Ich versuchte den Schmerz zu verdrängen. Immerhin musste ich morgen erstmal in das Hauptquartier der SSO und so richtig Dampf machen. Mit Warren ein ernstes Wörtchen reden, Liz und Matt endlich wieder sehen und Taylor meine Meinung geigen. Ich versuchte mir die letzten Tränen aus dem Augen zu wischen.
Ich durfte nicht an Will denken. Auf keinen Fall. Das würde mich noch ruinieren.
Vor allem bei dem, was ich morgen vorhatte. Es änderte ja doch nichts, er war weg und nichts würde ihn zurückbringen.
Eine weitere Träne stahl sich aus meinem Augenwinkel, die ich wütend wegwischte. Seit wann war ich eigentlich so verweichlicht?
Ich sollte meine Gedanken auf Taylor richten, heulen konnte ich später auch noch. Doch schon beim Gedanken an Taylor wurde mir übel. Ich lobte mich selbst dafür, daran zu denken, doch spätestens wenn ich im Bett lag würde ich wieder nur an ihn denken können.
Das Taxi hielt und ich bezahlte mit dem letzten Geld, dass ich dabei hatte und glücklicherweise noch in der Tasche gefunden hatte. Ich stieg aus.
Die kalte New Yorker Luft stieß mir entgegen. Ich war wieder in New York. Auch wenn ich vor meinem kleinen Ausflug alles andere als glücklich war fühlte es sich doch wie mein zuhause an. Ich sog die Luft ein, die nach Abgasen roch und schloss die Augen.
Die Autos schossen an mir vorbei, begleitet vom Hupen ungeduldiger Autofahrer und der Geruch von Hot Dogs stieg mir in die Nase, der vermutlich von einem Street Food Imbiss herüberwehte. Irgendwo in der Ferne hörte ich das Heulen eines Krankenwagen.
Ich war zuhause und es fühlte sich verdammt gut an.
Mit letzter Kraft schloss ich meine Wohnung auf. Sie war genauso wie ich sie verlassen hatte als ich zum Flughafen gefahren war um nach Riad zu reisen.
Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, dass das alles passiert war, doch es war gerade mal einen Monat her.
Fast schon liebevoll betrachtete ich die Unordnung meiner Wohnung.
Und mit einem Mal war ich müde. Nicht nur vom Flug und den Anstrengungen. Alle Erinnerungen und Dinge die passiert waren erschlugen mich mit einem Mal, als ich meine hastig verlassene Wohnung betrachtete. Ich schaffte es nicht einmal mehr ins Badezimmer sondern stolperte sofort ins Bett.
Doch schlafen konnte ich natürlich nicht. Meine Gedanken waren bei Will. Ich stellte mir vor wie er im Flugzeug saß. Seinen Kopf mit den dunklen Haaren hatte er an das Fenster gelegt und starrte auf New York, dass unter ihm davon zog. Ich seufzte und schloss die Augen, in der Hoffnung bald Ruhe zu finden.
Irgendwann war ich doch eingeschlafen, denn am nächsten Tag erwachte ich aus einem tiefen Schlaf.
Ich sah auf die Uhr. Es war bereits Nachmittag. Ich hatte wohl wirklich Schlaf gebraucht. Seufzend richtete ich mich auf und strich mir übers Gesicht. Mein Schlaf war geplagt von Träumen über Verfolger, Will und Roxy. Noch immer etwas müde stand ich auf und machte mich fertig. Völlig überfordert stand ich vor meinem Makeup im Badezimmer.
Es war schon Ewigkeiten her, dass ich eines dieser Produkte verwendet hatte. Das Endergebnis war aber zufrieden stellend. Ich betrachtete meine Klamotten. Irgendwie schätzte ich meine Dinge mehr, seit ich im Regenwald gewesen war, wo ich wirklich fast gar nichts gehabt hatte und den Überfluss an Blusen, Etuikleidern und hochhackigen Schuhen wusste ich auch mehr zu schätzen.
Ich nahm eine enge Jeans mit einem Blazer und einem Top heraus weil ich zu mehr modischem Feinsinn auch nicht fähig war.
Ich beschloss die U-Bahn zu nehmen. Im Flugzeug nach New York hatte ich mir bereits ausgemalt, wie komisch es für mich sein würde, wieder in New York zu sein, mit der U-Bahn zu fahren oder einen Hot-Dog zu essen.
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Another Identity
Ação[Teil 2] Während dem letzten Jahr wusste ich noch was gut und was böse, was recht und was schlecht war. Heute ist das nicht mehr so. Manchmal muss einem vor Augen geführt werden, dass das Gute genauso Böse wie das eigentliche Böse sein kann. Wenn...