Chapter 19

2.5K 162 11
                                    

Es war auf keinen Fall so, dass ich dick war aber dieses Fenster war wirklich extrem schmal. Ich öffnete es so geräuschlos wie möglich. "William Crownwell! Würdest du bitte von der Tür weggehen und mich durchlassen?!" hörte ich seine Mutter schimpfen, ihr entrüsteter Tonfall würde mich in den Wahnsinn treiben. Ich schob meine Beine aus dem Fenster und schob mich langsam hindurch. Es war verdammt eng. Ich zog den Bauch ein und hielt die Luft ein und quetschte mich durch. Etwas unsanft landete ich draußen auf dem Boden. "William!" hörte ich die Frau drinnen herumschreien und wenige Sekunden später hörte ich wie die Tür aufgerissen wurde. Ich rappelte mich auf und lehnte mich gegen die Wand des Hauses. Meine Tasche war noch da drinnen! "William! Ich habe dir schon tausend Mal gesagt, dass du das Fenster nicht öffnen sollst!" hörte ich seine Mutter wieder herum rufen. "Das habe ich wohl vergessen." antwortete er und ich meinte ein leichtes Schmunzeln an seinem Tonfall herauszuhören. Mein Arm war ziemlich übel aufgeschürft aber ich ignorierte es und huschte an der Hauswand entlang. Ich sah durch das kleine Fenster und erkannte Will, der noch immer vor der Speisekammer stand. Leise winkte ich, sodass er zu mir rüber sah. Stumm formte ich mit dem Mund das Wort "Tasche" und er nickte wissend. Ich rannte vor zum Auto und ließ mich zwischen Auto und Hauswand nieder. Ich seufzte. Das war knapp. Es dauerte etwas bis Will aus dem Haus kam, in der Hand meine Tasche. Ich stand auf und winkte ihn zu mir hinüber. "Das war knapp." sagte er und ich pflichtete ihm nickend bei. Sanft umfasste er meinen Arm und hob ihn leicht an. "Verdammt du blutest ja." meinte er und ich zuckte nur mit den Schultern. Plötzlich hörte ich wie eine Tür geöffnet und wieder zugeschlagen wurde. "William! Ich habe dir doch gesagt, dass du mich daran erinnern sollst zum Postamt zu fahren!" Ich sprang hinter das Auto und kauerte mich auf den Boden. Will schleuderte meine Tasche unter das Auto ehe urplötzlich seine Mutter die Haustür aufriss. "Tut mir leid, habe ich nicht mitbekommen. "Argh. Pass auf es steht schon Wasser am Herd. Ich bin in einer halben Stunde zurück." rief sie. "Weißt du, wenn du einmal dein Hirn benutzen könntest, wäre das hier alles einfacher." In der Hand hielt sie ebenfalls einen Umhang den sie sich anzog und dann die Straße entlang ging. Ich wartete bis sie verschwunden war, dann trat ich heraus. "Komm doch noch schnell mit rein, dann kann ich die Wunde versorgen." Ich lachte auf. "Das ist wirklich nicht nötig. Sowas passiert mir fast jeden Tag." "Trotzdem." Ich ließ mich also dazu breitschlagen nochmal mit ihm ins Haus zu gehen. Er zeigte auf die Couch. "Warte hier, ich hole nur schnell unseren Verbandskoffer." "Ein Pflaster reicht aus." rief ich ihm noch hinterher. Kurze Zeit später kam Will mit einem Kasten die Treppe runter. Wortlos setzte er sich neben mich und legte meinen Arm auf seinen Schoß. Er wischte die Wunde mit einem feuchten Tuch ab, legte dann ein Stück Stoff drauf und umwickelte alles mit einem weißen Verband. Dabei nahm sein Gesicht einen angestrengten und konzentrierten Ausdruck an. "Fertig." meinte er nach einer Weile und grinste als er sein Meisterwerk betrachtete. Ich verbot mir jetzt einen Kommentar von mir zu geben.  Kurz sahen wir uns einfach nur an. "Ich bin so froh, dass du hier bist." sagte er dann und ich nickte. "Ich auch. Aber ich denke ich muss jetzt gehen." antwortete ich etwas verlegen.  "Wann treffen wir uns wieder?" fragte Will hoffnungsvoll. Ich dachte daran, dass ich heute noch den Auftragsmord zu erledigen hatte. Immer wenn ich mit Will zusammen war, vergaß ich für einen Moment wer ich war. Ich musste nicht daran denken, dass ich eine professionelle Kampfmaschine war, sondern konnte mich normal fühlen. Zumindest für ein paar Minuten. "Morgen bei mir im Hotel?" fragte ich und er nickte. "In welchem Hotel wohnst du denn?" fragte er. "Irgendwas mit Wala palace oder so" erwiderte ich nachdenklich. Gott war das peinlich. Nicht mal zu wissen in welchem Hotel man wohnt! Will lachte leise. "Du meinst das Al Waha Palace Hotel in Olaya? Das kenn ich. Soll ich morgen Mittag vorbeikommen?" Ich nickte. "Ich muss nach dem Essen sehen. Sonst wird meine Mutter wütend." sagte Will und verdrehte lächelnd die Augen. "Für mich hat die schon einen ziemlich wütenden Eindruck gemacht. " erwiderte ich lächelnd. "Ach das ist noch gar nichts." lachte Will und verdrehte die Augen. Irgendwie tat er mir leid. Wenn seine Mutter immer so war, würde ich hier nur ausgesprochen ungerne wohnen. Mir fiel auf, dass ich wohl jetzt gehen sollte, aber nur ein kleines Problem damit verbunden war. "Ähm, Will. Ich glaube ich finde den Weg nicht mehr zurück." lächelte ich verlegen. Echt peinlich. Eine Agentin mit absolut keinem Orientierungssinn. "Achso ja stimmt. Ich ruf dir gleich ein Taxi." sagte er und ich nickte. Er rief ein Taxiunternehmen an und rührte dann in dem Topf herum, während ich neben ihm auf der Arbeitsplatte saß. "Es riecht zumindest schon sehr gut." stellte ich fest. "Willst du probieren?" "Kann ich machen." Er holte einen kleinen Löffel aus einem Schubladen tauchte es in die Soße ein und hielt mir den Löffel hin. Wollte er mich füttern oder was? "Mund auf." grinste er und als ich meinen Mund zögerlich öffnete schmierte er mir die Soße über den ganzen Mund. "Dein Ernst?" lachte ich und wischte mir das Essen mit einem Tuch vom Mund, das Will mir lachend hinhielt. Er hatte sich mittlerweile grinsend dem Essen zugewandt. "Schmeckt sehr gut." meinte ich lächelnd. "Ich habe nichts anderes erwartet." zwinkerte er mir zu. Einige Minuten später hörte ich draußen ein Hupen. "Ich glaube dein Taxi ist da." Ich kletterte von der Arbeitsplatte und griff mir meine Tasche. Ich wollte schon in Richtung Tür gehen, doch Will hielt mich zurück. Verwirrt sah ich hin an. Er hob seine Hand und zog an meinem Kopftuch herum, dass sich wohl verschoben haben musste. "Jetzt passt es." lächelte er. "Genug Geld hast du?" meinte er und ich nickte. "Ich kann leider nicht mit nach draußen, du weißt schon-" "Achso verstehe. Wir sehen uns morgen?" "Genau." Er umarmte mich kurz und öffnete mir dann die Tür. Es tat gut zu wissen, dass es auch noch gute und aufrichtige Menschen in dieser Welt gab, dachte ich als ich das Haus verließ und in das Taxi stieg. Bei meinem Beruf vergaß man viel zu oft, dass Menschen nicht nur machtgierige, gewalttätige Kreaturen waren, die aus über zwei Millionen Jahren Evolution hervorgegangen waren. Ich lächelte bei dem Gedanken, Will morgen wieder zu sehen. Ich fühlte mich so sonderbar erleichtert, als wäre eine schwere Last von mir abgefallen und als könnte mir das Böse dieser Welt für einige Stunden nichts mehr anhaben. Doch  viel zu schnell kreisten meine Gedanken wieder um den Mord, den ich heute Abend noch zu begehen hatte. Jemanden zu ermorden war immer etwas was mich zutiefst beunruhigte und wovor ich gehörigen Respekt hatte. Aber damit musste ich nun einmal leben. Der Botschafter war ein schlechter Mensch, der durch seine illegalen Geschäfte bereits für den Tod Hunderter gesorgt haben musste.

