[Youtubevideo nicht vergessen währenddessen laufen zu lassen]
Ehe der Schuss in der Dunkelheit verklingen konnte, war ein zweiter Schuss zu hören. Blut spritzte und der vermummte Mann wurde nach hinten geschleudert, wo er regungslos liegen blieb. Doch mein Blick galt nur dem Mädchen mir den blonden Haaren, das dort auf dem dunklen Asphalt lag. In meiner zittrigen Hand hielt ich die Waffe, die den Mann gerade erschossen hatte. Ich war unfähig zu denken. Irgendwie stolperte ich auf Roxy zu. Ihre Augen waren vor Schreck weiter aufgerissen und ihre blonden Haare hatten sich fast schon strahlenförmig um ihren Kopf herum gelegt. Blut durchtränkte einzelnen Strähnen und bildete bereits eine Pfütze auf dem Boden. Ich öffnete meinen Mund als würde ich schreien wollen, doch kein Ton kam mir über die Lippen. Er fühlte sich an als würde ich selbst die Kugel durch meinen Kopf fahren fühlen. Völlig versteinert sackte ich neben ihr zu Boden. Ich spürte nicht mal mehr den Schmerz, als ich mich fallen ließ und unsanft auf den Knien landete. Mit zittrigen Armen tastete ich mich nach vorne und versuchte die Blutung zu stoppen. Mit bloßen Händen versuchte ich das Blut dran zu hindern immer weiter zu fließen. Das konnte nicht wahr sein. Das durfte nicht wahr sein. Es konnte einfach nicht wahr sein. Das alles hier musste ein Traum sein. Ich musste einen Krankenwagen rufen und Roxy ins Krankenhaus bringen. Vielleicht würde sie überleben. Viele Menschen überlebten Schussverletzungen. Ich musste nur schnell an ein Telefon kommen oder an ein Handy. Hier musste es doch auch einen Notruf geben. Ich würde Roxy noch retten können, irgendwie würde das gehen. Hoffentlich hatte sie nicht bereits Schäden am Gehirn davongetragen. Meine Hände waren blutbeschmiert, während ich noch immer versuchte die Blutung zu stoppen, doch das Blut bahnte sich seinen Weg an meinen zitternden Fingern vorbei. Tief im Inneren breitete sich die grausame Vorahnung aus nichts mehr tun zu können, aber es war einfach so bequem in meiner kleinen Seifenblase. Roxy würde wieder gesund werden. Ich musste nur die Blutung stoppen und sie ins Krankenhaus bringen. Dann würden wir wieder zusammen kochen oder shoppen gehen. Sie würde wie jeden Morgen mit einem Lächeln im Gesicht ins Büro kommen und einen Coffee to go auf den Tisch stellen und dann darüber schimpften, dass die U-Bahn heute fürchterlich voll gewesen wäre, da wieder kein Taxi halten musste. Doch damit alles wieder so werden würde musste ich diese Blutung stoppen. Wenn ich wenigstens einen Verband oder auch nur ein Taschentuch hätte. Wie durch einen Nebel nahm ich Geräusche hinter mir wahr. "Megan!" hörte ich jemanden rufen. Doch das war mir egal. Ich musste Roxy helfen. Es gab noch Hoffnung. Es musste noch Hoffnung geben. Es konnte gar nicht anders sein. Die Blutung ließ sich einfach nicht stoppen. Das Blut war mittlerweile überall. Auf meinem Händen und Armen, in Roxys Gesicht, auf ihrer Kleidung, auf dem Boden. Jemand fasste mich an den Schultern, doch ich reagierte nicht, sondern tastete weiter mit zitternden Fingern an dem mittlerweile blutgetränktem Haaren herum um das Blut am austreten zu hindern. "Sie ist tot, Megan. Du kannst nichts mehr tun." Und da zerplatzte die Seifenblase. Langsam nahm ich meine Hände von Roxys Kopf. Mir wurde schwindelig und schlecht zugleich. Leere herrschte in meinem Kopf bis eine Welle an Gedanken über mich hereinbrach. Ich starrte auf den leblosen Körper vor mir. Es war zu spät. Es war meine Schuld. Es war vorbei. Roxy war tot. Ich hatte zugelassen, dass sie starb. Ich war nicht schnell genug gewesen. Es war meine Schuld. Meinen Blick konnte ich allerdings nicht von ihren blonden, zerzausten Haare wenden. Langsam hob ich meine blutverschmierte Hand und legte sie mir in an die Stirn. Ich hatte das Gefühl, ich müsste meinen Kopf stützen. Tränen liefen mir die Wangen hinunter und meine Lippen bebten während ich auf Roxys Gesicht starrte. Mittlerweile hatte sich das Blut über ihr ganzes Gesicht verteilt. Immer mehr Blut sickerte auf den Boden und bildete dort bereits eine immer größer werdende Pfütze. Ich war unfähig zu handeln. Unfähig irgendetwas zu tun, als einfach nur da zu sitzen und meinen Blick auf das Blutbad vor mir zu werfen. "Megan?" fragte mich die Person, die noch immer meine Schultern sanft umfasst hatte und mich nun mit einem leichten Rütteln versuchte in die Realität zurückzubringen. Ich sah langsam auf und sah Aidens besorgtes Gesicht vor mir. Ich konnte nicht sprechen, nicht mal schreien oder schluchzen. Stattdessen flossen mir die Tränen weiter unaufhörlich über die Wangen. Mittlerweile waren mehr Menschen gekommen. Der Lärm von Männern, die Befehle schrien, das Geräusch der Sirenen in dieser grausamen Nacht und die Scheinwerfer des Helikopters, der über mich kreiste. Männer mit Schutzkleidung auf denen in dicken weißen Buchstaben "SWAT" geschrieben war, rannten mittlerweile überall umher. Eine Person ging neben Roxys leblosem Körper auf dem Boden. Es war Matt. Er schlug sich die Hand vor den Mund und ein gedämpftes Schluchzen war zu hören. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und voller Trauer. "Du musst mitkommen." hörte ich wieder die Stimme, die von irgendwoher an mich heran drang. Ich konnte nichts tun, ich fühlte mich als wäre ich versteinert aber trotzdem als würde ich gleichzeitig innerlich zerrissen werden. Es war, als würde ich buchstäblich erdolcht werden. Ein immer heftiger werdender Schmerz zerriss mir die Brust, doch gleichzeitig war ich gelähmt , als könnte ich mich nie wieder bewegen, nie wieder von hier weggehen. Ich merkte, wie ich langsam auf die Beine gezogen wurde. Jede Bewegung fühlte sich komisch, falsch an. Ich wollte, ich konnte nicht von hier weggehen. Mein Arm wurde nach oben gezogen und um einen Hals gelegt während mich ein Arm stütze sodass ich langsam auf die Beine gezogen wurde. Alles was ich tun konnte war auf den Körper am Boden zu starren. Und das Blut. Auf Roxy. Immer mehr Tränen bahnten sich ihren Weg aus meinen Augen, während ich mich vom Geschehen wegziehen ließ. Ich wollte Aiden sagen, dass er mich loslassen sollte, dass er mich hier lassen musste, aber kein Wort kam über meine Lippen. Ich war einen letzten Blick auf meine beste Freundin, die dort in ihrem eigenen Blut lag bevor ich die Augen schloss und mich dankend von der Dunkelheit umgab. Doch die Bilder, die Schuld verschwand nicht.
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So, die Hälfte von euch hasst mich jetzt vermutlich... aber das nehme ich jetzt mal billigend in Kauf. Ich weiß nicht sonderlich lustiges Kapitel heute, aber am Dienstag geht's weiter. Keine Ahnung ob ich das jetzt eher gut oder eher katastrophal geschrieben habe, lasst mir deshalb gerne eure Meinung da. Und seid nicht ganz so böse mit mir. :)
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Another Identity
Acción[Teil 2] Während dem letzten Jahr wusste ich noch was gut und was böse, was recht und was schlecht war. Heute ist das nicht mehr so. Manchmal muss einem vor Augen geführt werden, dass das Gute genauso Böse wie das eigentliche Böse sein kann. Wenn...