Eine halbe Stunde später schlich ich bereits durchs Unterholz. Ich hatte nur das kleine Messer dabei. Bisher hatte ich noch kein Tier entdeckt. Wo zum Teufel waren die Viecher?
Gestern Nacht noch war der ganze Scheiß Wald voll damit gewesen und jetzt hatten sie sich offenbar alle verpisst. Toll.
Meine Laune war nebenbei bemerkt auf dem absoluten Tiefpunkt angelangt.
Kurz verharrte ich als ich ein Knacken hörte. Um mich herum erhoben sich majestätische Bäume und rauschten leicht in dem so gut wie nicht vorhandenen Wind. Es war überraschend laut hier.
Aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine Bewegung und sah mich sofort nach ihr um. Eine Schlange kroch am Stamm eines Baumes entlang. Schlangen hatten ja auch Fleisch, also konnten wir die vermutlich Essen. Etwas widerlich aber so wie es aussah, schien sich niemand darum zu bemühen, dass wir gefunden wurde also mussten wir uns selbst Essen beschaffen um endlich unseren Hunger zu stillen. Langsam pirschte ich mich an. Ich wusste nicht ob sie giftig war, aber ich wollte es nicht darauf ankommen lassen.
Mit einer schnellen Bewegung fixierte ich ihren Kopf und schlug ihn mit dem Messer ab. Der Kopf fiel zu Boden. Blut trat aus dem restlichen Stumpf. Der Körper der Schlange wand sich noch immer herum und ich verzog angewidert das Gesicht, während ich den Würgereiz unterdrücken musste. Niemals hätte ich sowas freiwillig getan.
Ich packte die zappelnde Schlange und trug sie etwa einen Meter von mir entfernt. Würde das reichen? Ich sah mich noch weiter um, konnte allerdings nur einen Vogel entdecken, den ich mit dem Messer eh nicht erwischt hätte, also ging ich zurück zu Will.
Der Regenwald war unordentlich, total chaotisch und man musste ständig Angst haben sie zu verlaufen. Ich hatte mir auf meinem Hinweg eine Schneise mit einem abgebrochenen Ast geschlagen, sodass ich nun ungefähr wusste wohin ich musste. Nach einer halben Stunde ermüdenden Marsch durch den Dschungel - inklusive nicht mehr zappelnder Schlange - kam ich am Flussufer an.
"Boah Megan, das ist doch nicht dein Ernst!" beschwerte sich Will als er die etwa eineinhalb Meter lange Schlange über meiner Schulter baumeln sah.
Das Feuer brannte mittlerweile wieder. "Such du im Regenwald nach was annähernd essbarem" kommentiere ich die Beschwerde kühl und warf die Schlange auf den Boden.
Dann kniete ich mich neben sie und zog mein Messer heraus.
"Du kannst das Vieh doch nicht da an unserem aufschlitzen." kommentiere Will fassungslos, doch ich ignorierte ihn und schlitze die Schlange längs auf.
Das war extrem eklig aber ich biss die Zähne zusammen und zog die Haut vom Körper. Irgendwo musste das Vieh ja auch Organe haben. Ich musste würgen als ich die Organe der Schlange entfernte. Dann teilte ich die Schlange in kleine Häppchen. Will kam dazu und half mir die Brocken auf kleine Stöcke zu spießen, damit wir sie über dem Feuer braten konnten.
"Ich hab echt Durst." stellte Will fest.
"Da müsste noch ein bisschen was in der Wasserflasche sein." meinte ich und zeigte auf den Rucksack der in der Nähe des Feuers stand.
"Aber dann hast du ja nichts mehr." stellte er ganz richtig fest.
"Kein Problem. Sobald ich ein Gefäß, dass nicht schmilzt gefunden habe, kann ich mir ja was abkochen." meinte ich lächelnd.
Will ging zu dem Rucksack und zog die Plastikflasche heraus. Ich beschloss nochmals die Tasche zu durchsuchen. Ich hatte kein Gefäß dabei, doch ich fand meine Gesichtscreme, die ich in einem gläsernen Tiegel aufbewahrte.
Ich kratzte die weiße Creme - die übrigens ein halbes Vermögen gekostet hatte - heraus. Der Töpfchen war lächerlich klein aber besser als nichts. Ich lief zum Wasser wo ich etwas davon in das Töpfchen tat. Das stellte ich dann in die Glut. Das Wasser war irgendwie grünlich und sah echt alles andere als lecker aus. Dann setzte wir uns ans Feuer und warteten.
DU LIEST GERADE
Another Identity
Action[Teil 2] Während dem letzten Jahr wusste ich noch was gut und was böse, was recht und was schlecht war. Heute ist das nicht mehr so. Manchmal muss einem vor Augen geführt werden, dass das Gute genauso Böse wie das eigentliche Böse sein kann. Wenn...