Es dauerte fast eine ganze Stunde bis ich zurückzum Hotel kam - ich musste doch weiter gegangen sein, als ich vermutet hatte.In meinem Zimmer zog ich zuerst den Schleier aus und legte mich dann mit meinemLaptop in das große Bett. Neben mir lag die Akte und ich begann zurecherchieren. Es sollte wie ein klassischer Einbruch aussehen. Folgendes Szenario:Ein Einbrecher - also ich - steigt auf der Suche nach Bargeld in das Haus ein,wird von Justin Mayfield überrascht, der daraufhin droht die Polizei anzurufenund dann bleibt dem Einbrecher nichts anderes übrig als den Diplomatenumzulegen. So ungefähr war der Grundablauf, jetzt machte ich mich daran, allesbis ins kleinste Detail zu planen. In dem Haus wohnten - neben Justin Mayfieldnoch zwei weitere Personen. Ein weiterer Diplomat, und zwei Angstellte. Ichhatte einen ungefähren Grundriss des Hauses, und soweit ich das hiernachvollziehen konnte wohnte das Personal unten und Mayfield und der andereBewohner des Hauses im ersten Stock irgendwo in der Nähe des Büros, in dem ichheute ja bereits gewesen war. Ich beschloss mir über die Haustür Zutritt zuverschaffen und nach oben zu schleichen, in Mayfields Schlafzimmer, dort würdeich so einen Lärm machen, dass meine Zielperson aufwachte und mich sah. Ja unddann - kam der unschöne Teil. Als Mordwaffe entschied ich mich für einen Dolch,den ich in meinem Koffer mitgeführt hatte. Nach dem Mord würde ich entwederüber die Hintertür oder über den Tunnel flüchten. Die Eingangstür bot einenweiteren Fluchtweg. Ich durfte nicht vergessen, Schmuck und Bargeldmitzunehmen, damit der Raubüberfall echt erschien. Der Plan stand nun undlangsam wurde ich nervös. Ich begann  unkontrolliertim Zimmer herumzutigern und desinfizierte zum bereits zehnten Mal den Dolch.Auftragsmord war mit einem Wort wirklich bescheuert. Ich meine, wieso hätte ichihn nicht einfach entführen und die USA fliegen lassen können. Aber nein, manmusste gleich Alles und Jeden ermorden. Wieder so eine nervige Angewohnheit derSSO. Auch wenn es erst 18:00 Uhr war, war die Sonne bereits untergegangen. Ichhielt es nichts mehr aus nur herumzusitzen und begann mich vorzubereiten.Ichhatte noch einen ziemlich Jetlag und wollte eigentlich nur schlafen. Um wiederrichtig wach zu werden nahm ich eine kurze, eiskalte Dusche und zog mir dannmeinen Anzug mit den dazu passend angefertigten Stiefeln. In meinen Gürtel steckteich das Messer, eine handliche Pistole und mein Handy - sollte ich mich malwieder verlaufen. Dann nahm ich den langen Schleier zur Hand. Kurz zögerte ich.Man würde mich so nicht erkennen könne, anderseits war so ein langesKleidungsstück nicht gerade für einen Einbruch geeignet und ich könnte Spurenhinterlassen. Ich betrachtete mich kurz im Spiegel. Der Anzug lag eng an meinemKörper an. Um meine Hüften befand sich ein Gürtel, an dem eine lederne Taschebefestigt war. Meine Schuhe waren schwarze Stiefel, die kurz unter dem Knienendeten. Meine Erscheinung wirkte schon etwas bedrohlich, weshalb ich denSchleier überzog und mir das Kopftuch um die Haare wickelte. Draußen war esdunkel, da konnte man eh nicht so viel erkenn und den Anzug musste ich tragen,da sie speziell dazu in der Lage waren keine oder so gut wie keine Spuren amEinsatzort zu hinterlassen. Ich zog mir zum Schluss noch schwarze Handschuhean, die verhindern sollten, dass meine Fingerabdrücke überall nachweisbar waren.Mit immer weiter schwindendem Mut verließ ich das Hotel.

------------

Ich hoffe euch geht's gut :) Mir gehts's gut und ich genieße noch die letzten Ferientage im Urlaub! Wann müsst ihr wieder in die Schule?

Ein bisschen mehr Feedback wäre aber wirklich schön. Also ein paar Erwartungen, Wünsche, Meinungen etc. :)

Über Kommentare & Votes würde ich mich freuen :)

Blog: thelittlediamonds.de // twitter: xAlinaDiamondx // Instagram: alina_littlediamonds

Another IdentityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt