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"Jorge", flüstere ich leise in das Handy. "Ja?"
"Wo bist du?"
"In der Cafeteria. Wusstest du, dass es hier sensationelle Muffins gibt? Die sind göttlich."
Ich kann mir vorstellen wie er in den Muffin beisst. Bei diesem Gedanken lächle ich.
"Ich dachte, du bist nachhause gegangen."
Es bleibt still. "Du kennst mich doch, Martu. Nur weil du wütend auf mich bist, lasse ich dich nicht alleine im Krankenhaus. Willst du auch einen Muffin?"
Ich lache leise.
"Nein, danke."
"Okay, du verpasst was. Kann ich etwas für dich tun? Gehts dir nicht gut?"
Ich atme lächelnd aus.
"Nein, ist schon okay. Ich sollte wohl ein bisschen schlafen", flüstere ich.
"Schlaf gut, Engel. Ich werde da sein, wenn du aufwachst."
Ich lege auf und lege das Handy weg. Dann fallen meine Augen zu und ich schlafe augenblicklich ein.

Jorge
Nun sitze ich da und sehe Tini beim Schlafen zu. Seufzend nehme ich ihre Hand. Sie sieht müde aus. Aber nicht nur wegen der Operation. Ich ermüde sie. Wir ermüden einander.
"Wie lange schläft sie schon?", fragt eine leise Stimme. Ich gucke kurz auf, als Dr Dempsey eintritt und ihre Krankenakte in die Hand nimmt.
"Ich glaube 1-2 Stunden", antworte ich und entferne meine Hand von Tinis.
Dr Dempsey hat es anscheinend gemerkt und fragt: "Ist was? Sie sehen so niedergeschlagen aus."
Eine Weile sage ich nichts.
"Ich weiss nicht, ob sie das alles will", flüstere ich.
"Was meinen Sie?"
Er steht gegenüber vom Bett und sieht mich fragend an.
"Ich glaube sie ist nicht soweit für eine feste Beziehung. Sie macht das zum ersten Mal. Ich bringe sie immer in Schwierigkeiten."
"Wenn Sie denken, dass das mit der Operation Ihre Schuld ist, stimmt das nicht. Das wäre auch ohne Sie passiert", sagt er leise.
Ich schüttle den Kopf.
"Das meine ich nicht. Wegen mir hat sie zu viel Drama im Leben. Sie hat..." Ich schlucke schwer. "Sie hat ihre Eltern verloren. Sie denkt ich war ihre Rettung in Not, aber das stimmt nicht. Wegen mir kann sie sich nicht auf die Schule konzentrieren. Ich glaube einfach, dass sie noch nicht soweit ist."
Er setzt sich hin.
"Ich weiss, was Sie meinen. Aber Sie wissen doch, dass sie Sie liebt, Mr Blanco?"
Ich nicke.
"Ich liebe sie auch, über alles. Ich würde sagen, dass sie die Liebe meines Lebens ist. Aber ich möchte, dass sie ihre Schule ruhig beenden kann. Dass wir nicht die ganze Zeit streiten. Dass sie nicht in Gefahr ist", flüstere ich zuletzt und denke an Ryan.
"Sie möchten siee verlassen?"
"Ja. Ich werde mit ihr reden. Sie wird traurig sein. Aber wüssten Sie, wie es in den letzten Monaten zwischen uns war, würden Sie mich verstehen."
Dr Dempsey sieht zu Tini und dann zu mir. "Ich verstehe Sie. Was ist wenn sie lange trauert?"
"Es wird sich nicht viel ändern. Wir werden nur kein Paar mehr sein. Es ist nur zu ihrem Besten. Tief im Innern weiss sie, dass sie nicht bereit ist. Sie würde es auch zugeben. Was ich will, will sie nicht."
"Werden Sie warten?"
Ich sage ohne zu zögern: "Na klar. Aber was ist, wenn ich eine Frau kennenlerne, die mir das gibt, was ich von Martina will?"
Er nickt verständnisvoll.
Ich stehe auf und wende mich zum Gehen.
"Können Sie ihr sagen, dass ich hier war? Ich werde nochmal kommen um mit ihr zu reden."
Er steht auf.
"Das werde ich machen."
"Danke", flüstere ich noch, schaue ein letztes Mal zu Tini und gehe aus dem Krankenhaus.

Jortini - Der beste Freund meines BrudersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt