höre ich im Chor.
Wenn ich daran denke, dass er schon dreiunddreissig Jahre alt ist..
Nach gefühlten Stunden kommen wir beim Gefängnis an. Wir gehen zur Hintertür, wo Jorge rauskommen soll.
Ich stehe etwa zehn Meter von der Tür und die Jungs stehen noch etwas weiter hinter mir.
Wenige Minuten später höre ich die Tür, die aufgeht.
Und dann kommt Jorge raus.
Man sieht ihm ein klein wenig sein 'Alter' an. Er hat trainiert. Sehr. Er scheint selbtsicherer zu sein. Zudem sehe ich ein Tattoo, was ich von hier nicht erkennen kann.
Doch als er seine Sonnenbrille abnimmt und seine braun-grünen Augen zu meinen wandern, merke ich, dass er immer noch die Person ist, in die ich mich damals verliebt hatte.
Er kommt die paar Schritte zu mir und nun stehen wir uns gegenüber.
Mir brennen die Augen.
Als ich die Stille nicht mehr aushalte, umarme ich ihn fest. Erleichtert seufzt er und drückt mich fest an sich.
Es waren acht Jahre verdammt!
Acht Jahre habe ich Jorge nicht gesehen! Ich drücke ihn noch fester an mich, während mir Tränen runterfliessen.
"Nicht weinen", flüstert er. Und seine Stimme ist immer noch dieselbe.
Wir lösen uns voneinander. Er hebt mein Kinn an und kommt meinem Gesicht näher. Gerade als sich unsere Lippen berühren sollten, schubse ich ihn leicht weg von mir.
Bevor er fragen kann, kommt John. Sie begrüssen sich brüderlich, während John mir zuzwinkert und ich ihn dankbar anlächle.
Nachdem sich alle begrüsst haben, steigen wir ins Auto.
"Bruce kannst du mich zur Arbeit bringen?"
"Klar, Tini."
Jorge der neben mir sitzt, fragt nun: "Warum hast du mich nicht geküsst?"
"Ich wollte und konnte nicht."
Eine Weile bleibt es still.
Gerade beim Krankenhaus angekommen fragt er wieder: "Warum?"
"Jorge, es sind acht Jahre vorbei. Denkst du nicht, dass sich in dieser Zeit einiges ändern kann?"
Ich steige aus und ignoriere seinen Blick hinter mir.

Jorge
"Was hat sich verändert?", frage ich die Jungs im Auto. "Was meint sie? Was habe ich verpasst?"
Ein Lachen durchfährt Bruces Kehle. "Viel, Blanco, viel."
"Was?", fauche ich.
"Sie hat ihr Studium abgebrochen und sich der Medizin gewendet. Nun ist sie im zweiten Assistenzarztjahr in diesem Krankenhaus."
Er deutet hinter sich.
Ich sehe in den Gesichtern der Jungs, dass sie nicht alles erzählt haben.
"Was noch?"
John fängt an zu sprechen.
"Sie ist seit sieben Jahren mit Patrick - Dr Dempsey zusammen."

Jortini - Der beste Freund meines BrudersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt